(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Verpasste Chance Zum Vorschlag über die Einführung einer Pkw-Maut

Geschrieben am 27-01-2010

Cottbus (ots) - Freie Fahrt für freie Bürger - so lautete in den
70er-Jahren ein von der Automobilindustrie und den entsprechenden
Verbänden propagierter Slogan, mit denen sich die Lobbyisten gegen
ein Tempolimit auf deutschen Straßen wehrten - und sich schließlich
durchsetzten. Eine Wiedergeburt dieser emotionalen Parole könnte
bevorstehen. Wenn auch mit leichter Bedeutungsverschiebung: Denn die
deutschen Pkw-Fahrer können zwar weiterhin richtig Gas geben, sollen
jedoch nach Ansicht des Präsidenten des Verkehrsgerichtstages, Kay
Nehm, für die Nutzung der Fernstraßen in Zukunft zur Kasse gebeten
werden.
Reflexartig melden sich die Automobilclubs zu Wort: Ungerecht,
inakzeptabel, Abzocke! Bau und Unterhaltung der Autobahnen würden
ohnehin aus Steuermitteln bezahlt. Zusätzlich eine Pkw-Maut verlangen
zu wollen, sei absurd, heißt es vom ADAC. Mit dieser etwas schiefen
Logik geht der Interessenverband allerdings davon aus, dass jeder
deutsche Steuerzahler automatisch auch das Fernstraßennetz nutzt.
Wohl eher ADAC-Wunschdenken als Realität.
Etwas schrill klingt auch die Befürchtung vonseiten des Auto Club
Europa (ACE), wonach mit der Straßengebühr die Steuererleichterungen
für Hoteliers und Erben finanziert werden sollen. Doch die Sorge,
dass die Haushaltslöcher statt die Schlaglöcher mit der Maut gestopft
werden könnten, ist nicht unbegründet. Denn auch die Einnahmen aus
der Lkw-Maut kommen eher den öffentlichen Haushalten zugute als dem
Straßennetz. Eine Überwachung der zweckgebundenen Verwendung wäre
auch im Falle der Pkw-Maut nur schwer möglich. Außerdem flösse ein
nicht unerheblicher Teil der Einnahmen in die Verwaltung des
Maut-Systems.
30 bis 40Euro jährlich soll laut Vorschlag des
Verkehrsgerichtstags-Präsidenten Kay Nehm die Pkw-Vignette kosten. Im
Gegenzug soll um denselben Betrag die Kfz-Steuer gesenkt werden. Das
klingt kostenneutral, ist aber nicht gerecht. Denn die Dummen sind
jene, die die Autobahn einmal im Jahr nutzen, um ihre Verwandten zu
besuchen - und genauso viel zahlen wie der Vielfahrer.
Mit seinem unausgegorenen Vorschlag verpasst Nehm die Chance, eine
wirklich zeitgemäße Diskussion zu dem Thema anzustoßen, denn die
Maut-Pläne liegen schon lange in der Schublade von Verkehrsminister
Ramsauer. Die Maut wird kommen. Sie existiert bereits in den meisten
europäischen Staaten. Es ist Zeit, darüber nachzudenken, wie man mit
einer gerechten und entfernungsabhängigen Straßengebühr den
Verkehrsfluss sinnvoll regeln kann, wobei die Einnahmen auch
tatsächlich dem Wegenetz zugutekommen. An einer sachlichen Diskussion
zum Thema sollten auch die Interessenverbände teilnehmen, bevor die
alten Parolen wieder aufgewärmt werden.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

248769

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Luftnummer als Drohkulisse Zur Zukunft des Sorbischen Nationalensembles Cottbus (ots) - Es ist noch gar nicht allzu lange her, da gingen die Sorben auf die Straße, um für ein neues Finanzierungsabkommen zugunsten der Stiftung für das sorbische Volk zu demonstrieren. Mittlerweile liegt dieses Abkommen vor. Wer allerdings glaubte, dass die sorbischen Einrichtungen nunmehr in Ruhe und vor allem in Sicherheit ihrer Arbeit nachgehen können, sieht sich getäuscht. Gerade einmal ein halbes Jahr hat es gedauert, dass wieder alles, was damals gefährdet schien, erneut auf dem Prüfstand steht. Das Sorbische Nationalensemble mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Der Schwanz und der Hund Zum Absturz der FDP in Wählerumfragen Cottbus (ots) - Wieder ist beim Wahlsieger des Herbstes, der FDP, ein starker Trend zu vermelden. Es geht abwärts. Nicht in jeder Umfrage gleich stark, aber in jeder Umfrage abwärts. Und anders als bei der Bundestagswahl verhalten sich FDP und Union diesmal nicht wie kommunizierende Röhren. Ein Teil der Zustimmung geht dem schwarz-gelben Lager komplett verloren, zu den Nichtwählern oder gar zur Opposition. Für Angela Merkel ist das erst einmal egal. Sie und ihre schwarz-gelbe Koalition haben noch Dreidreiviertel Jahre Zeit. Aber für Nordrhein-Westfalen mehr...

  • Rheinische Post: Bischof Müller attackiert die Unionsparteien Düsseldorf (ots) - Der Bischof von Regensburg, Gerhard Ludwig Müller, hat den Unions-Parteien "Selbstschädigung" und "parteiegoistischen Opportunismus" vorgeworfen. Müller sagte der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post (Mittwochausgabe) mit Blick auf "C"-Parteien: "Sie vernachlässigen oft ihre Kernidentität und meinen, an allen Ecken und Zäunen Stimmen einsammeln zu müssen mit einem vagen Programm." Die "C"-Parteien müssen laut Müller um ihrer selbst willen abkehren von dem gegenwärtigen Opportunismus und sich auf ihre Grundlagen mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: DDR-Vergangenheit Wiefelspütz lehnt schwarz-gelbe Pläne zu neuer Stasi-Überprüfung ab Halle (ots) - Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, lehnt die von der schwarz-gelben Koalition geplante Verlängerung der Überprüfung auf Stasi-Mitarbeit im öffentlichen Dienst über das Jahr 2011 hinaus ab. "Ich kann nicht erkennen, dass dafür eine Notwendigkeit besteht", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe). "Es geht mir nicht um einen Schlussstrich. Den gibt es nie bei der historischen Aufarbeitung. Aber die Fristen sind mit Bedacht und großer Zustimmung mehr...

  • WAZ: Lückenschluss der A 44 wird 90 Millionen Euro teurer Essen (ots) - Der geplante Lückenschluss der Autobahn 44 zwischen Ratingen-Ost und Velbert wird mehr als 90 Millionen Euro teurer als bisher bekannt. Das bestätigte ein Sprecher des Landesbetriebs Straßen NRW gestern gegenüber den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe. Die Planer hatten sich bei den ursprünglich angesetzten 129,4 Millionen Euro Baukosten für das 12,6 Kilometer lange Straßenstück offensichtlich verkalkuliert. Alleine für die elf Brücken seien die Kosten um 45 Millionen Euro gestiegen. Gründe seien unter anderem die hohen Stahlpreise, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht