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Lausitzer Rundschau: Zukunft des Autobauers weiter ungewiss / Das Opel-Chaos

Geschrieben am 28-05-2009

Cottbus (ots) - Natürlich kann man alles auf die US-Regierung
schieben, die nur zweitrangige Vertreter ohne Prokura zum Opel-Gipfel
ins Kanzleramt schickte. Natürlich kann man General Motors schuldig
sprechen für das vorläufige Scheitern der Rettungsaktion, weil der
Pleitekonzern um noch mehr Staatsgeld pokert. Beides stimmt.
Aber dann ist auch zu fragen, was die von Wirtschaftsminister
Karl-Theodor zu Guttenberg im Februar gebildete deutsch-amerikanische
Arbeitsgruppe eigentlich die ganze Zeit gemacht hat. Sie sollte
zwischen den Regierungen ständig Informationen austauschen. Und was
hat der von Guttenberg ernannte Berater Roland Berger gebracht, der
zwischen dem Konzern, den interessierten Investoren und dem
Wirtschaftsministerium vermitteln sollte? Dass das versammelte
Hochkabinett gestern Nacht von GM wie von der US-Regierung geradezu
düpiert wurde, zeigt nur eins: Der deutsche Verhandlungspartner wurde
offenbar von der anderen Seite nicht ernst genommen. Für zu leicht
befunden.
In das Bild passt, dass die Task-Force der Bundesregierung dem
Wirtschaftsministerium erst vor zwei Wochen weggenommen und dem
Kanzleramtschef unterstellt wurde. Viel zu spät hat Angela Merkel
diese Angelegenheit an sich gezogen. Aber offenbar hat auch das
Kanzleramt seine Kontakte zu Obama nicht genutzt. Viel zu lange hat
Merkel ihren Kabinetts-Jungstar alleine an seinem Gesellenstück
namens Opel-Rettung üben lassen. Einen, dem sehr leicht das Wort
Insolvenz über die Lippen kam.
Noch ein anderes Problem ließ die Regierung wabern. Rettung der
deutschen Standorte, Rettung möglichst vieler Arbeitsplätze in
Deutschland, das war ihre alleinige Devise. Dass Opel auch in
Belgien, Spanien und Polen produziert - kein Thema. Vom britischen
Vauxhall und schwedischen Saab ganz zu schweigen.
Die von Außenminister Steinmeier geforderte "europäische Lösung"
wurde zum Vorwand für nackte deutsche Interessen. Am Mittwoch war
angeblich nicht einmal mehr genug Zeit, um Vertreter der betroffenen
europäischen Länder dazu zu laden. Und auch am heutigen Freitag sind
sie nicht dabei, sondern veranstalten einen eigenen Opel-Gipfel in
Brüssel, der das Chaos noch vergrößern kann. Eine schöne Gemeinschaft
zeigt sich da eine Woche vor der Europawahl: Wer zahlt, will allein
die Musik bestimmen. Aber mit dem Wirt, GM, haben sie alle nicht
gerechnet.
Man muss den Opelanern wünschen, dass ihr Unternehmen das
amerikanische Pokerspiel ebenso übersteht wie das schlechte deutsche
Krisenmanagement. Die Überlebensfrist misst sich inzwischen in Tagen,
nicht mehr in Wochen.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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