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WAZ: Hartz IV-Sätze in der Kritik - Kinder wollen dazugehören - Leitartikel von Lars von der Gönna

Geschrieben am 05-02-2010

Essen (ots) - So viele Spielarten die Pädagogik uns an die Hand
geben will, der nächsten Generation ein gutes Leben zu ermöglichen,
so einig ist sie sich über den Kern kindlichen Glücks: Kinder wollen
dazugehören.
Dazugehören. Das liest sich so leicht. Im deutschen Elternalltag ist
der Weg dahin längst ein Hindernisparcours gediegenen Ausmaßes. Denn
eigentlich ist Dazugehören ein Gefühl. Aber längst wird es bei
Kindern und Jugendlichen geformt und geprägt von einem Katalog,
dessen Kapitel Konsum, Ästhetik, Trend, Coolness heißen. Können die
Eltern etwas dagegen tun, da sie doch wissen sollten, um was es im
Leben eigentlich geht? Weil sie besser durchschauen, wie lächerlich
der Tanz um die goldenen Kälber von Mode-Labels und PC-Neuheiten ist?
Wenn das nur so einfach wäre.
Denn mögen Ältere die Zeit heraufbeschwören, als der weihnachtliche
Gabentisch noch nicht unter einem Berg aktueller
Betäubungs-Requisiten der Elektronik-Industrie ächzte. Mögen
Moralisten stöhnen, dass Achtjährige heute zum Modefriseur getragen
werden. Mögen 50-Jährige sich an Kindergeburtstage erinnern, da das
größte Glück darin bestand, einen eigenen Kuchen gebacken zu bekommen
statt einen Gutschein für eine Party in einer Burgerbraterei mit
bezahltem Clown: Nostalgie hilft wenig. Seinen Kindern zu helfen,
heißt auch: Das Leben in dieser Welt zu akzeptieren.
Freilich: Dieses Leben muss man sich leisten können. Es ist teuer, es
kostet mindestens 20 Jahre lang - ein kleines Vermögen. Vermögen!,
wie muss das in den Ohren einer Mutter klingen, die Hartz IV
empfängt? Ihr Kindergeld? Wird angerechnet. Schulbücher? Sind bei
Hartz IV nicht ausgewiesen, der Gesamtetat muss reichen. Ist Bildung
etwa eine Mode? Ganz zu schweigen von Mitbringseln für den
Kindergeburtstag, einer Klassenfahrt, der Mitgliedschaft im
Sportverein. Der Gesetzgeber kennt und erkennt dafür bislang keinen
Bedarf. Er schnürt ein Paket von Minimalbedürfnissen. Als
Erziehungsberechtigter daran zu scheitern, ist nicht die Ausnahme,
sondern die Regel. Im Ruhrgebiet ist mindestens jedes vierte Kind
betroffen. Gäbe es nicht Omas, Tanten, Freunde - es sähe wohl noch
finsterer aus.
Kinder wollen dazugehören. Für Hartz IV-Kinder ist das Gegenteil
Gesetzestext. Damit leben sie in einer Gesellschaft, in der die
Gleichheit des Menschen mit seiner Geburt endet. Dass der Staat
gerade dabei zusieht, ist ein Trauerspiel. Am Dienstag wird sich das
Bundesverfassungsgericht zur Rechtmäßigkeit der geltenden Sätze
äußern. Ein Signal wäre bitter nötig.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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