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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Banken, Boni & Co.

Geschrieben am 17-07-2009

Bielefeld (ots) - Ist die Krise schon vorbei? Sieht man sich die
jüngsten Geschäftszahlen einiger großer us-amerikanischer Banken an,
könnte man es beinahe glauben.
Die Bilanz, die die US-Investmentbank Goldman Sachs am Dienstag
präsentierte, ließ selbst Experten staunen. Im zweiten Quartal
verbuchte der Branchenprimus einen Rekordgewinn von 3,4 Milliarden
Dollar. Allein von April bis Juni wurden 6,65 Milliarden Dollar an
Gehältern und Bonuszahlungen ausgeschüttet. Hält der Trend an, wird
jeder der 30 000 Mitarbeiter in diesem Jahr im Schnitt 770 000 Dollar
verdienen.
Gewiss ein Spezialfall. Doch die Meldungen, dass Banken in die
Gewinnzone zurückkehren, häufen sich. Gut so, möchte man sagen. Doch
bleibt einem die Freude im Halse stecken, wenn man sieht, wie viele
in der Bankenwelt so tun, als wäre nie etwas gewesen.
Längst hat der Wettlauf um die besten Leute wieder eingesetzt,
längst ist das Millionenspiel um die Boni wieder in vollem Gange.
Schlechtestes Beispiel dafür ist die Sonderzahlung von 2,8 Millionen
Euro an Dirk Jens Nonnenmacher, den Vorstandschef der HSH-Nordbank,
obwohl das Kreditinstitut ohne die Bürgschaften des Staats längst
bankrott wäre.
»Erst kommt das Fressen, dann die Moral«, möchte man mit Bertolt
Brecht achselzuckend sagen, wären da nicht Millionen Menschen in
aller Welt, die sich mitten in der Krise befinden oder denen sie erst
noch bevorsteht. Vor diesem Hintergrund ist der Rückfall in alte
Verhaltensmuster besonders schwer erträglich. So schwer, dass man
aufpassen muss, nicht Recht und Moral durcheinander zu bringen.
Geht es allein nach dem Recht, sind Goldmans Gehälter ebenso wenig zu
beanstanden wie die elf Millionen Dollar, die der ehemalige GM-Chef
Rick Wagoner als Rente kassiert. Ja, sogar der Transfer des
portugiesischen Fußballers Cristiano Ronaldo zu Real Madrid für die
Wahnsinnssumme von 94 Millionen Euro lässt sich aus den Gesetzen von
Angebot und Nachfrage herleiten.
Wem diese Gesetze zur Legitimation genügen, der darf sich nicht
wundern, dass Menschen das Vertrauen in unser Wirtschaftssystem
verlieren. Gerade jene, die sich abgespeist fühlen könnten, müssen
sich die Augen reiben ob der Großzügigkeit, mit der sich einige
bedienen beziehungsweise bedient werden.
Freilich muss man aufpassen, nicht moralinsauer zu werden. Über allem
steht die Frage: Wie würde ich handeln, wenn ich in vergleichbarer
Position wäre? Den Bonus ablehnen? Das Gehalt freiwillig reduzieren?
Wer Moral fordert, sollte sie auch selbst leben, sonst wird sie
wohlfeil.
Trotzdem bleibt ein bitterer Beigeschmack. Nicht alles, was legal
ist, ist legitim. Nicht alles, was einem nicht verboten wird, sollte
man sich erlauben. Das Verhalten des Einzelnen ist nur auf den ersten
Blick folgenlos für die Gesellschaft. Es ist der Grundstoff des
Zusammenlebens. Verlieren dies nur genug Einzelne aus dem Blick,
kommt die nächste Krise, bevor diese wirklich vorbei ist.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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