(Registrieren)

Der Tagesspiegel: Skinheads überfielen Hochzeitsfeier in Potsdam - Schläger hatten offenbar eine "Türkenhochzeit" vermutet

Geschrieben am 06-07-2006

Berlin (ots) - Es sollte einer der schönsten Tage in ihrem Leben
werden, doch er endete als Albtraum. Bei der Feier eines Berliner
Hochzeitspaares auf Schloss Marquardt im Potsdamer Norden tauchten in
der Nacht zum vergangenen Sonntag kahl geschorene Schläger auf. Sie
pöbelten, prügelten sich mit dem Bräutigam und Gästen und demolierten
das Partymobiliar. "Ich hatte Angst - fast, als wäre ich im Krieg",
sagte der Bräutigam gestern dem Tagesspiegel. Der Berliner Arzt
wollte namentlich nicht genannt werden, er befürchtet Racheaktionen.
Das Paar hatte sich am Sonnabend in der Dorfkirche von Marquardt
im Potsdamer Norden trauen lassen, abends stieg im Schloss das Fest
mit 130 Erwachsenen und 40 Kindern. In der Nacht, gegen drei Uhr
dreißig, tauchten vier junge Glatzköpfe auf. Sie pöbelten das
Brautpaar und die verbliebenen zehn bis zwölf Gäste an. "Das ist
unser Dorf, ihr habt hier nichts zu suchen", habe einer der
Kahlgeschorenen gesagt, erinnerte sich der Bräutigam. Er habe mit
seinen Freunden versucht, die Skinheads zum Gehen zu bewegen. Doch
sie blieben und provozierten eine Schlägerei. Die Braut und die
anderen Frauen flüchteten ins Schloss.
Der Bräutigam und seine Freunde wehrten sich, mussten aber auch
einstecken. Einem der Gäste platzte durch einen Fausthieb auf ein Ohr
das Trommelfell, ein anderer blutete aus dem Mund. Dem Arzt zerriss
einer der Schläger das Hemd. Doch es gelang dem Bräutigam und seinen
Gästen, die Kahlköpfe zu vertreiben. Die Schläger drohten: Wir kommen
zurück. Kurze Zeit später waren sie wieder da - mit 15 Kumpanen. Der
Bräutigam rettete sich mit seinen Freunden ins Schloss. "Wir waren in
Panik", sagte der Arzt. Hastig wurden alle Außentüren des Schlosses
verriegelt. Doch die Schläger wollten offenbar nicht das Gebäude
beschädigen, den Stolz des Dorfes. Die Clique tobte sich vor dem
Schloss aus. Sie riss Partyzelte ein, warf Bänke um und zerschmiss
die Gläser. Dann rückte die Truppe ab.
Die mehrmals von den Gästen angerufene Polizei erschien kurz nach
vier Uhr und nahm Anzeigen auf. Obwohl die Beamten zusicherten, die
Gefahr sei vorüber, trauten sich mehrere Gäste nicht in ihre
Pensionen und schliefen lieber auf dem Fußboden des Schlosses. Am
Morgen sei die Verwalterin gekommen und habe den Gästen "falsches
Benehmen" vorgehalten, klagte der Bräutigam.
Die Verwalterin, die aus Marquardt stammt und auch anonym bleiben
wollte, nannte dem Tagesspiegel den möglichen Grund für den Angriff
der Glatzköpfe: Da bei der Hochzeitsfeier "türkische Musik" gespielt
wurde, sei im Dorf das Gerücht aufgekommen, "da ist eine
Türkenhochzeit". So seien einige der örtlichen Rechten vom
gleichzeitig stattfindenden Dorffest zum Schloss gezogen. Der
Bräutigam reagierte auf diese Version genervt: Es habe eine Band vom
Balkan aufgespielt, und Folklore-Musik könne doch kein Grund für
einen Überfall sein. Verärgert ist auch der Marquardter Gastwirt, der
das Catering für die Hochzeit organisiert hatte. Hans-Joachim Czada
nannte den Angriff der Schläger "eine Beleidigung für das ganz Dorf".

