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Südwest Presse: Kommentar zum Arbeitsrecht

Geschrieben am 26-02-2009

Ulm (ots) - 1,30 Euro auf Abwegen - und die fristlose Kündigung
einer Kassiererin ist rechtens. Der Betrachter ist entsetzt, und
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) findet zwei harte
Worte: barbarisch und asozial. Dass deshalb sein Rücktritt gefordert
wird, legt nahe, dass das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg
mehr zu entscheiden hatte als einen banalen Streit um Rechte und
Pflichten am Arbeitsplatz.
Denn formaljuristisch lässt sich ohne weiteres argumentieren: Die
Arbeit an der Kasse setzt besonderes Vertrauen voraus, das ist
beschädigt, die Kündigung die logische Folge - egal, wie klein die
unterschlagene Summe sein mag. Und: Thierse soll sich gefälligst
raushalten und die Politik die Unabhängigkeit der Justiz
respektieren. Vordergründig ist beides richtig, doch so einfach
liegen die Dinge nicht.
Die Kassiererin war Gewerkschafterin, hatte als angeblich letzte
Kollegin ihrer Filiale gestreikt. Wäre ihr gekündigt worden, wenn sie
sich angepasst und unauffällig verhalten hätte? War das Recht nur der
Hebel, um eine unbotmäßige Angestellte zu disziplinieren - womöglich
als Signal für den Rest der Belegschaft? Für Zweifel und
Verdächtigungen bietet der Fall reichlich Stoff.
Während versagenden Managern Millionen hinterhergeworfen werden,
verliert eine altgediente Mitarbeiterin wegen einer Bagatelltat ihre
Existenz. In der öffentlichen Wahrnehmung steht sie stellvertretend
für die Opfer einer Willkür, die die Kleinen hängt und die Großen
laufen lässt. Diese Sicht ist zwar ebenso übertrieben wie die
Aufregung über Thierses spontane Urteilsschelte. Doch beides zeigt,
wie aufgeheizt das soziale Klima in diesen Zeiten ist.

Originaltext: Südwest Presse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59110.rss2

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218


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