(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Ein Kulturkampf jenseits jeglicher Vernunft - Leitartikel

Geschrieben am 12-08-2009

Berlin (ots) - Barack Obama ist im Begriff, eine Diktatur zu
errichten und eine faschistoide Gesundheitsreform zu verfügen, die
Kosten senkt, indem sie alte Menschen und Behinderte in den Gnadentod
treibt. Diesen abenteuerlichen Unsinn glauben Amerikaner, die im
ganzen Land zu Bürgerforen zur Gesundheitsreform strömen. Mit
Transparenten, die den Präsidenten mit Hitlerbärtchen und dem Spruch
"Ich habe mich verändert" zeigen. Man sieht Menschen, die atemlos vor
Empörung Abgeordnete und Senatoren der demokratischen Partei
niederschreien, mit dem Geheul, sie wollten keine Russen werden durch
"Obama's care". Leute, die bei Obamas Forum in New Hampshire einen
Mann in ihrer Mitte duldeten, der mit einer Pistole und einem Plakat
bewaffnet den Präsidenten mit Thomas Jefferson belehren wollte: "Der
Baum der Freiheit muss von Zeit zu Zeit mit dem Blut von Patrioten
und Tyrannen aufgefrischt werden."
Sind die Amerikaner noch bei Trost? Wie können Bürger eines Landes,
das um seine Demokratietradition beneidet wird, über einen 1300
Seiten dicken Gesetzesentwurf namens "HR 3200" so außer sich geraten,
dass sie sich zu Saalschlachten hinreißen lassen? Obama muss sich
diese Fragen selber stellen und Mühe mit einer Antwort haben. Er weiß
wie jeder, dass es um Besitzstände geht und um Furcht vor
Veränderung. In einem System, das unfair ist, fast unbezahlbar,
Familien, Firmen, die Republik selbst in den Ruin stößt - aber dabei
so angenehm vertraut ist.
Ein orwellscher Big-Brother-Staat, so warnen die Reformgegner, werde
sich zwischen Patienten und Ärzte drängen. Beamte würden kranken und
alten Menschen Behandlungen verweigern. Als täten die privaten Kassen
das nicht längst. Was Barack Obama vorschlage, nämlich eine
freiwillige, erschwingliche staatliche Versicherung ("public option")
neben dem privaten System, sei nur eine Finte, um die Privaten zu
unterbieten und "Big Pharma" niedrigere Preise zu diktieren. Ein
schrecklicher Gedanke?
Barack Obama hat den wilden Kulturkampf um die Gesundheitsreform
verteidigt. Etwas zu flapsig und sarkastisch erklärte der Präsident
seinen Zuhörern in New Hampshire, er sei nicht dafür, "Oma den
Stecker rauszuziehen". Sehr witzig. Nun geht es bei
Gesundheitsreformen naturgemäß um Leben und Tod. Und nichts erregt
und ängstigt Menschen so sehr wie Debatten über Grenzen und Kosten
ihrer Pflege. Verstörend in der amerikanischen Debatte bleibt der
strategische Entschluss der oppositionellen Republikaner, nichts
beizutragen als "Nein", Niemals", "Nicht mit uns". Samt exotischen
Hirngespinsten über Euthanasie und sozialistische Einheitsmedizin. Es
wäre ein Jammer für die politische Kultur und eine Katastrophe für
Amerikas 47 Millionen Nichtversicherte, wenn sie damit durchkämen.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

218723

weitere Artikel:
  • Westdeutsche Zeitung: Datenschutz = von Horst Kuhnes Düsseldorf (ots) - Da nutzen die schärfsten Gesetze wenig: Wenn Händler aus dem Ausland übers Internet illegal Daten verkaufen, kann sie der Arm der deutschen Justiz nur sehr schwer erreichen. Solchen Datenmissbrauch kann man daher nicht über die Bestrafung der Händler verhindern, sondern nur durch das Aufdecken und Schließen von Schwachstellen - beispielsweise in den Callcentern. Doch auch die Bürger selbst sind gefragt: Sie sind mit der Preisgabe ihrer eigenen Daten nämlich immer noch viel zu sorglos. Originaltext: Westdeutsche mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Embryonenschutz Halle (ots) - Ob ein Gericht in Neubrandenburg das Embryonenschutzgesetz richtig auslegte, soll hier nicht beurteilt werden. Aber es geht - mal wieder - um die Frage, ob nicht Menschlichkeit vor Recht gehört. Eine Frau möchte sich eine Eizelle einsetzen lassen, um von ihrem toten Mann noch ein Kind zu gebären. Das Gericht sagt: Das ist per Gesetz verboten. Der Menschenverstand fragt: Wie bitte? Es sei hier auch völlig dahingestellt, ob es eine gute Idee der Frau ist, dieses Kind zu bekommen. Sie will es, sie hat hoffentlich lange darüber mehr...

  • Neue Westfälische: KOMMENTARE Grünes Licht für Weiterbau der Autobahn 33 Ein Ärgernis verschwindet MATTHIAS BUNGEROTH Bielefeld (ots) - Ohne Mobilität ist die moderne Industriegesellschaft undenkbar. Wie schwer man sich tun kann, die Infrastruktur hierfür zu schaffen, zeigt das Beispiel des Baus der Autobahn 33 zwischen Bielefeld und Borgholzhausen eindrucksvoll. Dass die höchsten Verwaltungsrichter des Landes in Leipzig den gordischen Planungsknoten für den 2. Bauabschnitt nun durchschlagen haben, ist deshalb nur zu begrüßen. Stolze 41 Jahre ist es her, seitdem die ersten Pläne für den Bau einer Ersatzbundesstraße im Bereich Halle zu Papier gebracht mehr...

  • Neue Westfälische: Streit um Lehrermangel in NRW Alltagserfahrung BERNHARD HÄNEL Bielefeld (ots) - Der Dauerstreit über Unterrichtsausfall und Lehrermangel in NRW erinnert an die Winston Churchill zugeschriebene Weisheit: "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast." Und es fällt in der Tat schwer die von Regierung und Opposition vorgetragenen Zahlen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. In dieser Not verlässt man sich am Besten auf die eigene Erfahrung. Daher führen Eltern auch eine ganz andere Statistik; die des gefühlten Unterrichtsausfalls. Der ist immens und ganz konkret. Da wird nichts gelogen mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu den hohen Umfragewerten für Horst Schlämmer: Stuttgart (ots) - Horst Schlämmer ist ein Clown, den keiner ernst nimmt, weil er ausdrücklich nicht ernst genommen werden will. Ernst ist ihm aber sehr wohl die Ironie. Wenn er seine Partei als "konservativ, links und liberal" anpreist, zielt er auf die Beliebigkeit, mit der wahre Politiker wie Gregor Gysi ("Reichtum für alle!") auf Stimmenfang gehen. Dann schon lieber den Klamauk. Originaltext: Stuttgarter Nachrichten Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/39937 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_39937.rss2 mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht