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Berliner Morgenpost: Guttenberg wird zum Problem für die FDP

Geschrieben am 11-07-2009

Berlin (ots) - Seit dem Rückzug des Entertainers Joschka Fischer
in seine edle Dahlemer Küchenzeile mangelte es der deutschen Politik
an Popstars - bis Karl-Theodor zu Guttenberg kam. Der smarte Baron
aus Franken brachte es diese Woche sogar auf den Titel des Magazins
"Stern", obgleich in Illustriertenkreisen die eherne Regel gilt, dass
Politiker vorn drauf sicheres Kassengift sind. Nur der
Wirtschaftsminister offenbar nicht: denn er ist jung, neu, kann einen
Computer bedienen und sogar Englisch, weshalb er um ein gutes
Jahrhundert frischer wirkt als Struck, Glos und all die anderen
Figuren aus dem Jurassic Park des politischen Berlin.
Warum der Nachwuchsmann so populär ist, den Horst Seehofer vor einem
halben Jahr aus reiner Verlegenheit ins Kabinett schob, ist mit
Regierungsleistung allein nicht zu erklären. Nun gut, er war an den
richtigen Stellen bockbeinig, er widerstand den Populismen der
Altkräfte, die Opel und Quelle heldenhaft mit fremdem Geld retteten
und auch Robotron noch wiederbelebt hätten, wenn es Stimmen bringen
würde. Aber Guttenbergs wahre Leistung besteht darin, alle
Verlässlichkeiten durcheinanderzubringen, die bis vor wenigen Monaten
als unumstößlich galten. Der neue Minister hat eine Kettenreaktion in
Gang gesetzt, die eines Tages als guttenbergsche Stimmenverschiebung
in die politische Geschichte eingehen könnte: Denn er bewegt das
derzeitige Stimmengefüge womöglich um wenige, aber entscheidende
Millimeter.
 Nach dem Weggang des unwirschen Friedrich Merz hatte die
Union ein gewaltiges Problem: Da, wo ein Wirtschaftsexperte auf der
Bühne stehen sollte, klaffte ein schwarzes Loch, das der
Verlegenheitskandidat Guttenberg eher zufällig schloss. Mit der neuen
ökonomischen Kompetenz der Union bekommen nun die selbstgewissen
Liberalen ein Problem. Denn der Wirtschaftsminister entzaubert die
FDP als Wirtschaftspartei ohne Wirtschaftsexperten in der ersten
Reihe. Nicht auszuschließen, dass Guttenberg ein paar Abtrünnige
zurückholt, die grummelnd rübergemacht hatten zu Westerwelle.
Während die Höhenflieger von der FDP leicht sinken, könnten die
Grünen wiederum stärker aufholen. Das Chaos um Krümmel, die ekligen
Enthüllungen über Glibberschinken und Plastikkäse, die allgemeine
Sorge um eine lebenswerte Zukunft für unsere Kinder und die Schwäche
der SPD treiben der Öko-Partei die Stimmen zu. Am Ende könnte es ein
Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Grünen und der FDP geben, das
möglicherweise zu nicht geplanten, überraschenden Mehrheiten führt -
guttenbergsche Stimmenverschiebung eben.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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