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Berliner Morgenpost: Wahlkampf fernab der Berliner Realität - Leitartikel

Geschrieben am 01-08-2009

Berlin (ots) - Ein Kommunalpolitiker wie Neuköllns
Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky hat vor allem einen Wunsch an
seine Kollegen auf der Bundesbühne: Sie sollten öfter mal
hinabsteigen von ihrem Elfenbeinturm und sich das wahre Leben
anschauen. Nur wenige Minuten vom schicken Regierungsviertel entfernt
könnten Bundespolitiker erfahren, wie ihre Gesetze wirken und wie
ihre Debatten beim Volk ankommen.
Leider geschieht das kaum, auch im Wahlkampf nicht. Als
SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier diese Woche sein
Schattenkabinett vorstellte, ging es nicht um eine Konfrontation mit
der echten Welt der Hauptstadt, sondern um weich gezeichnete Bilder
in einem idyllischen Park ohne Griller und spielende Kinder. Die
Limousinen der Teammitglieder rollten aus der großen Stadt heraus
nach Potsdam-Hermannswerder. Dass darunter mit Klaus Wowereits in der
Öffentlichkeit weitgehend unbekannter Senatskanzleichefin Barbara
Kisseler eine Berliner Kulturexpertin war, ist eher ein Zeichen für
die personelle Schwäche der SPD denn für die Wertschätzung der
Berliner Verhältnisse.
Berlin wird zwar gerne als Labor für Deutschlands Zukunft
beschrieben, wenn es um Integration, Bildung, Familien und Umgang mit
Arbeitslosigkeit geht. Aber ihre Wähler daheim in Bottrop oder Passau
wollen die Politiker dann doch nicht verschrecken mit zu viel Stoff
aus dem fernen Osten, wo nach Wahrnehmung vieler Deutscher noch immer
vor allem ihre Steuergelder verbraten werden. Berlin taugt auch
deshalb nicht als Wahlkampf-Plattform, weil hier die Rot-Roten
regieren, und das ist vielen Deutschen unheimlich. Nicht von ungefähr
schlägt Klaus Wowereit, der für ein solches Bündnis steht, das
Misstrauen der SPD-Oberen entgegen. Ihm bleibt nur eine Nebenrolle im
Wahlkampf.
Berliner wären zwar auch ohne Steinmeiers Schatten-Kulturministerin
aus dem Roten Rathaus in den Parteien durchaus prominent vertreten.
Grünen-Spitzenfrau Renate Künast, Linken-Frontmann Gregor Gysi, ja
selbst die Christdemokratin Angela Merkel kann mit Wohnsitz an der
Museumsinsel als Berlinerin durchgehen. Themen aus dem Realitätslabor
Berlin spielen jedoch eher die zweite Geige. Über Konzepte zur
besseren Integration, Bildung oder Familienpolitik wird kaum
gestritten. Das Hauptthema des Wahlkampfes, der Umgang mit der
Wirtschaftskrise, zieht eher in starken Industrieregionen. Dort
fürchten die Menschen den Abstieg eher als in Berlin, wo viele Bürger
seit Jahren mit der Dauerkrise im Schatten des Raumschiffs Reichstag
zu leben gelernt haben.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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