(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Oskar Lafontaine zwischen den Stühlen = von Wolfgang Radau

Geschrieben am 11-10-2009

Düsseldorf (ots) - Das Blatt hat sich gewendet - gegen Oskar
Lafontaine. Am Freitag hatte er sich für Alles oder Nichts
entschieden und alles auf eine rot-rot-grüne Koalition an der Saar
gesetzt. Egal, wer unter mir Ministerpräsident ist, wird sich der
frisch gewählte Fraktionsvorsitzende der Linkspartei gedacht haben.
Dann ereilte ihn die Rache der Grünen. Die 5,9 Prozent-Partei, die
der Wahlkämpfer Lafontaine aus dem Landtag hatte kegeln wollen,
entschied: Lieber mit CDU und FDP, als mit Oskar. Wir vermuten mal:
In Saarbrücken wird Lafontaine nicht lange den Fraktionsvorsitzenden
auf der Oppositionsbank geben. Und in Berlin ist der Zug bereits
abgefahren. Lafontaine sitzt zwischen den Stühlen.
Unerwartet leicht ist den Saar-Grünen ihre Entscheidung für
Schwarz-Gelb-Grün gefallen. Mit einer deutlichen Mehrheit folgen die
Delegierten des Parteitages ihrem Landeschef Hubert Ulrich in die
Jamaika-Koalition. Immerhin haben die Grünen der CDU des alten wie
zukünftigen Ministerpräsidenten Peter Müller und auch der FDP
Zugeständnisse wie Ausstieg aus der Atomenergie, Einstieg in die
Ganztagsschule, Abschaffung der Studiengebühren und weitreichendes
Rauchverbot abgerungen.
An der Saar ist die Sache also entschieden. Ganz anders in Thüringen.
Hier tobt in der SPD ein heftiger Richtungsstreit zwischen
Mandatsträgern und Basis. Parteichef Christoph Matschie muss die
Mehrheitsentscheidung seines Vorstandes für die Koalition mit der CDU
und gegen die Linke noch einem Parteitag am 25. Oktober zur
Abstimmung stellen. Das wird spannend.
Und Nordrhein-Westfalen, wo am 9. Mai 2010 ein neuer Landtag gewählt
wird - könnte Jamaika von der Saar als Vorbild für eine Koalition am
Rhein dienen? Eher nicht - im Gegenteil. Eine Linkspartei ohne den
SPD-Aussteiger Lafontaine wird es leichter haben, in der "Herzkammer
der Sozialdemokratie" als Bündnispartner akzeptiert zu werden. Wenn
denn die Grünen mitspielen und außer Acht lassen, dass ein Teil der
West-Linken ihre Wurzeln bei den SED-gesponserten West-Kommunisten
hat. Die Abschaffung der kommunistischen Herrschaft aber war das
zentrale Gründungsziel von Bündnis '90 - nach der friedlichen
Revolution vor 20 Jahren in der DDR.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

230148

weitere Artikel:
  • Westfalenpost: Oskar schafft Jamaika Hagen (ots) - Saargrüne entscheiden gegen Lafontaine Von Harald Ries Die kleinste Partei im kleinsten Flächenland hatte es in der Hand, etwas Neues zu schaffen - und sie hat sich für die interessantere Variante entschieden: Rot-Rot-Grün wäre die näher liegende Koalition gewesen, Schwarz-Gelb-Grün eröffnet dagegen bessere strategische Optionen. Ob das aber wirklich der Hintergrund des Votums der saarländischen Grünen ist, kann man bezweifeln. Denn zum einen gibt es persönliche Animositäten zwischen einigen grünen und linken Landtagsabgeordneten. mehr...

  • Neue Westfälische: KOMMEMTAR Nachdenken über eine Pkw-Maut Autofahrer sanieren Haushalt JÜRGEN JUCHTMANN Bielefeld (ots) - Kfz-Steuer und Mineralölsteuer, sogar Mehrwertsteuer auf die Mineralölsteuer zahlen die Autofahrer. Jetzt kommt womöglich die Pkw-Maut. Automobilclubs heulen reflexartig auf, Politiker glätten die Wogen. Die Idee bei den Koalitionsverhandlungen, eine Maut für Pkw einzuführen, verwundert nicht. Technisch funktioniert die Erfassung auf Autobahnen längst. Ob durch kilometergenaue Abrechnung oder mit der Rasenmähermethode einer Pauschale: Die Bundesregierung wird in den kommenden Jahren Milliarden benötigen, um marode Fernstraßen mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu Jamaika an der Saar: Stuttgart (ots) - Das ist eine weit über das kleine Land hinausreichende Entscheidung. Die Grünen befreien sich aus eigener Kraft von jener rot-grünen Fessel, die sie andernfalls in einer sich dramatisch verändernden Parteienlandschaft - programmatisch unnötig wie politisch unklug - noch länger an die Seite der SPD gekettet hätte. Wie zuvor in Thüringen, so haben sich auch die Linken im Saarland verkalkuliert. Sie treten als eine anmaßende, unberechenbare Gruppe auf, im Saarland obendrein von einem wie Oskar Lafontaine angeführt, dem mehr...

  • WAZ: Der Fall Sarrazin - Ein Bärendienst - Leitartikel von Daniel Freudenreich Essen (ots) - In Ansätzen mag Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin ja Recht haben. Freilich gibt es einige Ausländer, die ihren Platz in unserer Gesellschaft nicht gefunden haben oder sich auch gar nicht integrieren wollen. Sarrazins viel zu pauschale Migrantenschelte ist aber nicht nur eine Beleidigung für den überwiegenden Anteil türkischer und arabischer Mitbürger, die sich sehr wohl in unseren Alltag eingliedern. Nein, er hat auch allen Integrationsbemühungen einen Bärendienst erwiesen. Eine Generalverurteilung führt nicht zu einem mehr...

  • Berliner Morgenpost: Die Grünen fliehen vor Lafontaine nach Jamaika - Leitartikel Berlin (ots) - Vielleicht wird eines Tages in den Geschichtsbüchern erklärt, wie viel Zufall und wie viel Überlegung bei den Entscheidungen Oskar Lafontaines im Spiel waren. Klar ist schon heute: Die Folgen sind fast immer beträchtlich - aber machtpolitisch nicht immer zu Ende gedacht. 1995 stürzte der Saarländer den glücklosen SPD-Chef Scharping und bereitete jenes Erfolgsduett aus "Innovation und Gerechtigkeit" mit Gerhard Schröder vor, mit dem die SPD plus Grüne zurück an die Macht im Bund gelangte. Wenig später trollte sich der Kurzzeitfinanzminister mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht