(Registrieren)

WWF fordert "Big Deal" im Kampf gegen weltweite Wasserkrise / Wassermangel und Dürren sind Wachstumsrisiko. Österreich und Belgien wollen UN-Konvention ratifizieren.

Geschrieben am 21-08-2009

Frankfurt/Stockholm (ots) - Anlässlich des Abschluss der
Weltwasserwoche in Stockholm fordert die Umweltschutzorganisation WWF
einen "Big Deal" im Kampf gegen die weltweite Wasserkrise.
Regierungen, Landwirtschaft und Industrie müssten Strategien
entwickeln, um die Versorgung mit sauberem Trinkwasser dauerhaft
sicherzustellen, fordert Martin Geiger, Leiter des Bereichs Süßwasser
beim WWF Deutschland, auf der Weltwasserwoche in Stockholm. Ein
Hoffnungsschimmer sei, dass mit Österreich ein weiterer Staat die
Ratifizierung der UN-Konvention zum grenzüberschreitenden
Wassermanagement in die Wege geleitet habe und Belgien auf der
Weltwasserwoche großes Interesse daran zeigte. WWF-Experte Geiger
sieht in der Wasserkrise nicht nur eine ökologische und humanitäre
Gefahr, sondern auch ein ökonomisches Wachstumsrisiko.

Wasser als Grundlage des Lebens ist essentiell, doch warum ist es
auch für die Weltwirtschaft von großer Bedeutung?

Geiger: Wenn der fossile Rohstoff Öl - derzeit noch - als
Schmiermittel der Weltwirtschaft angesehen wird, dann muss Wasser als
die universelle und unverzichtbare Grundlage ökonomischen Erfolgs
betrachtet werden. Ohne Zugang zu Wasser kann der Agrar- und
Lebensmittelsektor nicht arbeiten. Ohne Wasser würde die
Stahlproduktion scheitern und in Folge dessen die Automobilindustrie
zusammenbrechen, auch Chips für die Computerindustrie könnten nicht
produziert werden. Im Gegensatz zu den fossilen Rohstoffen, für die
zunehmend Ersatzmöglichkeiten gefunden werden, gibt es zu Wasser
keine Alternative.

Also ist Wasser ein Wirtschaftsgut?

Geiger: Wasser ist vieles - auch ein Wirtschaftsgut. Aber mehr als
bei allen anderen Ressourcen spielen beim "blauen Gold" humanitäre
und ökologische Gesichtspunkte eine entscheidende Rolle. Es geht um
gerechte Verteilung der knappen Ressourcen, den Zugang zu sauberem
Trinkwasser und Sanitäranlagen. Zugleich müssen die entsprechenden
Ökosysteme wie Flüsse, See oder Feuchtgebiete geschützt werden, vor
nicht nachhaltigen oder vielmals sogar illegalen Wasserentnahmen,
Verschmutzung und den Folgen des Klimawandels.

Wie kann eine weitere Verschärfung der Wasserkrise abgewendet
werden?

Geiger: Was es jetzt braucht ist ein weltweiter "Big Deal", einen
wirklichen großen Wurf, in der Wasserpolitik. Industrie und
Landwirtschaft sind hierbei genauso gefordert, wie die internationale
Staatengemeinschaft. Als erster Schritt muss endlich die
UN-Konvention für ein nachhaltiges, verantwortungsvolles und vor
allem grenzüberschreitendes Management von Wasservorkommen
ratifiziert werden. Besonders erfreulich ist es daher, dass
Österreich kürzlich die Ratifizierung in die Wege leitete und
vergangene Woche Belgien die Absicht geäußert hat, dem Abkommen
beizutreten.

Wo sehen Sie die deutsche Bundesregierung in der Pflicht?

Geiger: Deutschland sollte sich auf europäischer Ebene dafür
einsetzen, dass Agrar-Subventionen nur noch bei einer nachweisbaren,
nachhaltigen und effizienten Wassernutzung gewährt werden, speziell
in der Bewässerungslandwirtschaft. Im internationalen Bereich muss
sich eine Industrienation wie Deutschland über die
Entwicklungszusammenarbeit dafür engagieren, dass in ärmeren Staaten,
die meist besonders hart von einer Wasserkrise betroffen sind,
Technologien zur effizienten Wassernutzung eingesetzt werden.

Wie wird Deutschland als wasserreiches Land von einer Wasserkrise
betroffen sein?

Geiger: In einer globalisierten Welt, ist keine Volkswirtschaft
mehr
unabhängig. Auch nicht in der Wasser-Frage. Nach der neuen WWF-Studie
zum Wasser-Fußabdruck Deutschlands wird rund die Hälfte des deutschen
Wasserbedarfs über ausländische Produkte importiert. Damit führt die
Bundesrepublik jedes Jahr 79,5 Mrd. m³ Wasser ein. Wir sind also
direkt abhängig von den Wasserressourcen anderer Länder. Wenn dort,
beispielsweise wie derzeit in Indien, Wassermangel herrscht, hat das
auf unsere Versorgung mit landwirtschaftlichen Gütern wie Kaffee,
Baumwolle oder auch Fleisch Auswirkungen. Ausserdem verschärft
Wassermangel die Armut und schürt Konflikte - von denen wir wiederum
indirekt betroffen sind.

