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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Störfall im Kernkraftwerk Krümmel

Geschrieben am 05-07-2009

Bielefeld (ots) - Das war eine ganz schlechte Woche für die
Atom-Lobby. Erst warf Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) dem
Deutschen Atomforum, der Interessenvertretung der Akw-Betreiber,
jahrzehntelange Schönfärberei und das Verharmlosen von
Sicherheitsgefahren vor. Und dann muss prompt das Kernkraftwerk
Krümmel wegen eines Kurzschlusses in einem Transformator abgeschaltet
werden. Störfälle sind für Atomkraftwerke wie Sargnägel, sie stellen
ihre Existenz drastisch in Frage. Für die Betreiber sind Störfälle
eine schallende Ohrfeige. Und die hat sich Vattenfall verdient: Nicht
der Konzern hat die Atomaufsicht über die Panne in Krümmel
informiert, sondern die Polizei. Das ist mehr als nur eine
»Informationspanne«, wie Vattenfall verniedlichend meint, sondern der
Beweis für eine Strategie, die die Akw-Betreiber immer schon
verfolgten: Ein Zwischenfall wird erst dann zugegeben, wenn es nicht
mehr anders geht.
Krümmel ist für die Kernkraftbefürworter ein Albtraum und für die
Gegner ein gefundenes Fressen. Erst vor zwei Wochen nach zwei Jahren
Stillstand wieder in Betrieb genommen, kommt es zu einer Panne nach
der anderen. Nach dem Defekt in der Elektronik, den Problemen mit der
Turbine nun der Kurzschluss im Transformator. Kernkraft sei eine
saubere und günstige Energie, wirbt das Atomforum seit Monaten für
verlängerte Laufzeiten. Aber für die Akzeptanz in der Bevölkerung ist
etwas anderes entscheidend: die Sicherheit. Und genau an diesem
sensiblen Punkt droht Krümmel zum Symbol der Unzuverlässigkeit zu
werden.
Weil Kernkraft riskant ist, sind die Versicherungskosten für
Betreiber immens hoch. Wer etwa einen der neuen Europäischen
Druckwasserreaktoren (EPR) bauen möchte, der 60 Jahre lang zwölf
Milliarden Kilowattstunden Strom im Jahr produziert, muss etwa 40,2
Milliarden Euro Versicherungskosten einkalkulieren. Auch das Argument
des günstigen Stroms ist mit Vorsicht zu genießen: Stammt er aus dem
Atomkraftwerk, kostet er zwischen 9,2 und 10,3 Cent pro
Kilowattstunde. Kohle (2,5 bis 5 Cent), Gas (4,0 bis 8,0 Cent) und
Wind (6,0 bis 9,0 Cent) sind günstiger.
Je häufiger Krümmel Negativschlagzeilen macht, desto klarer wird:
Atomkraft ist nur noch eine Brückentechnologie. Solange Deutschland
seinen Energiebedarf nicht vorrangig aus erneuerbaren Quellen wie
Wind, Wasser, Sonne und Erdwärme decken kann, solange brauchen wir
Kernkraft. Die Verlängerung der Laufzeiten der modernsten Meiler ist
vertretbar, der Bau neuer Kernkraftwerke nicht. Windparks in Nord-
und Ostsee können 2030 bereits mehr als 15 Prozent des deutschen
Strombedarfs liefern, sind sich Experten sicher. Das Emirat Abu Dhabi
baut bis 2016 die Zukunftsstadt Masdar City. Sie wird vollständig aus
erneuerbaren Energien versorgt. München soll bis 2058 ein deutsches
Pendant werden. Fazit: Die Alternativen zu Krümmel und Co. gilt es
zum Wohle der Bürger auszubauen, und das möglichst schnell.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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