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Lausitzer Rundschau: Von Chancen und Urteilen Linke-Chef Bisky will DDR gerechter beurteilt wissen

Geschrieben am 19-08-2009

Cottbus (ots) - Verdient die DDR eine gerechtere Bewertung?
Links-Partei-Chef Lothar Bisky zumindest sieht dafür eine Chance.
Bisky ist dabei nicht zu jenen in seiner Partei zu rechnen, denen
Ostalgie und Verharmlosung wichtiger sind als eine ehrliche
Bewertung.
Wo Bisky recht hat: Die kritische Auseinandersetzung mit der DDR
sollte mehr historischen Kontext und Vorgeschichte einschließen. Die
Gründung zweier deutscher Staaten 1949 als Ergebnis des Zweiten
Weltkrieges unter "Federführung" der Allierten mit allen seinen
Folgen wird eher unterbewertet. Es entstanden zwei Staaten, die sich
ungleicher kaum entwickeln konnten.
Auf der einen Seite die Bundesrepublik, begleitet vom gut
finanzierten Marshall-Plan mit garantiert wirtschaftlichem
Aufschwung. Auf der anderen die bis zu ihrem Ende ökonomisch
dahindümpelnde DDR, die schon in jungen Jahren ihre letzten
funktionierenden Produktionsmittel zur Reparation freigeben musste.
In dem einen Land wurde die geschenkte Demokratie dankbar angenommen,
in dem anderen hatten die Menschen kaum eine andere Chance, als die,
sich im Übergang von der einen Diktatur zur nächsten einzurichten. In
dem einen übernahmen die Verwaltungseliten fast nahtlos, in dem
anderen versuchte eine neue ungeübte Führungsschicht von Moskaus
Gnaden das Land aufzubauen. Und manch kluger Kopf, der viel
einzubringen gehabt hätte, wurde dabei kaltgestellt oder wechselte
gleich die Seite. Doch die DDR ist am besten aus ihrem Alltag heraus
zu verstehen. In dem gab es Leben, Spaß und Freude, aber auch Leid
und Tod.
Historische Ursachen und Kausalität machen die Verantwortung derer,
die später Millionen einsperrten und nicht nur an der Mauer schießen
ließen, nicht kleiner. Wer wichtige bürgerliche Grundfreiheiten wie
Meinungs- und Reisefreiheit auf Dauer verbietet, wer Menschen
einsperrt, kann trotz beispielhafter sozialer und zum Teil
bildungspolitischer Leistungen, vor der Geschichte nicht als
Rechtsstaat bestehen. Wer Individualität nicht fördert, sondern
bremst, hat im besten Fall gut erzogene Kinder, aber keine
Nobelpreisträger. Die mehr oder weniger gut Erzogenen unter den
Hiergebliebenen erfüllt heute jedoch manchmal Unbehagen: über das
besser wissende, belehrende Urteil von Leuten, die nie in einer
Diktatur gelebt haben.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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