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Westdeutsche Zeitung: An einem Ausstiegsszenario führt kein Weg vorbei - Eine Afghanistan-Strategie ohne Konzept Von Anja Clemens-Smicek =

Geschrieben am 26-01-2010

Düsseldorf (ots) - Ein Eingeständnis der Hilflosigkeit - so liest
sich der deutsche Strategiewechsel in Afghanistan: Hier 500
zusätzliche aktive Soldaten, dort 350 Mann als flexible Reserve, hier
ein paar Ausbilder mehr für Polizei und Armee, dort ein
50-Millionen-Euro-Zuschuss aus Steuergeldern für Taliban, die sich
vom Terror abwenden. Das wirkt nicht wie ein durchdachtes Konzept,
sondern wie der Versuch, ganz unterschiedliche Klientel zu bedienen -
die Nato-Partner, die von Deutschland auf der
Truppensteller-Konferenz Zusagen erwarten, die deutsche Bevölkerung,
die der Mission weitgehend ablehnend gegenübersteht, und die
Opposition, die im Kampf um die Wählergunst in ihrer
Afghanistan-Politik eine 180-Grad-Wende hingelegt hat.

An einem vernünftigen Ausstiegsszenario führt kein Weg vorbei.
Wenn aber ein Truppenabzug nicht in einem ähnlichen Fiasko enden soll
wie weiland die britische oder die sowjetische Besatzung, müssen sich
die Verbündeten endlich auf eine gemeinsame Strategie verständigen.
Das setzt eine schonungslose Bilanz voraus, um Fehler nicht zu
wiederholen. Dazu gehört Mut, denn der Westen ist mit seinem
Versprechen gescheitert, dem Land am Hindukusch Fortschritt und
Demokratie zu bringen. Mit ihrem halbherzigen und wenig koordiniertem
Vorgehen haben die Nato-Staaten dazu beigetragen, dass die Taliban
wieder erstarkt sind. Die Aufständischen konnten Teile der
afghanischen Armee und Polizei infiltrieren, sie paktieren mit
Stammesführern und sind bereits in Institutionen vertreten, an die
die USA im Sommer 2011 die Verantwortung abtreten wollen.

Umso dringender müssen in London Antworten gefunden werden auf
wichtige Fragen: Wie wird sichergestellt, dass Entwicklungshilfe
nicht in dunklen Kanälen versickert? Wer bestimmt, wer in den Genuss
des Aussteigerprogramms kommt? Inwieweit ziehen die Verbündeten mit,
wenn die USA in diesem Jahr den militärischen Druck auf die Taliban
erhöhen? Ein paar hundert Bundeswehrsoldaten mehr oder weniger werden
sicher nicht dazu beitragen, den Afghanistan-Einsatz zu einem Erfolg
zu führen oder in einem Misserfolg enden zu lassen. Es sind aber
wieder ein paar hundert Soldaten mehr, die ihr Leben riskieren. Man
sollte ihnen endlich sagen, wofür.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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