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4. MLP Gesundheitsreport: Wähler trauen Politik notwendige Reformen des Gesundheitssystems nicht zu

Geschrieben am 05-08-2009

Wiesloch/Berlin (ots) -

65 Prozent der Bürger und 81 Prozent der Ärzte für umfassende
Reformen - nur 14 Prozent glauben an eine langfristige Lösung

- Mehr als die Hälfte der Bevölkerung und Ärzte beklagt eine
Verschlechterung der Gesundheitsversorgung
- Kostendruck: 41 Prozent sorgen sich, notwendige Behandlungen
nicht zu erhalten - Ärzte sehen Therapiefreiheit bedroht
- Fast jeder Zweite bevorzugt das Modell einer Bürgerversicherung

Wenige Wochen vor der Bundestagswahl fordern Bundesbürger und
Ärzte grundlegende Reformen im Gesundheitssystem, glauben aber nicht
an eine erfolgreiche Umsetzung durch die Politik. Beide Gruppen
kritisieren zudem eine zurückgehende Qualität der
Gesundheitsversorgung und befürchten weitere Einschnitte in den
kommenden Jahren. Die Ärzte sehen wegen des steigenden Kostendrucks
ihre Therapiefreiheit bedroht und stehen der Diskussion um eine
Prioritätenliste positiv gegenüber. Dies sind einige Kernergebnisse
des 4. MLP Gesundheitsreports. Die repräsentative Studie im Auftrag
des Finanz- und Vermögensberaters MLP hat das Institut für Demoskopie
Allensbach mit Unterstützung der Bundesärztekammer erstellt.

Danach halten zwei Drittel der Bevölkerung und 81 Prozent der
Ärzte umfassende Reformen für notwendig, aber nur rund 24 bzw. 13
Prozent rechnen mit einer Umsetzung nach der Wahl. Jeweils 79 Prozent
zweifeln sogar daran, dass es der Politik längerfristig gelingt, eine
gute Gesundheitsversorgung für alle sicherzustellen. Nur 14 Prozent
(2005: 23 Prozent) der Bürger glauben daran, dass die Politik diese
Herausforderungen bewältigen kann. Negativ fällt auch das Urteil über
die Gesundheitspolitik der Regierung aus: 62 Prozent der Bevölkerung
und 87 Prozent der Ärzte haben davon "keinen guten Eindruck". "Die
Ergebnisse sind ein Alarmsignal für die Parteien, die großen
Herausforderungen im Gesundheitssystem nicht weiter auf die lange
Bank zu schieben", sagte MLP-Vorstandsvorsitzender Dr. Uwe
Schroeder-Wildberg bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

Zwar beurteilen 64 Prozent der Bürger die derzeitige
Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems noch als "gut" oder "sehr
gut", aber knapp 60 Prozent (Ärzte: 56 Prozent) haben in den
vergangenen Jahren eine Verschlechterung der Versorgung festgestellt.
Auf konkrete Nachfrage hin nennen Ärzte an erster Stelle eine
generelle Verschlechterung der Patientenversorgung, insbesondere
Beschränkungen bei Behandlungen und Verschreibungen. In den kommenden
zehn Jahren befürchten beide Gruppen weitere Einschnitte: 80 Prozent
der Bürger rechnen mit steigenden Beiträgen in der gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) und mehr als drei Viertel erwarten weiter
steigende Zuzahlungen für Medikamente. Dass es zunehmend zu einer
Zwei-Klassen-Medizin kommt, erwarten 72 Prozent der Bürger und 88
Prozent der Ärzte.

Diskussion um Prioritätenliste stößt auf Zustimmung bei Ärzten

Der steigende Kostendruck spiegelt sich in mehreren Ergebnissen
wider. So machen sich 41 Prozent der Bevölkerung Sorgen, eine
notwendige Behandlung aus Kostengründen nicht mehr zu erhalten. 77
Prozent der Ärzte sehen ihre Therapiefreiheit in Frage gestellt,
nahezu jeder Zweite kann sich nicht genügend Zeit für seine Patienten
nehmen. 86 Prozent erbringen "häufig" oder "gelegentlich" Leistungen,
deren Kosten nicht übernommen werden. Vor diesem Hintergrund findet
die von der Bundesärztekammer vorgeschlagene Prioritätenliste bei
Ärzten Unterstützung. 63 Prozent derjenigen, die von dem Vorschlag
gehört haben, befürworten die Debatte. In der Bevölkerung dürfte das
Thema ebenfalls auf grundsätzliches Verständnis stoßen - 57 Prozent
sind der Meinung, dass Behandlungen und Medikamente "häufig unnötig
verschrieben" werden.

