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LVZ: LVZ-Kommentar zu CSU/Seehofer

Geschrieben am 19-07-2009

Leipzig (ots) - Von Olaf Majer. Der bayrische Löwe brüllt wieder.
In weiß-blauen Bierzelten mag man sich erleichtert noch eine Maß mehr
gönnen und zufrieden der CSU zuprosten. Doch der Löwe hinterm
Weißwurst-Äquator heißt heute nicht Franz-Josef Strauß sondern Horst
Seehofer. Und der, man erinnert sich, sprang schon öfter als
kraftstrotzendes Raubtier ab, um als geschrumpfter Bettvorleger vorm
Kanzleramt zu landen.
Im Bäumchen-wechsle-dich-Spiel ist Seehofer ein Meister seines Fachs.
Grüne Gentechnik? Als Bundesagrarminister "Genhofer" noch dafür, als
bayrischer Ministerpräsident strikt dagegen. Rentenkritik? Gegen den
Garantie-Unfug aus dem SPD-Scholz-O-Maten lässt sich gut wettern.
Doch wenn sich der Sozialpolitiker in Seehofer regt, dann wird
Parteifreund Singhammer alsbald zurückgepfiffen, der Rentnern einen
Urlaubsverzicht als friedensstiftenden Solidar-Beitrag nahelegte. Die
organisierte Entrüstung der reiselustigen Senioren wird schon dafür
sorgen.
Der Gängelpreisträger des Jahres 2004, der den zweifelhaften Preis
für die vorrangige Bearbeitung eigener Interessen erhielt, schert
sich wenig um sein Geschwätz von gestern. Das macht ihn für Angela
Merkel zum Mister Unheimlich. Die Physikern des Machterhalts kann mit
dem Bruder Leichtfuß in der Unionsfamilie wenig anfangen. Wo Seehofer
ein Näschen für stimmenträchtige Reizthemen zeigt, reagiert Merkel
verschnupft. Natürlich ist es Quatsch, vor jedem EU-Beschluss
Bundestag und Bundesrat zu befragen. Der schwerfällige Tanker Europa
würde endgültig auf einer Sandbank der wechselnden Interessen
festsitzen. Aber die verbreitete Angst, von Brüsseler Bürokraten
entmündigt zu werden, lässt sich nach der Bundesrichter-Schelte zum
Lissabon-Vertrag prima mit der Maximalforderung "Karlsruhe plus X"
bedienen.
Seehofer wird sich seine neue Lufthoheit über die Stammtische so
schnell nicht nehmen lassen. Allerdings gönnt sich die Kanzlerin auch
ein zufriedenes Lächeln über das brüchige Vater-Ziehsohn-Verhältnis
von Seehofer und Guttenberg. Der galante Jungstar, der auf
marktwirtschaftlichen Prinzipien reitet oder Pinguin-Krawatten
verschenkt, ist in Topform. Mit jeder neuen Pirouette auf dem
politischen Parkett macht sich der Freiherr freier von Vorgaben aus
München. Der Parteitagsdämpfer für den CSU-Chef wird diese
Emanzipation weiter beflügeln.
Horst Überall wird an der Bundestagswahl gemessen. Selbstbewusst gibt
er die CSU-Zielmarke von 49 Prozent aus. Das wird noch ein gutes
Stück Arbeit. Und die Gefahr ist nicht unbegründet, dass sich der
sprunghafte Löwe noch heiser brüllt.
@o.majer@lvz.de

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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