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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Thema "Schwindel mit Doktortiteln"

Geschrieben am 24-08-2009

Bielefeld (ots) - Alles ist käuflich, auch Intelligenz, die nur
auf dem Papier steht. Gegen Schmiergeld sollen mindestens 100
Professoren in Deutschland ungeeigneten Kandidaten zu Doktortiteln
verholfen haben. Der Skandal wirft ein Schlaglicht auf den
Wissenschaftsbetrieb - hier wird das Gebot der Wahrhaftigkeit immer
wieder mit Füßen getreten.
Da entpuppt sich ein so harmlos klingendes »Institut für
Wissenschaftsberatung« als krimineller Karrierehelfer für
Möchtegern-Doktoranden, die über mehr Geld als Grips verfügen, und
findet problemlos bereitwillige Privatdozenten und
Aushilfsprofessoren als Komplizen. Bis zu 4000 Euro lassen die sich
vom Institut dafür überweisen, dass sie intellektuell zweitklassige
Kandidaten annehmen, die wiederum bis zu 20 000 Euro an das Institut
bezahlt hatten.
Junge, wahrheitsliebende Akademiker, die monatelang in Archiven
sitzen, schließlich die Arbeit fertigstellen und dann bei der
Jobsuche gegenüber einem Kandidaten mit erschwindeltem Doktortitel
den Kürzeren ziehen, werden um den Lohn betrogen.
Gegen die Gebote der Gerechtigkeit und der Wahrhaftigkeit verstoßen
Professoren auch auf anderem Gebiet. Je nach Auftraggeber wird in
Gefälligkeitsgutachten die Wahrheit verzerrt. Tabakkonzerne bezahlen
Wissenschaftler dafür, dass sie die Risiken des Rauchens
verharmlosen. Ölfirmen überweisen Forschern Geld, wenn sie den
Klimawandel herunterreden. Auf der Suche nach Fördermitteln für ihre
Projekte kneifen Professoren die Augen zu - nach dem Motto »Wes Brot
ich ess, des Lied ich sing«. Wie liederlich im Wissenschaftsbetrieb
bisweilen mit Wahrheit umgegangen wird, beschreibt der Heidelberger
Medizingeschichtler Wolfgang U. Eckart so: »Scheinbar unaufhaltsam
nimmt in den letzten Jahrzehnten die Zahl aufgedeckter oder
offenkundiger Fälle von Betrug und Täuschung in den Wissenschaften
zu.«
Studenten schreiben ganze Kapitel aus dem Internet ab und geben das
Ganze als ihre Seminararbeit aus. Der Verkauf von Diplom- und
Doktorarbeiten blüht. Die Universität von Kalifornien in Berkeley
stellte in nur drei Jahren eine Zunahme der Täuschungsversuche um 744
Prozent fest. Um Plagiaten auf die Spur zu kommen, setzen Hochschulen
Suchdienste wie Turnition.com ein, die das Internet durchforsten.
Technische Hilfe ist das eine, um Auswüchse zu verhindern. Hinzu muss
die Ächtung betrügerischer Studenten, Doktoranden und Professoren
kommen, gefolgt von Exmatrikulation beziehungsweise Aberkennung der
Titel. Der Vorschlag des Deutschen Hochschulverbandes, Doktoranden
sollten eine eidesstattliche Versicherung abgeben, dass sie die
Promotion ohne fremde Hilfe geschafft haben, sollte ebenfalls
umgesetzt werden. Sonst droht unseren Hochschulen zu Lasten der
vielen redlich arbeitenden Wissenschaftler bleibender Image-Schaden.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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