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Rheinische Post: Kommentar: Viel Merkozy, wenig Obama

Geschrieben am 02-04-2009

Düsseldorf (ots) - Die Krise macht es möglich: Oftmals in der
jüngeren Vergangenheit waren die Gipfel der wichtigsten Staats- und
Regierungschefs Fototermine ohne bleibenden Wert das aktuelle
G-20-Treffen dagegen kann es in die Geschichtsbücher schaffen. In
London hat sich die Achse der Weltpolitik verschoben weg von
Amerika, hin nach Asien und oh Wunder Europa. Die großen 20, von
denen einige (Washington, London) ganz klein mit Hut sein müssen,
billigen mit der Strukturreform des Weltwährungsfonds den
aufstrebenden Nationen wie China, Indien und Brasilien mehr Einfluss
zu. Der Beschluss, ihre Ökonomien und die notleidender Schwellen- und
Wirtschaftsländer mit 500 Milliarden Dollar zu unterstützen, ist ein
wichtiger Schritt zur Stabilisierung der internationalen Finanzmärkte
und wird über die tagespolitischen Kommuniqués hinaus Wirkung
entfalten.
In London hat sich endgültig die Erkenntnis durchgesetzt, dass die
globale Krise internationale Antworten braucht und keine nationalen
Alleingänge. Die Entscheidung, die Finanzmärkte stärker zu
kontrollieren, ist ein Vorstoß der wichtigsten Mächte
Kontinentaleuropas, Frankreich und Deutschland. Nicolas Sarkozy und
Angela Merkel haben mit ihrer unerwarteten Allianz den Widerstand des
neuen amerikanischen Präsidenten Barack Obama und seines britischen
Verbündeten Gordon Brown gebrochen. Viel "Merkozy", wenig Obama
könnte man das Ergebnis dieser Konferenz auch zusammenfassen.
Überhaupt war Obamas Auftritt überraschend zurückhaltend. Brav
ordnete sich der Vertreter der einzigen militärischen Supermacht auf
den Fotos in der zweiten Reihe ein. Das demonstrierte nach den
breitbeinigen Bush-Jahren die neue amerikanische Bescheidenheit und
hoffentlich auch die in der Neuen Welt gewachsene Erkenntnis, dass
die USA ihre selbst gemachten Probleme nicht allein lösen können. Der
US-Präsident hat sich und seiner Regierung für die Startphase eine
Zeit des "Listening" verordnet. Man kann deshalb nur hoffen, dass er
in London gut zugehört hat.
Die Chinesen etwa formulierten klarer als alle anderen ihre Bedenken
gegen Obamas Politik, der Konjunktur durch das Anwerfen der
Notenpresse einen Impuls zu geben. Das kann, muss aber nicht
funktionieren und beschwört für 2010 die Gefahr einer Welt-Inflation
herauf. Wir kämen damit nach dem gerade überstandenen ersten Rausch
des schnellen Geldes, auch "Gier" genannt, in den Rausch des nächsten
schnellen Geldes, der euphemistisch Konjunkturprogramm getauften
Subvention. Das Gezeter in Deutschland um die Abwrackprämie macht
deutlich, welch süßes Gift in die Wirtschaft geworfenes billiges Geld
vom Staat ist. Vielleicht lernt Präsident Obama für seinen
zweitägigen Besuch bei uns ja etwas Deutsch wie sein Vorbild Kennedy.
Zum Beispiel: "Yes, we can sparen. Yes, we can dazulernen."

Originaltext: Rheinische Post
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621
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Rheinische Post
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Telefon: (0211) 505-2303


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