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Westdeutsche Zeitung: Schweizer Bankpraktiken = von Alexander Marinos

Geschrieben am 19-03-2009

Düsseldorf (ots) - Man kann sich einer klammheimlichen Freude
nicht erwehren, wenn Peer Steinbrück in seiner typisch bärbeißigen
Art über Schweizer Bankpraktiken herzieht und die getroffenen
Eidgenossen laut aufheulen. Richtig so!, möchte man dem
Bundesfinanzminister zurufen. Das Problem ist nur: Zivilisierte
Staaten gehen so nicht miteinander um, schon gar nicht, wenn sie
befreundet sind.
Die Schweiz ist kein Despotenregime, sondern ein in vielerlei
Hinsicht vorbildliches Land. Steinbrück sollte sich daher im Ton
mäßigen. Dann erkennen vielleicht auch einige in der Alpenrepublik,
dass der Mann in der Sache völlig richtig liegt: Es kann nicht länger
hingenommen werden, dass ein Land ungestraft Geschäfte damit macht,
dass es die Bürger anderer Nationen zur Steuerhinterziehung einlädt.
Natürlich ist der Ärger der Schweizer über das platzende
Bankgeheimnis zu verstehen. Es war für sie nicht einfach nur eine
Gelddruckmaschine, sondern ein Freiheit und Staatsferne
symbolisierendes nationales Heiligtum. Die Finanzkrise hat die
Schweizer überproportional getroffen, die Nerven liegen blank. Wenn
sich dann auch noch der Finanzminister des ohnehin als arrogant und
aggressiv verschrienen großen Nachbarn wiederholt drohend und hämisch
äußert, kocht die Volksseele über.
Andererseits müssen sich die Eidgenossen eingestehen, dass es sich
für eine demokratische und fortschrittliche Nation nicht ziemt,
Geldwäschern und Inhabern schwarzer Kassen eine sichere Zuflucht zu
gewähren. Insofern war das Bankgeheimnis eine Schweizer Lebenslüge.
Da hilft auch nicht der Hinweis des Steinbrück-Kritikers Guido
Westerwelle, nicht die Steueroase sei das Problem, sondern die Wüste
drumherum. Das klingt ja fast so, als würden Steuerflüchtlinge nur
von ihrem guten Recht Gebrauch machen, nicht verdursten zu müssen.
Seltsame FDP-Logik!
Die Flucht in die Steueroase war und ist das illegale Privileg
Gutbetuchter, um sich aus der Solidargemeinschaft zu verabschieden -
ein Privileg, das 99 Prozent der Arbeitnehmer, Selbständigen und
Unternehmer nicht zur Verfügung steht. Steueroasen waren und sind
alles andere als vorbildlich. Der internationale
Steuersenkungs-Wettbewerb, den sie auslösten, war unfair bis zur
Schmerzgrenze.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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