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Westdeutsche Zeitung: NRW-Zukunftskommission = von Frank Uferkamp

Geschrieben am 20-04-2009

Düsseldorf (ots) - Prognostiker und Zukunftsforscher haben es
schwer: Ihr Gewerbe gilt als unsolide. Allzu oft haben sie daneben
gelegen. Die Visionen aus den 60er Jahren über das Leben 40 Jahre
später waren sehr kühn und sind nicht eingetreten: Siedlungen auf dem
Mond, Kleinflugzeuge als Fortbewegungsmittel für alle, Atomantrieb
auch für Lastwagen. Die NRW-Zukunftskommission meidet das Visionäre
aus gutem Grund. Sie gibt sich pragmatisch, spiegelt die
gesellschaftspolitische Debatte wider, setzt Reizpunkte, vermeidet
aber konkrete Handlungsempfehlungen immer dann, wenn es spannend
wird.Mehr Geld für die Bildung, ein zusammenwachsendes Ruhrgebiet,
ein Land des geglückten demografischen Wandels - die Überschriften
der unabhängigen Experten gleichen auffällig denen der
Hochglanzbroschüren aus dem Parteienbetrieb. Immerhin: Eine
Verdoppelung der Ausgaben für die Bildung ist eine klare und
berechtigte Forderung - über alle Parteigrenzen hinweg.
Man hätte sich ähnlich mutige Vorschläge auch für andere Bereiche
gewünscht. Hier hat sich die Kommission freilich vor einer Festlegung
gedrückt und ist unter der Führung des liberalen Urgesteins Lord Ralf
Dahrendorf einen Umweg gegangen: Die spannenden Themen werden in
Frageform an die Politik herangetragen. Das erspart die
Konfrontation, ist auch eine Geste der Höflichkeit: Schließlich hat
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers die Kommission vor Jahresfrist
einberufen.
So bleibt es bei Stichworten: Vom Bürgergeld für alle bis hin zum
Kopftuchverbot auch für Schülerinnen, von der freieren
Stammzellenforschung bis zu nachgelagerten Studiengebühren: Viele der
Themen sind teils seit Jahrzehnten bekannt und diskutiert. Antworten
darauf hat die Politik entweder gefunden (kein Bürgergeld) oder sucht
sie noch. Eine große Hilfe ist die Kommission hier nicht.
Die Sehnsucht nach einem Rat der Weisen, der denen da obenmal so
richtig sagt, wo es langgeht, mag tief sitzen, ist aber bisher fast
an keiner Stelle von einem Erfolg gekrönt. Politik ist die Kunst des
beinahe täglich ausgehandelten Kompromisses. Dafür stattet unsere
Demokratie die im Parlament vertretenden Parteien mit einem Mandat
aus. Die müssen die Zukunftsfragen schon selbst lösen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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