(Registrieren)

Neuer ROG-Bericht zu Pressefreiheit und Umweltberichterstattung: In vielen Ländern ist Umweltschutz gefährliches Thema

Geschrieben am 17-09-2009

Berlin (ots) - Journalisten, die über die Ausbeutung der
natürlichen Ressourcen berichten oder zu Umweltverbrechen
recherchieren, sind in vielen Ländern Opfer von Drohungen und Gewalt.
In einem neuen Bericht legt Reporter ohne Grenzen (ROG) zahlreiche
Verstöße gegen die Pressefreiheit im Bereich der
Umweltberichterstattung offen: 13 Umweltjournalistinnen und
-journalisten aus unterschiedlichsten Regionen und Ländern, die
starken Repressionen ausgesetzt sind, werden vorgestellt.

Gewalttätige Übergriffe, Verhaftungen, Drohungen und Zensur sind
oft die Folgen, wenn Journalisten oder Blogger umweltzerstörende
Wirtschaftspraktiken und ökologische Skandale aufdecken. Viele
Unternehmen, kriminelle Gruppen und sogar Regierungen sehen ihre
Interessen durch solche Berichte gefährdet. Journalisten werden als
unerwünschte Zeugen oder gar als Feinde betrachtet, die zum
Verstummen gebracht werden sollen.

Die meisten Journalisten, die Umweltverbrechen aufdecken und
deshalb bedroht werden, sind laut des ROG-Berichts völlig auf sich
gestellt. Viele Behörden unternehmen nichts, um verfolgten
Medienmitarbeitern zu helfen. Polizeischutz wird oft nicht gewährt,
Täter werden juristisch nicht wirksam verfolgt.

Ein besonders brisantes Thema ist die illegale Abholzung
tropischer Wälder: Der brasilianische Herausgeber der Zeitschrift
"Jornal Pessoal", Lúcio Flávio Pinto, etwa wurde nach der
Veröffentlichung einer Serie über die Entwaldung des Amazonas 33 Mal
verklagt.

Auf der indonesischen Insel Sumatra wurde Cyril Payen, der
Südostasien-Korrespondent verschiedener französischer Medien,
zusammen mit seinem Kamerateam bei Recherchen zum illegalen Holzabbau
durch das Unternehmen "PT Lontar Papirup Pulp und Papers"
festgenommen. Sicherheitskräfte beschlagnahmten das Videomaterial des
Journalisten und übergaben die Medienmitarbeiter der Polizei. Erst
nach Protesten lokaler Medien kamen die Journalisten frei. Der
philippinische Hörfunkjournalist und Kritiker der Abholzung in der
Provinz Aurora auf der Hauptinsel des Landes Luzón, Joey Estriber,
wurde im März 2006 entführt. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen mehr
von ihm.

Häufig werden Umweltreporter unter fadenscheinigen Gründen
juristisch verfolgt: So dürfte die Verurteilung des usbekischen
Journalisten Salidschon Abdurachmanow zu zehn Jahren Gefängnis im
Juni 2008 auch mit seinen kritischen Berichten über das Verschwinden
des Aral-Sees zusammenhängen. Der offizielle Schuldvorwurf lautete
"illegaler Drogenbesitz".

In der zentralchinesischen Provinz Gansu wurde im Juli 2009 der
Anti-Atom-Aktivist Sun Xiaodi wegen angeblicher "Verbreitung von
Staatsgeheimnissen im Ausland" sowie "Verbreitung von Gerüchten" zu
zwei Jahren "Umerziehung durch Arbeit" verurteilt. Sun Xiaodi hatte
unter anderem im Internet Informationen über die radioaktive
Verseuchung durch eine Uranmine verbreitet.

In vielen Fällen erhalten die Berichterstatter keine Unterstützung
durch die lokale Bevölkerung in den von Umweltzerstörung betroffenen
Gebieten. Denn häufig bieten die ressourcenausbeutenden Unternehmen
auch Arbeitsplätze an. Das kann mit massivem Druck einher gehen, der
von den Firmen auf die Ortsansässigen ausgeübt wird wie das Beispiel
des in den peruanischen Anden gelegenen Bergbauzentrums La Oroya
zeigt: Die Luft und das Abwasser der 35.000-Einwohner-Stadt sind mit
Schwermetallen und Schwefel stark belastet. Wer mit Journalisten über
dieses Problem spricht, riskiert den Verlust der Arbeit und den
Entzug sozialer Leistungen.

Fälle von Repressionen wegen Umweltberichterstattung sind auch in
Europa zu verzeichnen: So wurde beispielsweise der bulgarischen
Reporterin Maria Nikolaeva mit einer Säureattacke gedroht, sollte sie
weiterhin über geplante Grundstückserschließungen im
Strandzha-National-Park, dem größten Naturschutzgebiet des Landes,
berichten.

Hier lesen Sie den vollständigen ROG-Bericht (Englisch) zu
Pressefreiheit und Umweltberichterstattung:
www.reporter-ohne-grenzen.de/fileadmin/rte/docs/2009/nature.pdf

Zum Thema Natur und Umweltschutz hat ROG auch einen Fotoband
veröffentlicht. Bestellen Sie hier das Album "nature. 100 Photographs
for Press Freedom":
www.reporter-ohne-grenzen.de/publikationen/bestellen.html

Originaltext: Reporter ohne Grenzen e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/51548
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_51548.rss2

Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Anja Viohl
Pressearbeit
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de
Fon +49/30/615 85 85
Fax +49/30/614 56 49


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

225644

weitere Artikel:
  • Koschyk: Optionsstaatsbürgerschaft gehört auf den Prüfstand Berlin (ots) - Anlässlich der Aussagen von Bündnis 90/Die Grünen über die Optionsstaatsbürgerschaft erklärt der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Hartmut Koschyk: Der deutsche Pass ist für die 'Grünen' offenbar nur ein Stück Papier. Die 'Grünen' würden am liebsten unbeschränkt mehrfache Staatsbürgerschaften zulassen. Wer so mit der deutschen Staatsbürgerschaft umgeht, schadet unseren Bemühungen um die Integration von Zuwanderern. Wir bleiben dabei: eine generelle doppelte Staatsbürgerschaft mehr...

  • Der Tagesspiegel: DFB prüft juristische Schritte gegen NPD NPD-Spitzenkandidaten in Brandenburg droht Verfahren wegen Beleidigung von Mesut Özil Berlin (ots) - Berlin - Der Deutsche Fußball-Bund prüft nach Informationen des Tagesspiegels rechtliche Schritte gegen den NPD-Pressesprecher Klaus Beier, der bei den Bundestagswahlen und den Landtagswahlen in Brandenburg antritt. Der Rechtsextremist hatte am Dienstag in einer Fernsehsendung des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) gesagt, der türkischstämmige Nationalspieler Mesut Özil sei "ein Plaste-Deutscher, sprich ein Ausweis-Deutscher". Die Äußerung rief bundesweit Empörung hervor. "Wir werden den Fall in enger Abstimmung mit Werder mehr...

  • Neues Deutschland: zum Arzneimittelreport Berlin (ots) - Die forschenden Arzneimittelhersteller in Deutschland fürchten Staatsmedizin und beschwören für diesen Fall Versorgungsengpässe, Innovationshürden und Qualitätseinbußen. Dabei haben sie als Pharmaproduzenten hier einen Spielraum, der ihnen kaum noch irgendwo geboten wird. Wo sonst können sie für ein neues, von ihnen selbst als innovativ gepriesenes Arzneimittel einen Preis buchstäblich erfinden, den ihnen die Krankenkasse nahezu im Automatismus erstattet? Übrigens sogar dann, wenn Studien der Hersteller ergeben haben, mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zur Milchkrise: Frankfurt/Oder (ots) - Nun werden Trostpflaster verteilt - und dazu noch welche, die man so schnell nicht auf der Wunde platzieren kann. Neue Verträge zwischen Bauern und Industrie, ein staatlicher Aufkauf von Milchquoten, Strafen für Erzeuger, die mehr als erlaubt produzieren: Dem Sammelsurium, das EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel vorgestellt hat, merkt man an, dass es eine Reaktion auf den massiven Druck von immer mehr Mitgliedsstaaten ist. Und gegen die Überzeugungen der Kommissarin geht. Denn Brüssel will eine Agrarpolitik, mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Vorabmeldung - Großinvestition in Brandenburg Frankfurt/Oder (ots) - Frankfurt (Oder) Wie die Märkische Oderzeitung auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) gestern aus Branchenkreisen erfuhr, wird sich das baden-¬württembergische Unternehmen Weber Motor in Grünheide (Oder-Spree) ansiedeln. Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) soll sich seit längerem für diese Ansiedlung in Ostbrandenburg eingesetzt haben. Noch in diesem Jahr will das Unternehmen mit der Großinvestition beginnen. Im ersten Schritt sollen 200 Leute beschäftigt werden. Nach Informationen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht