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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Humboldt-Forum Berlin

Geschrieben am 07-09-2009

Bielefeld (ots) - Still und starr ruht der See. Der
Bundesbauminister bewegt sich nicht. Und das kann nur heißen: Da ist
was faul.
Hat Franco Stella, der das Berliner Stadtschloss wieder aufbauen
darf, die Bedingungen erfüllt, die an die Wettbewerbsteilnahme
geknüpft waren? »Wir überprüfen neu«, ließ Bauminister Wolfgang
Tiefensee mitteilen, vor Wochen schon. Danach: Stille. Der
SPD-Politiker steckt bis zur Bundestagswahl den Kopf in den Sand,
denn so eine Affäre gefährdet die Karriere.
Jeder darf von Stellas künstlerischer Idee, einem
Andreas-Schlüter-Gedächtnisbau für nicht genau Hinguckende, denken,
was er will. Wenn aber gemauschelt wurde . . . Der Bürger wird den
Verdacht nicht los, dass das 560-Millionen-Euro-Projekt bloß ein
Denkmal ist, das sich die Tiefensees dieser Republik selber setzen.
Das heißt: Fassade genügt. Barocker Zierat vor leeren Räumen. Wir
kennen dieses Phänomen des attraktiv verkleideten Nichts von den
Slogans der politischen Parteien: »Zukunft wählen!« Brav machen wir
ein Kreuz. Doch wie diese Zukunft aussieht, das muss leider offen
bleiben.
Nun stimmt das mit den leeren Räumen im vorliegenden Fall natürlich
nicht. Das Humboldt-Forum, das, was hinter der pseudoschlüterschen
Fassade gestapelt wird, versammelt allein aus den völkerkundlichen
Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz 500 000 Stücke. Die
Früchte der Wissenschaft aus der Humboldt-Universität kommen hinzu,
ferner die Schätze aus der Berliner Zentralbibliothek.
Wir werden, falls wir dem derzeit auf der Museumsinsel präsentierten
Konzept zum Humboldt-Forum glauben dürfen, bald im Schloss mit jedem
Schritt auf ein kulturelles Artefakt treten. Alles muss rein ins
Schloss, denn das ist die Idee: Alle Kulturen sind gleich -
identisch. Die Federkrone aus Mittelamerika ist dasselbe wie die
Tiara des Papstes im Vatikan. Die Dämonenfigur aus Ozeanien ist
dasselbe wie die antike Zeusstatue von Olympia. Der Thron aus Afrika
ist dasselbe wie die in Wien aufbewahrten Insignien des Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation. Und Natur ist Kultur im
Humboldt-Forum: »Die Gräser Mexikos sollen neben den indianischen
Stelen Altamerikas präsentiert werden«, wünscht sich Christoph
Markschies, Präsident der Humboldt-Uni. Auf deutschem Boden, fern der
Heimat, müssen sich auch die Ureinwohner Neuguineas ihrer Kulturellen
Identität vergewissern können.
Kurz: In Deutschlands Mitte tut die »demokratische Weltgesellschaft«
ihr erstes Schnauferl, verkündet die Wochenzeitung »Die Zeit«,
menschheitsbeglückend, wie stets.
Wir wollen an dieser Stelle gar nicht argwöhnen, dass hier erneut die
Idee vom deutschen Wesen, an dem die Welt genesen soll, durch die
Hintertür ins Feuilleton geschlüpft ist. Wir fragen ja bloß: Könnte
es sein, dass auf dem Berliner Schlossplatz romantische Utopien
halluziniert werden? Und dass die Politik drumherum eine schöne
Fassade baut?
Da ist garantiert was faul.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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