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WAZ: BGH-Urteil zum Unterhaltsrecht - Der Preis der Emanzipation - Leitartikel von Birgitta Stauber-Klein

Geschrieben am 18-03-2009

Essen (ots) - Wenn die Ehe gut läuft, wenn Kinder auf die Welt
kommen, wenn die Mutter Zeit hat, sich zu kümmern - es mögen schöne
harmonische Jahre für Eltern und Kinder sein. Doch angesichts der
Scheidungszahlen und des Scheidungsrechts kann eine Hausfrau
allenfalls darauf hoffen, dauerhaft versorgt zu sein. In Sicherheit
wiegen kann sie sich nicht mehr.

Der Preis, den Frauen und manchmal auch Männer für die zeitweise
oder vollständige Aufgabe des Berufs zahlen, kann so hoch sein, dass
er die Existenz vernichtet. Wenn nämlich eine Scheidung ansteht, geht
es nach dem neuen Unterhaltsrecht zunächst um die Versorgung der
Kinder. Und sind diese älter als drei Jahre und können ganztags
betreut werden (was immer mehr zum Normalfall wird), hat die Ex-Frau
im Prinzip keinen Anspruch mehr auf Unterhalt.

Es ist für viele Frauen tragisch, wenn sie unter völlig anderen
Voraussetzungen ihre Ehe geschlossen und ihren Lebensweg
eingeschlagen haben. Also vor allem für ältere Frauen, die ihre
Lebensplanung nach einem völlig anderen gesellschaftlichen Modell
ausgerichtet haben - eben der Hausfrauenehe. Das ist auch für viele
Kinder tragisch, wenn der allein erziehende Elternteil den Spagat
zwischen Vollzeitstelle, Kinderbetreuung und Haushalt kaum noch
schafft.

Und doch ist das Unterhaltsrecht ein Fortschritt, weil es dem
rasanten gesellschaftlichen Wandel in den vergangenen zehn Jahren
Rechnung trägt. Inzwischen ist die völlige Berufsaufgabe einer jungen
Mutter eher die Ausnahme. Bevor sie sich nachmittags auf dem
Spielplatz mit anderen Müttern trifft, hat sie ihren Vormittag am
Schreibtisch verbracht. Abgesehen davon ist ein Spielplatz auch für
Väter ein völlig normaler Aufenthaltsort geworden.

Die Lasten (und die Freuden) von Familie und Beruf werden
zunehmend auf zwei Schultern verteilt - wenn auch noch längst nicht
gleichmäßig. Das entspricht dem Zeitgeist und wird von der
Familienpolitik gefördert und auch gefordert. Selbst in konservativen
Unionskreisen wagt es kaum noch jemand, an der fortschrittlichen
Familienpolitik einer Ursula von der Leyen zu rütteln. Die Folge:
Wenigstens die jungen Frauen können nach einer Scheidung für sich
selbst sorgen. Das macht sie unabhängig vom Ex-Gatten und vom Staat.

Und was ist mit der Ehe? Welche Bedeutung hat sie noch? Wenn sie
gut läuft, fällt den Ehepartnern eine Menge dazu ein. Wenn nicht,
dann nicht.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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