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Lausitzer Rundschau: Beispiel Island offenbart ein weltweites Konfliktpotenzial Wer für die Krise zahlt

Geschrieben am 01-01-2010

Cottbus (ots) - Bürger haften für ihre Banken. Dass für die Kosten
der Weltfinanzkrise nicht diejenigen aufkommen, die sich jahrelang
eine goldene Nase verdient haben, sondern die Allgemeinheit, ist ein
weltweiter Skandal. Aber nirgends wird er derzeit so spürbar wie in
Island.
Rund 3,8 Milliarden Euro Entschädigungszahlungen - das sind fast 40
Prozent seines Bruttoinlandsprodukts - soll der Inselstaat an
ausländische Sparer der pleite gegangenen Icesave-Bank leisten. Damit
würde sich die Pro-Kopf-Verschuldung der rund 300 000 Isländer auf
einen Schlag um rund 13 000 Euro erhöhen. Icesave ist eine Tochter
der mittlerweile verstaatlichten Privatbank Landsbanki und hatte vor
der Krise besonders Anleger aus Großbritannien und den Niederlanden
mit exorbitanten Zinsen gelockt. So lange alles lief, wurden die
natürlich gerne mitgenommen, aber als das isländische Bankensystem
kollabierte und die Einlagen verloren schienen, war das Geschrei groß
- und ebenso der politische Druck, den London und Den Haag seitdem
offen auf Reykjavík ausüben.
Zwei Länder übrigens, von denen nicht bekannt ist, dass sie das
Weltfinanzsystem vor dessen Zusammenbruch in irgendeiner Weise
kritisch gesehen oder etwa vor riskanten Geldanlagen auf einer
Vulkaninsel im Nordatlantik gewarnt hätten.
Jetzt aber scheint beiden Regierungen das Hemd näher als der Rock -
und sie nehmen ohne erkennbaren Skrupel den vollständigen Ruin der
isländischen Wirtschaft in Kauf, um die eigenen Bürger ruhig zu
halten. Ihrer erpresserischen Drohung, den isländischen EU-Beitritt
zu blockieren, musste sich das Parlament in Reykjavík am Ende beugen.
Dass Präsident Ólafur Ragnar Grímsson sich bislang weigert, das
entsprechende Gesetz zu ratifizieren, ist nur allzu verständlich.
Denn im Volk rumort es, schon kursieren Vergleiche mit dem Vertrag
von Versailles, und sollte es tatsächlich zu einem Referendum über
die Frage kommen, wird sich eindrucksvoll zeigen, dass die Isländer
in keiner Weise bereit sind, die Suppe auszulöffeln, die ihnen andere
eingebrockt haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sie es am
Ende gezwungenermaßen doch tun müssen. Aber ihr Beispiel wirft ein
Licht auf das enorme Konfliktpotenzial, das da weltweit noch
schlummert. Nicht immer wird ein wehrloser Kleinstaat zur Hand sein,
dem sich die Kosten der Krise relativ gefahrlos aufbürden lassen.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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