Wird der Zugang zu Trinkwasser also eines Tages zum Luxus werden?

Geiger: Wir dürfen nicht den Fehler machen unseren westlichen
Standard zur weltweiten Realität zu verklären. Für die weit über ein
Milliarde Menschen, die derzeit noch keinen sicheren, dauerhaften
Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, ist Wasser bereits heute ein
Luxusgut. Das muss nicht sein, die Lösungen für Alle Zugang zu
schaffen gibt es bereits heute. Es ist eine Frage der Planung,
Prioritätensetzung, der Verteilung und der Investitionen und nicht
der Verfügbarkeit.

Nach welchen Kriterien muss sich eine gerechte und zugleich
ökologisch nachhaltige Wasserpolitik richten?

Geiger: Grundsatz muss immer sein, wie viel Wasser, in welcher
Region und zu welchem Zeitpunkt der Natur entnommen werden kann.
Weltweit müssen Flüsse, Seen und Feuchtgebiete unter Schutz gestellt
und renaturiert werden. Nur ökologisch gesunde Süßwasserspeicher
können auch in Zukunft unsere Versorgung sichern.

Originaltext: WWF World Wide Fund For Nature
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6638
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6638.rss2

Pressekontakt:
WWF World Wide Fund For Nature
Roland Gramling
Telefon: 069/ 79 144 216
E-Mail: Roland.Gramling@wwf.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

220246

weitere Artikel:
  • Klaus Ernst: Scholz ist ein notorischer Dampfplauderer Berlin (ots) - Als "überfällig aber unglaubwürdig" bewertet der stellvertretende Parteivorsitzende Klaus Ernst den neuen Vorstoß von Arbeitsminister Scholz für mehr Einzahler in die gesetzliche Rente. Die Wunschkoalitionspartner der SPD seien erklärte Gegner einer solchen Rentenreform. Ernst erklärt: Kurz vor der Wahl entdeckt die SPD ihr Herz für Rentnerinnen und Rentner. Nach elf Jahren Regierungsverantwortung mit Rentenabschlägen und Rentenkürzungen hat die SPD auch auf diesem Politikfeld ihre Glaubwürdigkeit verwirkt. Eine mehr...

  • Die FDP-Werbelinie zur Bundestagswahl 2009 (Mit Bildern) Berlin (ots) - - Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs - Unter dem Motto "Deutschland kann es besser" präsentiert die FDP ihre Kampagne zur diesjährigen Bundestagswahl am 27. September 2009. Neben dem Großflächenplakat mit Guido Westerwelle umfasst die Werbelinie auch vier Themenplakate zu den Themen "Arbeit", "Steuern", "Bürgerrechte" und "Bildung" sowie die Plakate der Mitglieder des FDP-Kompetenzteams. "Im Mittelpunkt unseres Wahlkampfes steht unser Spitzenkandidat mehr...

  • Koschyk: Tag der Heimat - Tag der Hoffnung Berlin (ots) - Zum 'Tag der Heimat' am 22. August 2009 erklärt der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Hartmut Koschyk: Seit 1950 erinnert der 'Tag der Heimat' an die Vertreibung und Flucht Millionen Deutscher am Ende des Zweiten Weltkriegs. Am 6. August 1950 haben die deutschen Heimatvertriebenen den ersten 'Tag der Heimat' begangen. Schon damals haben sie mit der Charta der Heimatvertriebenen die Hand zur Versöhnung in einem geeinten Europa ausgestreckt. Damit haben die deutschen Vertriebenen mehr...

  • Medienorientierung Swissbau 2010 - 9. September 2009 Basel (ots) - Vom 12. bis 16. Januar 2010 wird Basel wieder zum wichtigsten Treffpunkt der Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft. Die Medienorientierung zur Swissbau 2010 findet am Mittwoch, 9. September 2009 im Restaurant «Gnüsserei» in Zürich statt. Gemeinsam mit den Sonderschau-Partnern informiert die Swissbau über alle News und Highlights. Spannende Einblicke in die Stadt der Zukunft geben Dr. Nawal A-Hosany, Director of Sustainability Masdar City und Nick Beglinger, CEO Foundation of Global Sustainability in ihrem Referat «Masdar mehr...

  • Sagen Sie Guido Westerwelle Ihre Meinung! / Am Montag bei "Was erlauben Strunz" / N24 und Bild.de starten am Montag, 24.08.09 interaktive Talk-Woche "Ihre Meinung!" Berlin (ots) - Am Montag, den 24.08.2009, fünf Wochen vor der Bundestagswahl, starten N24 und Bild.de eine interaktive Talk-Woche. Den Anfang macht der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle, der sich in der Sendung "Was erlauben Strunz" diesmal nicht nur den Fragen von Claus Strunz stellt: Gefragt ist "Ihre Meinung!". Zuschauer und User sind aufgerufen, sich den N24-Talk noch vor der Ausstrahlung im Fernsehen online auf www.bild.de anzuschauen und sich mit Fragen und ihrer Meinung im Chat, per Mail oder als Videobotschaft einzubringen. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht