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Westdeutsche Zeitung: Gorleben = Von Eberhard Fehre

Geschrieben am 09-09-2009

Düsseldorf (ots) - Die Atomkraft ist umstritten. Glaubten wir
einst, mit der neuen Energie alle Übel dieser Welt heilen zu können,
hat spätestens die Katastrophe von Tschernobyl - zumindest in
Deutschland - die Ängste vor den Risiken so beflügelt, dass der
Ausstieg mehrheitsfähig wurde. Geblieben aber ist uns allen -
Befürwortern wie Gegnern - ein noch viele Jahrtausende strahlendes
Erbe, dessen sich niemand annehmen will. Der Salzstock Gorleben, 1983
als Endlager von der Regierung Kohl favorisiert, diente dabei auch
als eine Art Alibi: Solange man den Salzstock erkundete, musste man
sich um Alternativen nicht kümmern. Auch wenn immer klarer wurde,
dass Gorleben wohl nicht die Lösung des Problems sein werde.
Inzwischen scheint zudem die Vermutung zur Gewissheit geworden, dass
die Entscheidung für Gorleben weniger fachlich, sondern vor allem
politisch motiviert war. Die Warnungen der Wissenschaft wurden
ignoriert, stattdessen ein Gefälligkeitsgutachten erwünscht und
geliefert. Diese Manipulation der damaligen schwarz-gelben Regierung
muss das ohnehin geringe Vertrauen in die Regierenden weiter
erschüttern. Ehrlichkeit in der Politik, wie sie jetzt
SPD-Umweltminister Gabriel für sich in Anspruch nimmt, ist gewiss
eine schöne Sache. Aber noch überzeugender wäre es, wenn die Wahrheit
nicht ausgerechnet drei Wochen vor der Wahl ans Licht käme. Man muss
nicht krankhaft misstrauisch sein, um hier misstrauisch zu werden.
Denn die Auseinandersetzung ums Endlager ist natürlich auch ein
Streit nach dem St.-Florians-Prinzip: Gerade die Unionsländer
Baden-Württemberg und Bayern, stets die lautesten Rufer nach längeren
Laufzeiten für Kernkraftwerke, fürchten eine ergebnisoffene Prüfung.
Deshalb, weil Wissenschaftler in diesen Ländern geeignete
Lagerstätten vermuten. Aber Proteste im niedersächsischen Wendland
sind aus dieser Sicht allemal leichter zu ertragen als vor der
eigenen Haustür.
Nach der Wahl wird die Aufregung schnell wieder verfliegen. Gorleben
scheint tot, neue Standorte müssen geprüft werden. 2026, so will es
der Umweltminister, soll der Bundestag entscheiden, 2040 das Endlager
in Betrieb gehen. Aber was sind schon drei Jahrzehnte für ein Erbe,
das dann 100 000 Jahre vor sich hin strahlt?

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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