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Berliner Morgenpost: Die S-Bahn wird zum Problem für Berlin - Kommentar

Geschrieben am 09-07-2009

Berlin (ots) - Zwanzig Minuten. Schon wieder! Wer in diesen Tagen
auf die S-Bahn angewiesen ist, hat Stress. Lange Wartezeiten, volle
Züge, und das alles für 72 Euro pro Monat. Ja, ich gebe zu: Ich bin
ein Betroffener des S-Bahn-Chaos. Das will ich nicht verbergen. Und
das sollten Sie auch wissen, wenn Sie diesen Leitartikel lesen. Aber
ich bin einer von Hunderttausenden, die sich jeden Tag fragen, wie
lange das bei der S-Bahn noch so weitergehen soll.
Gestern, spät, aber immerhin, ging die Bahn-Spitze an die
Öffentlichkeit. Das zuständige Vorstandsmitglied, Ulrich Homburg,
kündigte an, dass Jahreskartenbesitzer einen Monat umsonst fahren
sollen. Wohlgemerkt im Dezember. Das mag gut gemeint sein und mit 25
Millionen Euro auch viel Geld kosten. Aber die Geste besänftigt kaum
den aktuellen Ärger.
Eine vorläufige Lösung kann nur so aussehen: Die Werkstattkapazitäten
müssen erhöht werden, um die Sicherheitsauflagen des
Eisenbahnbundesamtes zügig zu erfüllen. Bis dahin muss die S-Bahn in
den Außenbezirken den Schienenverkehr einstellen und sich auf die
Innenstadt konzentrieren. Als Ersatz sollten in den Randbereichen der
Stadt Busse fahren. Damit sich die S-Bahn-Kunden in Frohnau oder
Strausberg-Nord nicht benachteiligt fühlen, sollten die Busse in
einem Zehnminutentakt die Haltestellen anfahren. Das alles kostet
Geld und schmälert sicherlich die Renditeerwartung des Mutterkonzerns
Bahn. Aber hier sei erwähnt, dass es schon erstaunlich ist, dass ein
Konzern, der wie die Deutsche Bahn weltweit sein Geschäft mit der
Mobilität macht, es nicht schafft, das aktuelle Problem in der
deutschen Hauptstadt zu lösen. Mitte der 90er-Jahre genoss die S-Bahn
bei den Fahrgästen noch ein Image, das weit positiver war als das
Bild der landeseigenen BVG. Während man sich über die Unpünktlichkeit
der Busse und die dreckigen U-Bahnen beschwerte, lobte man im
Gegenzug die Verlässlichkeit der S-Bahn. Vorbei. Innerhalb kürzester
Zeit hat das Tochterunternehmen der Bahn seinen guten Ruf verspielt,
weil der Konzern nur noch auf Rendite fuhr.
Jetzt kommt der Verkehr ausgerechnet in dem Moment ins Stocken, in
dem sich Berlin der Welt präsentiert. Mitte August beginnt die
Leichtathletik-WM im Olympiastadion. Sportfans aus nah und fern
werden auf diese Stadt schauen. Spätestens dann droht aus dem Schaden
für die S-Bahn ein Imageproblem für Berlin zu werden.
Umso unverständlicher ist es, dass der Senat das Chaos bisher nur
kritisiert. Wann endlich schaltet sich Klaus Wowereit ein? Wieso ist
er nicht vor Ort auf einem Bahnsteig, um zu zeigen, dass es so nicht
weitergehen kann? Er könnte in seiner Rolle als Regierender
Bürgermeister öffentlichen Druck auf die Bahn aufbauen, das Problem
schnell zu lösen. Die S-Bahn bekommt allein in diesem Jahr einen
Landeszuschuss von 230 Millionen Euro. Deswegen haben nicht nur die
S-Bahn-Kunden, sondern alle Steuerzahler einen Anspruch darauf, dass
die Politik jetzt eingreift.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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