"Das Vertrauen in die Politiker ist restlos dahin. Die Bürger
haben begriffen, dass das unbegrenzte Leistungsversprechen der
Politik und die reale Kostendämpfungspolitik nicht mehr
zusammenpassen. Zugleich sind sie vollständig desillusioniert, was
die Gestaltungskraft der Gesundheitspolitiker nach der Wahl angeht.
Sie trauen ihnen schlicht nichts mehr zu. Die Bürger bestätigen damit
die Analysen der Ärzteschaft. Wir haben auf dem Ärztetag 2009 die
Debatte um eine ehrliche Priorisierung statt verdeckter und damit
auch risikobeladener Rationierung angestoßen. Dieser Debatte wird
sich die Politik stellen müssen - ob sie nun will oder nicht. Die
Ärzteschaft wird weiterhin die strukturellen Probleme im
Gesundheitswesen aufzeigen und für nachhaltige Lösungen kämpfen.
Patienten und Ärzte müssen und werden wieder die Meinungsführerschaft
in der Gesundheitspolitik übernehmen", sagte Dr. Frank Ulrich
Montgomery, Vizepräsident der Bundesärztekammer.

Reformvorschläge: Hohe Zustimmung für die Bürgerversicherung

Den vom Marburger Bund vorgeschlagenen "Gesundheits-Riester" -
eine staatlich geförderte Eigenvorsorge - bezeichnen lediglich 30
Prozent der gesetzlich Krankenversicherten als "interessant". 58
Prozent (2008: 55 Prozent) wünschen sich einen möglichst umfassenden
gesetzlichen Versicherungsschutz - auch wenn dafür die Beiträge
steigen. 42 Prozent fordern, dass gesundheitsbewusstes Verhalten bei
der Übernahme von Kassenleistungen stärker berücksichtigt werden
sollte. Eine hohe Zustimmung erhielt das im Wahlprogramm der SPD
geforderte Modell einer Bürgerversicherung: Eine relative Mehrheit
der Bevölkerung von 49 Prozent sowie 54 Prozent der gesetzlich
Versicherten plädiert dafür, alle Berufstätigen in die GKV
einzubeziehen. "Die Bürgerversicherung ist die falsche Antwort auf
die Herausforderungen im Gesundheitssystem", sagte dagegen Uwe
Schroeder-Wildberg. "Die Schwierigkeiten sind mit Bürgerversicherung
die gleichen wie ohne, da die strukturellen Probleme nicht gelöst
werden."

Die erste Zwischenbilanz des zu Beginn des Jahres eingeführten
Gesundheitsfonds fällt gemischt aus. Seitdem haben 29 Prozent der
Ärzte insgesamt und 41 Prozent der niedergelassenen Ärzte eine
Verschlechterung der Versorgungsqualität festgestellt. In der
Bevölkerung berichten von denjenigen, die in diesem Jahr bereits beim
Arzt waren, 16 Prozent von Veränderungen. Eine Minderheit von 17
Prozent erwartet Nachzahlungen in Form von Zusatzbeiträgen bei ihrer
Kasse. Deutlich zurückgegangen ist nach der Einführung des Fonds die
Bereitschaft für einen Wechsel innerhalb der GKV, der - bei einem
Hinweis auf die einheitlichen Beitragssätze - für lediglich zwölf
Prozent in Frage kommt.

Hohe Wertschätzung für private Krankenversicherung

Für 72 Prozent der niedergelassenen Ärzte sind Privatpatienten
"(sehr) wichtig" für den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Praxis. 61
Prozent der Bevölkerung - und 58 Prozent der gesetzlich Versicherten
- sind der Überzeugung, dass die private Krankenversicherung die
bessere Absicherung bietet. Untermauert wird dieses Ergebnis bei der
Frage nach dem eigenen Versicherungsschutz: Während sich unter den
GKV-Versicherten lediglich 58 Prozent gut abgesichert fühlen, sind es
bei den Privatversicherten 90 Prozent. Weiter gestiegen ist das
Interesse an privaten Zusatzversicherungen. Mittlerweile erwägen 46
Prozent (1997: 23 Prozent) den Abschluss einer (weiteren) Police.

"Machen Sie sich Sorgen, im Pflegefall ausreichend abgesichert zu
sein?" - auf diese Frage antworten 49 Prozent der Bürger mit "ja".
Gefragt nach der künftigen Ausgestaltung der Pflegeversicherung,
sprechen sich 34 Prozent dafür aus, dass über eine Grundabsicherung
hinaus jeder privat vorsorgen muss. 38 Prozent sind dagegen der
Meinung, die Absicherung sei ausschließlich Aufgabe des Staates.

Der MLP Gesundheitsreport ist eine repräsentative Umfrage unter
rund 1.800 Bundesbürgern und mehr als 500 Ärzten. Weitere Details
sowie eine Bestellmöglichkeit des Reports unter
www.mlp-gesundheitsreport.de.

Originaltext: MLP AG
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/12582
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_12582.rss2
ISIN: DE0006569908

Pressekontakt:
Frank Heinemann
Tel +49 (0) 6222 - 308 - 3513
Fax +49 (0) 6222 - 308 - 1131
frank.heinemann@mlp.de

MLP AG
Alte Heerstraße 40
69168 Wiesloch


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