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Lausitzer Rundschau: Zurückhaltendes TV-Duell der Kanzlerkandidaten

Geschrieben am 14-09-2009

Cottbus (ots) - Im Wilden Westen lief das so: Die Kontrahenten
trafen - schwer bewaffnet und vorzugsweise um 12 Uhr mittags -
aufeinander. Dann schossen sie aus allen Rohren. Und am Ende verließ
nur einer die Walstatt wieder auf eigenen Beinen. So gesehen war das,
was am Sonntagabend zur besten Sendezeit auf vier Kanälen über die
Bildschirme lief, tatsächlich kein Duell im klassischen Sinne - und
dem einen oder anderen professionellen Begleiter des Politikbetriebes
war die Enttäuschung darüber durchaus anzumerken.
Politiker haben es aber auch nicht leicht. Streiten sie sich zu arg,
ist vom unerträglichen Parteiengezänk die Rede, und der Bürger droht
mit Politikverdrossenheit. Sprechen sie vernünftig und sachorientiert
miteinander, ist das Publikum zutiefst gelangweilt. Vor diesem
Hintergrund haben sich Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier in
ihrem "TV-Duell" so schlecht auch wieder nicht geschlagen. Klar:
Konsens statt Konfrontation, war in weiten Teilen der Sendung das
Motto. Aber hatte wirklich jemand ernsthaft erwartet, die
Bundeskanzlerin und ihr Außenminister, die in den vergangenen vier
Jahren ein gutes professionelles Arbeitsverhältnis entwickelt haben,
würden nun plötzlich wie die Kesselflicker aufeinander eindreschen,
als gäbe es kein morgen? Die durchsichtige Inszenierung eines
Konflikts hätte beiden weit mehr geschadet als nun der Vorwurf
übertriebener Zurückhaltung. Zumal die Veranstaltung dem Wahlvolk
zwar keine große Schau, aber doch eine ganze Reihe wichtiger
Erkenntnisse lieferte: 1.Das Zeug zum Kanzler hätten wohl beide (und
angesichts des penetrant-besserwisserischen Auftritts der vier
TV-Duell-Moderatoren ist es irgendwie beruhigend, dass uns auch
weiterhin Angela Merkel oder Frank-Walter Steinmeier regieren werden
und nicht Maybrit Illner oder Frank Plasberg). 2.Bei allem,
berechtigten oder unberechtigten, Stolz auf die in der Großen
Koalition gemeinsam geleistete Arbeit, wurden am Sonntagabend doch
erhebliche Unterschiede zwischen Kanzlerin und Kandidat deutlich - in
der Steuer- und Atompolitik ebenso wie etwa beim Mindestlohn.
3.Angesichts der gewaltigen Aufgaben, die aus der Finanzkrise
resultieren, hätten beide - entgegen allen anderslautenden
Beteuerungen - überhaupt nichts dagegen, die Zusammenarbeit in der
bisherigen Konstellation nach dem 27.September fortzusetzen. Das war
die entscheidende Botschaft des Abends, und Guido Westerwelle wird
sie gar nicht gerne vernommen haben. Der Oberliberale mag sich aber
damit trösten, dass weder Merkel noch Steinmeier in dieser Frage das
letzte Wort haben. Ob die Große Koalition weitermachen
darf/soll/muss, entscheidet am Ende allein der Wähler.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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