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Deutsche PISA-Daten 2006 sprechen eindeutig gegen sechsjährige Grundschule / Meidinger: Brandenburg ist in Sachen Bildungsgerechtigkeit das "schwarze Schaf" in Deutschland

Geschrieben am 08-02-2010

Berlin (ots) - Gegen die immer wieder von Bildungspolitikern und
auch in einigen Medien wiederholte Behauptung, die PISA-Daten
unterstützten eine Verlängerung der Grundschuldauer, hat sich der
Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes (DPhV),
Heinz-Peter Meidinger, in Berlin anhand aktueller
PISA-Vergleichsuntersuchungen gewandt.

Dabei erinnerte er daran, dass gerade diese These bei den
Verhandlungen um die verpflichtende Einführung der Primarstufe von
den Reformbefürwortern immer wieder bemüht werde. Der Verbandschef
verwies darauf, dass bei der Veröffentlichung der Ergebnisse von PISA
2006 erstmals auch ein Vergleich zwischen den Bundesländern vorgelegt
worden sei, der die Veränderungen hinsichtlich sozialer Disparitäten
bei Kompetenzerwerb und Bildungs-beteiligung im Zeitraum zwischen
PISA 2000 und PISA 2006 dokumentiere. Dies seien die wichtigsten
Kenngrößen für den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und
Bildungserfolg, also für Bildungsgerechtigkeit in Deutschland.

"Ein Blick auf das einzige Bundesland, das in diesem Zeitraum eine
verpflichtende sechsjährige Grundschule eingeführt hatte,
Brandenburg, fördert Erstaunliches zutage. Nicht nur, dass sich in
Brandenburg der Zusammenhang zwischen sozialer Schicht und
Bildungserfolg (Steigung des sozialen Gradienten) im Berichtszeitraum
'signifikant' erhöht hat, auch in der Lesekompetenz konnte eine
'tendenzielle Zunahme der sozialen Unterschiede' festgestellt werden.
Das Autorenteam um Prof. Baumert stellt in dieser
Vergleichsuntersuchung außerdem fest, dass sich deutschlandweit
lediglich in Brandenburg der 'Gymnasialanteil für Schülerinnen und
Schüler der oberen Dienstklasse statistisch bedeutsam erhöht' habe.
In keinem Bundesland mit vierjähriger Grundschule liegt außerdem die
Gymnasialbeteiligung von Oberschichtkindern so hoch wie in
Brandenburg, nämlich bei 63 Prozent", betonte Meidinger.

Der DPhV-Vorsitzende bemühte auch die in dieser
Vergleichsuntersuchung dargestellten Daten für die Chance eines
Arbeiterkindes im Vergleich zu Kindern aus der oberen Dienstklasse,
das Gymnasium zu besuchen.

Diese Chancen hätten sich von 2000 bis 2006 bei gleicher
Lesekompetenzstufe in Brandenburg von 1 : 1,9 auf 1 : 4,3
verschlechtert. Damit gehöre Brandenburg nicht nur zu den drei
Ländern mit den schlechtesten Aussichten für Arbeiterkinder, ein
Gymnasium zu besuchen, sondern stelle auch den absoluten
Negativrekord auf, was die Verschlechterung der sozialen
Chancengerechtigkeit im Vergleichszeitraum betrifft (minus 2,4),
während sich beispielsweise Bayern um den Faktor 3,8 verbessern
konnte.

Meidinger zog folgendes Resümee: "Auch wenn es sicher unzulässig
ist, die Zunahme der Bildungsungerechtigkeit in Brandenburg allein
auf die längere Grundschulzeit zu schieben, welche viele
bildungsinteressierte Eltern offensichtlich dazu antreibt, sich noch
intensiver um den Bildungserfolg ihrer Kinder zu kümmern, kann man
doch feststellen, dass eine längere Grundschulzeit in Deutschland
keinerlei positiven Effekte hinsichtlich mehr sozialer
Chancengerechtigkeit bzw. größerer Leistungsstärke hat. Im Gegenteil:
Die soziale Schere geht weiter auf! Brandenburg mit seiner längeren
Grundschulzeit ist das schwarze Schaf in Sachen Bildungsgerechtigkeit
in Deutschland."

Der DPhV-Bundesvorsitzende plädierte deshalb nachdrücklich dafür,
von einer verpflichtenden zwangsweisen Einführung der Primarschule in
Hamburg in jedem Fall abzusehen, sondern stattdessen nach einem
angemessenen Zeitraum die Ergebnisse der freiwilligen Starterschulen
intensiv zu evaluieren. "Verfehlte Schnellschuss-Experimente der
Bildungspolitik auf Kosten der Kinder als wehrlose Versuchskaninchen
haben wir in Deutschland schon genug gehabt!", sagte Meidinger.

Chance eines Facharbeiterkindes im Vergleich zu Kindern der oberen
Dienstklasse, das Gymnasium zu besuchen bei gleichen Lesekompetenzen

Bundesland Veränderung PISA 2000 PISA 2006
Baden-Württemberg + 0,8 1: 3,2 1: 4,0
Bayern - 3,8 1: 6,5 1: 2,7
Brandenburg + 2,4 1: 1,9 1: 4,3
Bremen + 0,2 1: 3,0 1: 3,2
Hessen + 0,7 1: 2,7 1: 3,4
Mecklenburg-
Vorpommern - 1,7 1: 4,0 1: 2,3
Niedersachsen - 0,2 1: 5,0 1: 4,8
Nordrhein- Westfalen + 1,4 1: 3,1 1: 4,5
Rheinland-Pfalz - 2,5 1: 5,1 1: 2,6
Schleswig-Holstein - 2,9 1: 5,8 1: 2,9
Saarland + 0,6 1: 3,5 1: 4,1
Sachsen - 0,6 1: 2,2 1: 2,8
Sachsen-Anhalt - 0,1 1: 3,1 1: 3,0
Thüringen - 0,8 1: 3,0 1: 2,2

Originaltext: Deutscher Philologenverband
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/57564
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_57564.rss2

Kontakt:
DPhV - Deutscher Philologenverband
Eva Hertzfeldt
Pressesprecherin
Telefon: 030 - 40 81 67 89
Mobil: 0172 - 305 08 67
EMail: presse@dphv.de


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