Originaltext: Der Tagesspiegel
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=2790
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_2790.rss2

Rückfragen bitte an:
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

20366

weitere Artikel:
  • Westdeutsche Zeitung: Pjönjangs Provikation = Von Eberhard Fehre Düsseldorf (ots) - Es war eine Provokation mit Ankündigung, lange vorbereitet und kalkuliert, doch kein Beobachter vermag überzeugend zu begründen, welchen Zielen die ballistischen Muskelspiele des nordkoreanischen Regimes eigentlich dienen. Es sei denn, Kim Jong-Il betrachtete es schon als Erfolg, auf der Liste der "Schurken-Staaten" wieder als Top-Verdächtiger gehandelt zu werden. Die verunglückten Raketentests, verbunden mit grotesker Großmachtrhetorik, alles in allem also eher eine misslungene Machtdemonstration als echte Bedrohung? mehr...

  • Bleser/Röring: Impfstrategie zur Bekämpfung weiterentwickeln Berlin (ots) - Zur heutigen Anhörung im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zum Thema "Impfstrategie zur Bekämpfung der Geflügelpest?" erklären der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Bleser MdB und der zuständige Berichterstatter, Johannes Röring MdB: Nach aktuellem Stand der Wissenschaft ist das prophylaktische Impfen von Hobby- oder Nutzgeflügelbeständen weiter keine adäquate Option für die deutsche Agrarwirtschaft zur Bekämpfung mehr...

  • Neues Deutschland: zum Anti-Terror-Kampf Berlin (ots) - Pünktlich zum heutigen Jahrestag der Terroranschläge von London sind in einem Straßengraben gestohlene Geheimpapiere des britischen Verteidigungsministeriums entdeckt worden, Listen möglicher Attentatsziele, geplante Abwehrmaßnahmen. Es ist nicht die erste Panne im Anti-Terrorkampf des Vereinigten Königreichs. Sprecher von islamischen Organisationen werfen der Regierung zudem vor, viel zu wenig getan zu haben, um die Herzen und Hirne der britischen Muslime zu gewinnen. Und die Londoner Ermittler treibt vor allem eine Erkenntnis mehr...

  • Rheinische Post: Jung besorgt: In Afghanistan schon so viele Attentate wie im gesamten letzten Jahr - weiterer Afrika-Einsatz nicht ausgeschlossen Düsseldorf (ots) - In Afghanistan sind in diesem Jahr bereits so viele Attentate auf die Bundeswehr zu verzeichnen gewesen wie im gesamten letzten Jahr. Darauf hat Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung in einem Interview mit der "Rheinischen Post" (Freitag-Ausgabe) hingewiesen und die Lage als "sehr ernst" bezeichnet. Deswegen habe er angeordnet, dass die Bundeswehr dort nur noch in geschützen Fahrzeugen fahren dürfe. Der Minister schloss nicht aus, dass auf Deutschland neben dem Kongo- ein weiterer Afrika-Einsatz zukomme. Im mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Märkische Oderzeitung kommentiert zu Discovery/Raumfahrt: Frankfurt/Oder (ots) - Die USA haben bewiesen, dass sie ein imposantes Raumfahrtprogramm aus dem Boden stampfen können. Sie sind in den vergangenen 25 Jahren allerdings den Beweis schuldig geblieben, dass sie auch für dessen stetige Erneuerung und Erhaltung sorgen können. Wenn man dazu noch die Pannen auf der ISS ansieht, wirken ambitionierte Ziele wie bemannte Flüge zum Mond oder Mars sehr weit weg. Die 16 Shuttle-Flüge der nächsten vier Jahre werden nicht nur über das Schicksal der ISS entscheiden, die beim Ausfall der Raumfähren als mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht