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Westdeutsche Zeitung: Junge Arbeitslose = Von Christoph Lumme

Geschrieben am 22-07-2009

Düsseldorf (ots) - Die Wirklichkeit ist zerklüftet in diesem
Krisenjahr. Einerseits verabschiedet der Bundestag eine
Rentengarantie auch bei sinkenden Löhnen, andererseits verlieren
hunderttausende junger Arbeitnehmer ihre ohnehin prekären Jobs.
Einerseits versorgt der Staat trudelnde Banken mit Milliarden,
andererseits nimmt er in Kauf, dass die Jungen dies alles einmal
bezahlen werden.
Aber die Verlierer gehen nicht auf die Straße, protestieren nicht
angesichts der Erkenntnis, dass es ihnen einmal schlechter gehen wird
als ihren Eltern. Sie tun es nicht, weil sie keine Ideologien mehr
haben, die sie zusammenschweißen. Weil sie nicht daran glauben, etwas
verändern zu können. Weil Krisen Teil ihrer Realität sind. Der 11.
September, das Platzen der Internet-Blase, die Klima-, Bildungs-,
Globalisierungs- und Bankenkrise: Jene Verwerfungen haben die Jungen
geprägt und erklären ihre Stressresistenz.
Nein, niemand muss befürchten, die Jungen könnten einen
Generationenkrieg anzetteln, denn Neid auf die Etablierten und
Verteilungskämpfe sind ihnen fremd. An Tarif-Streiks des Öffentlichen
Dienstes mit ihrer Trillerpfeifen-Romantik haben sie höchstens noch
ein zoologisches Interesse, so, als handele es sich um das
Stelldichein von Dinosauriern aus einem untergegangenen Zeitalter.
Die neue deutsche Gelassenheit der Jungen erscheint zwar sympathisch,
doch sie trägt dazu bei, dass diese Generation der Leisetreter, die
einmal die Zukunft Deutschlands gestalten soll, zur Randgruppe wird.
So ist sie aus dem Fokus der Volksparteien längst verschwunden. Man
muss nicht gleich vom Methusalem-Komplott sprechen, aber wenn es um
Wählerstimmen geht, umbuhlen Union und SPD lieber die wachsende
Gruppe der Alten als die schrumpfende Gruppe der Jungen.
Dass gerade die Sozialdemokratie das Phänomen eines prekär gewordenen
Arbeitsmarktes nicht ins Zentrum ihrer Politik rückt, ist regelrecht
grotesk. Sie könnte, würde sie sich konsequent der jungen Generation
und ihrer unsicher gewordenen Realität öffnen, das eigene
Identitätsvakuum überwinden und sich gegenüber den Parteien der
etablierten Mitte profilieren. Aber damit die SPD auf diese Idee
kommt, müssten die Jüngeren zunächst lauter sprechen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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