(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Bundeshaushalt mit neuem Schuldenrekord / Geballte Schwarzmalerei

Geschrieben am 15-12-2009

Cottbus (ots) - Bundesfinanzminister pflegten sich den Ruf als
Schuldenkönig erst am Ende ihrer jeweiligen Amtsperiode einzuhandeln.
Wolfgang Schäuble verdient sich diesen Titel schon zu Beginn seiner
Tätigkeit als oberster Kassenwart. Der Haushaltsentwurf, den er
seinen Kabinettskollegen am heutigen Mittwoch zur Abstimmung vorlegen
wird, enthält die bemerkenswerte Feststellung, dass die
Neuverschuldung im nächsten Jahr mit fast 86Milliarden Euro
eine "bisher beispiellose Höhe" in der Geschichte der Bundesrepublik
erreicht.
Nun wäre es sicher ungerecht, die besonderen Umstände auszublenden,
auf denen das traurige Zahlenwerk fußt. Ohne kostenträchtiges
Gegensteuern des Staates hätte die internationale Wirtschaftskrise in
Deutschland deutlich tiefere Schleifspuren hinterlassen. Anders als
bei früheren Finanzministern, die den Aufschwung am liebsten
herbeigebetet hätten und sich die Zahlen entsprechend schön
rechneten, lebt Schäubles Haushalt jedoch von derart geballter
Schwarzmalerei, dass einem Angst und Bange werden kann.
Und trotz übereinstimmender Prognosen über einen zarten
Konjunkturfrühling findet sich dort nicht einmal die Spur von
Konsolidierung. Das Fatale an diesem unbekümmerten Geldausgeben ist,
dass sich der Bund in den Folgejahren nun umso stärker in Zugzwang
setzt. Ab 2011 sind nämlich die Zeiten vorbei, in denen es mal eben
genügte, eine Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts
auszurufen und damit einen Freibrief für neue Kredite in der Hand zu
haben. Will Schäuble nicht sehenden Auges die Verfassung verletzen,
muss er spätestens dann als eiserner Haushaltsanierer tätig werden,
um der grundgesetzlich verankerten Schuldenbremse zu genügen.
Und umso mehr Schulden er noch 2010 macht, desto böser wird das
Erwachen danach sein. Nicht nur, dass alle zusätzlichen
Steuersenkungsversprechen auf Sand gebaut sind - in der
Koalitionsvereinbarung ist immerhin von einer weiteren Entlastung in
Höhe von 24Milliarden die Rede. Der Staat wird auch bei den
Ausgaben Abstriche machen müssen und damit bei den Leistungen für die
Bürger. Die politisch groß angepriesenen Steuergeschenke Anfang 2010
werden dann längst vergessen sein.
Zweifellos sind die Zeiten schwierig, um als Finanzminister zu
glänzen. Dem Etat für das nächste Jahr haftet aber nicht einmal der
Versuch einer soliden Haushaltsführung an. Wenn Schäuble wenigstens
mal beim Unsinn der Steuersubvention für Hotelbesitzer auf den Tisch
hauen würde. Angesichts der Schuldenorgie sind das nur Peanuts. Aber
es wäre wenigstens ein Hoffnungsschimmer, dass diese Bundesregierung
finanzpolitisch nicht von allen guten Geistern verlassen ist.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

242694

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Fünf Jahre Hartz IV - die Bilanz von Arbeitsmarktforschern / Besser als sein Ruf Cottbus (ots) - Es ist fast unmöglich geworden, über Hartz IV auch nur einen geraden Satz zu sagen, ohne vehementen Widerspruch zu ernten. Versuchen wir es trotzdem. Erstens: Das alte System, Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe nebeneinander, war schlechter, weil die Betroffenen nur noch durchgefüttert wurden, ohne Arbeitsanreize und -angebote. Der Staat entledigte sich seiner Pflichten durch Zwangsabschiebung der Arbeitslosen in eine soziale Hängematte, in die viele gar nicht wollten. Zweitens: Die Verringerung der Langzeitarbeitslosigkeit mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Sicherheit bei Fußballspielen belastet die Steuerzahler / Teures Risiko Cottbus (ots) - In der vergangenen Saison gab es in den obersten vier deutschen Fußball-Spielklassen 149Risikospiele, wie sie der Deutsche Fußballbund (DFB) nennt. Mindestens 500Polizisten sorgen bei jeder dieser Partien mit ausgeprägter Fangruppen-Gegnerschaft für die Sicherheit der Stadionbesucher. Bei jedem dieser Großeinsätze zahlt der Steuerzahler kräftig mit. Allein die Absicherung des Heimspiels von Union Berlin gegen Energie Cottbus vor 14Tagen schlug mit fast 300 000 Euro zu Buche. Da lässt mehr...

  • Rheinische Post: Verdi-Aufschlag Düsseldorf (ots) - Kommentar von Martin Kessler Die öffentlich Bediensteten haben die große Wirtschaftskrise fast unbeschadet überstanden. Sie müssen nicht den Verlust ihres Arbeitsplatzes befürchten und keine Gehaltseinbußen hinnehmen, obwohl Bund, Länder und Kommunen Milliarden und Abermilliarden an neuen Schulden anhäufen. Vor diesem Hintergrund kommt die Tarifforderung der Gewerkschaft Verdi von fünf Prozent wie aus einer anderen Welt. Auch wenn es am Ende nur die Hälfte sein wird, passt der Zuwachs nicht ins derzeitige Wirtschaftsbild. mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Bildung / Finanzen Osnabrück (ots) - Endlich die Hausaufgaben machen "Wenn du dein Kind fördern willst, dann musst du das selbst tun." Dieses Zitat aus einem Gespräch zwischen zwei Müttern von Grundschülern ist sicherlich nicht repräsentativ, aber bezeichnend: Der schulische Erfolg hängt hierzulande außergewöhnlich stark von der sozialen Herkunft ab. Zudem ist das deutsche Bildungssystem im internationalen Vergleich unterfinanziert. Darunter leiden Schüler und Studenten gleichermaßen. Es wird also höchste Zeit, sich den vor gut einem Jahr gesetzten Zielen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Prozesse / Innere Sicherheit / Datenschutz Osnabrück (ots) - Kompromat auf Deutsch Für sich allein macht die Information in Behördenhand, wer wann mit wem telefoniert oder eine E-Mail ausgetauscht hat, den Bock nun wirklich nicht fett. Zumal in einem freien Land. Ist die 35000-fache Verfassungsklage gegen das Gesetz zur Speicherung von Kommunikationsdaten auf Vorrat also Wichtigtuerei? Die Antwort weiß, wer im Blick behält, dass der Handy- oder Internetnutzer nach diesem Gesetz mit jedem Kontakt zu Buche schlägt, Angaben über Ort und Zeit inklusive. Dass es obendrein für mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht