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Lausitzer Rundschau: zu: Die Stasi-Unterlagen über Bundestagsabgeordnete

Geschrieben am 02-08-2006

Cottbus (ots) - Es wäre eine kleine Sensation gewesen, hätten die
Aktivitäten der DDR-Stasi im Westen noch einmal für
schlagzeilenträchtige Enthüllungen gesorgt. Denn das Material, das
jetzt der Presse zugänglich gemacht wurde, ist ja längst von den
Ermittlungsbehörden durchforstet worden. Es wäre eine wesentlich
größere und traurige Überraschung, hätte sich herausgestellt, dass
die Mielke-Truppe tatsächlich wesentlichen, gar entscheidenden
Einfluss auf die Geschichte der Bundesrepublik hätte nehmen können.
Im geteilten Deutschland war die ostdeutsche Geheimpolizei aber von
der nachgeordneten Bedeutung, die sie dann beim Untergang der
Republik spielte, die sie verteidigen sollte und nicht konnte. Ihre
beschränkte Macht wuchs ihr nur dadurch zu, dass ihre Aktivitäten
undurchschaubar waren.
Es hat auch im Westen Tausende gegeben, die für die Stasi arbeiteten.
Deren Tun war nun allerdings auch nicht verwerflicher als das der
ostdeutschen Spitzel. Auf beiden Seiten der Mauer war die Arbeit für
die Stasi in aller Regel eine freiwillige Charakterlosigkeit. Die
Mehrzahl der Umworbenen verweigerte sich hier wie dort, weil sie sehr
wohl zwischen politischer Überzeugung und dem Verrat zu unterscheiden
wusste. Und so taugen die ertappten West-Spitzel auch nicht zur
Entlastung der Ost-IM. Die Neigung, die deutsche Nachkriegsgeschichte
als dunkle Verschwörung zu deuten, teilen heute manche vehemente
SED-Gegner mit den Geheimpolizisten des Kommunismus. Aber es nützt
nicht, die DDR immer wieder auf ihren Sicherheitsapparat zu
reduzieren. Auch ihr Verhältnis zur Bundesrepublik wurde - dies
machen die neuen Aktenveröffentlichungen noch einmal deutlich - nicht
zuerst von Agenten bestimmt. Viel hilfreicher wäre es da schon, sich
etwas mehr Gedanken zu machen über jene West-Linken, die einstmals
die SED-Herrschaft offen bejubelten und heute in hohen Ämtern sitzen.
Aber da erweist sich der Westen äußerst immun gegen jede Kritik. Die
Dummheiten der DKP-Genossen sind vergessen, verdrängt und schon fast
ein Geheimnis. Das erspart West wie Ost die schwierige Debatte um den
ideologischen Kern der tragischen Geschichte.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

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Lausitzer Rundschau

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Fax: 0355/481247
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