(Registrieren)

LVZ: Heiner Geißler: Rüttgers-Kritiker wollen CDU zurückwerfen

Geschrieben am 10-08-2006

Leipzig (ots) - Im CDU-Richtungsstreit gibt es Rückendeckung für
Jürgen Rüttgers: Der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler
verteidigte den Vorstoß des nordrhein-westfälischen
Ministerpräsidenten als "richtigen und notwendigen Schritt." Der
"Leipziger Volkszeitung" (Donnerstag-Ausgabe) sagte Geißler weiter:
"Jürgen Rüttgers liegt mit seiner Kritik richtig und sie ist auch
berechtigt." Seine Kritiker wollten die CDU in die Zeit vor der
Bundestagswahl zurückwerfen. "Es ist ein Treppenwitz, dass der
wirtschaftsliberale Flügel der Partei jetzt die
Sozialdemokratisierung der CDU beklagt. Dabei tragen sie die
Verantwortung für die Wahlniederlage." Die CDU habe bei der letzten
Bundestagwahl den "Charakter einer Volkspartei verloren." Mit
Ergebnissen von nur 35 Prozent gehe man in Richtung Klientelpartei.
"Wir haben keine Sozialdemokratisierung der CDU sondern eine
Auszehrung einer großen Volkspartei, die sich eine Politik gegen die
Arbeitnehmer nicht leisten kann."

Geißler nahm auch Generalsekretär Ronald Pofalla gegen die
zunehmende Kritik an seinen Vorstößen in Schutz. "Diese Kritiker sind
die Leute von vorgestern." Pofalla sollte nicht auf sie hören. "Man
darf nicht die Kurpfuscher von vorgestern zu Vertrauensärzten von
morgen machen." Angela Merkel dürfe jetzt nicht wieder den Fehler
machen, "auf die wirtschaftsliberalen Lobbyisten der Partei zu hören.
Das sind die schlechtesten Ratgeber." Innerhalb der großen Koalition
könne die CDU an Profil gewinnen, wenn sie klar Partei- und
Regierungsarbeit trenne. "Die Regierungsarbeit ist nicht identisch
mit dem Programm der Partei. Das muss man den Menschen aber auch
deutlicher als bisher sagen."

Zugleich forderte Geißler eine konsequente programmatische
Erneuerung der CDU. "Die CDU muss endlich Stellung beziehen zum
jetzigen Wirtschaftssystem, bei der der Börsenwert eines Unternehmens
umso höher steigt, je mehr Arbeiter entlassen werden. Dazu hört man
in der CDU derzeit nichts." Als Erfinder der sozialen Marktwirtschaft
sei die Partei dazu verpflichtet, Impulse für eine human gestaltete
Globalisierung zu geben. "Der Grundsatz muss wieder sein: Die
Kapitalinteressen haben den Menschen zu dienen und nicht sie zu
beherrschen, wie es jetzt leider ist."

Der frühere CDU-Generalsekretär warnte seine Partei vor den Folgen
einer halbherzigen Grundsatzdebatte. Sollte nicht bald eine klare
Richtung erkennbar sein, drohe der Union der Verlust der
Mehrheitsfähigkeit bei künftigen Bundestagwahlen. "Wenn sie Glück
hat, bleibt die Partei im 30-Prozent-Turm stecken. Wenn es schlecht
läuft, sinkt sie weiter ab und wird zu einer aufgeblasenen FDP."

Geißler rechnet nicht damit, dass die FDP trotz hoher Umfragewerte
zum Auffangbecken für enttäuschte CDU-Wähler wird. "Die Politik wird
derzeit allgemein negativ bewertet, unter anderem wegen der
Mehrwertsteuererhöhung. Die Umfragewerte sind daher für mich nur eine
Momentaufnahme, die man glatt wieder vergessen kann."

Trotz der bevorstehenden Landtagswahlen und der offenen
Reformbaustellen glaubt Geißler nicht an ein vorzeitiges Ende der
großen Koalition. "Ich gehe davon aus, dass die Regierung hält. Es
gibt keine Alternative zu Angela Merkel. Die CDU wird nur dann wieder
mehrheitsfähig gewählt, wenn diese Regierung nicht scheitert." Auch
der Vorstoß von Sigmar Gabriel, der SPD-Chef Kurt Beck zum nächsten
SPD-Kanzlerkandidaten ausrief, sei für ihn " nur eine Sommermasche."
Eine große Koalition sei insgesamt konfliktärmer, "deshalb stürzt
sich die Öffentlichkeit mehr auf solche Wortmeldungen."

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

24972

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: Finanzen / Land spart an Kreisstraßen / Weitere drastische Kürzung geplant Halle (ots) - Magdeburg. Sachsen-Anhalt will die finanzielle Unterstützung der Landkreise bei der Pflege und Instandsetzung von Kreisstraßen drastisch reduzieren. Statt bislang 7.414 Euro je Kilometer soll es nur noch 1.023 Euro pro Jahr geben, schreibt die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (Donnerstag-Ausgabe). Das sieht der Entwurf eines "Gesetzes zur Entlastung der Kommunen von Aufgaben und Ausgaben" vor, der am 1. Januar 2007 in Kraft treten soll. Das Gesetz ist Teil des umfangreichen Sparkatalogs der Landesregierung. Der mehr...

  • Rheinische Post: Vorstoß bei der Rektorenkonferenz: Universitäten sollen Semesterbeginn vorziehen Düsseldorf (ots) - Die deutschen Hochschulen geraten unter Druck, ihre Semesterzeiten zu reformieren. Mehrere Rektoren drängen auf eine Vorverlegung des Semesterbeginns, um ihn dem internationalen Rhythmus anzupassen.Christoph Markschies, Präsident der Berliner Humboldt-Universität, kündigte in der "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe) an, bei der nächsten Hochschulrektorenkonferenz (HRK) am 10. Oktober in Osnabrück eine deutschlandweite Umstellung zu beantragen. Demnach soll das Wintersemester künftig im September statt im Oktober beginnen, mehr...

  • Rheinische Post: Unterhaltspflichten für arbeitslose Eltern: Unions-Vize Falk stimmt Pofalla zu Düsseldorf (ots) - Im Streit um Unterhaltspflichten erwachsener Kinder für ihre arbeitslosen Eltern bekommt CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla Schützenhilfe von Familienpolitikern seiner Partei. "Es ist viel zu lange in Vergessenheit geraten, dass Familie auch eine Solidargemeinschaft in sich ist", sagte Ilse Falk, Vize-Chefin der Fraktion im Bundestag, der "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). Dadurch, dass der Staat den Menschen immer mehr abgenommen habe, werde es als "ungewöhnlich und fast nicht zumutbar empfunden, dass man zunächst mehr...

  • Rheinische Post: Geheimdienste: Grüne drohen mit "Karlsruhe" Düsseldorf (ots) - Die Grünen drohen der Bundesregierung mit einer Organklage, wenn sie keine befriedigende Antwort bekommen, inwieweit Parlamentarier in den letzten Jahren im Visier der Nachrichtendienste waren. "Wenn die Bundesregierung erneut die Antwort bezüglich der Überwachung von Bundestagsabgeordneten durch ihre Geheimdienste verweigert, werden wir die Möglichkeiten des Ganges nach Karlsruhe zur Durchsetzung unseres parlamentarischen Fragerechtes prüfen", kündigte der Parlamentarische Geschäftsführer, Volker Beck, gegenüber der mehr...

  • Rheinische Post: Unionsspitze distanziert sich von Forderung nach Einschnitten bei der Witwenrente Düsseldorf (ots) - Die Fraktionsspitze der Union im Bundestag hat sich von der Forderung nach Einschnitten bei den Hinterbliebenenrenten für junge Witwen distanziert. "Das ist bei uns kein Thema. Es wird in der Union überhaupt nicht diskutiert", betonte die Vize-Fraktionschefin Ilse Falk im Gespräch mit der "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). Im Herbst werde eine Arbeitsgruppe der Koalition die allmähliche Umsetzung des Renteneintrittsalters auf 67 vorbereiten. "In diesem Zusammenhang werden wir über vieles reden. Aber die Hinterbliebenenrente mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht