(Registrieren)

Deutsche AIDS-Hilfe fordert: Keine Beteiligung Gefangener an den Gesundheitskosten

Geschrieben am 24-02-2009

Berlin (ots) - Befürchtungen, die Übertragung der
Gesetzgebungskompetenz für den Strafvollzug auf die Länder könnten zu
einer Verschlechterung des Standards in den Gefängnissen führen,
scheinen wahr zu werden: Seit Januar bittet das Bayerische
Justizministerium Gefangene zur Kasse, wenn sie einen Anstaltsarzt
aufsuchen. Ermöglicht wird dies durch eine Regelung, die "die
angemessene Beteiligung der Gefangenen an den Kosten der
Krankenbehandlung" (vgl. z.B. Art. 63 Abs. 2 BayStVollzG) vorsieht.
Dahinter verbirgt sich der politische Wille des Gesetzgebers, dass
auch im Bereich der Gesundheitsfürsorge die Eigenverantwortung der
Gefangenen verstärkt und dem Äquivalenzprinzip Rechnung getragen
werden soll, da den Gefangenen ein weitgehender Anspruch auf
Gesundheitsfürsorge durch die Justizvollzugsanstalt zugebilligt
werde.

Dazu erklärt Winfried Holz, Bundesvorstand der Deutschen
AIDS-Hilfe e.V. (DAH): "Im Klartext bedeutet diese
"Zuzahlungspauschale" die Einführung der ´Praxisgebühr´ und die
Kostenbeteiligung an Medikamenten. Da im Justizvollzug aber faktisch
keine freie Arztwahl besteht, ist diese Praxis zynisch, denn der
Anspruch auf Gesundheitsfürsorge wird eingeschränkt. So hat z.B. der
Gefangene bei schweren Erkrankungen wie HIV und Aids keine
Möglichkeit, einen Facharzt zu konsultieren, wenn der Anstaltsarzt
dies nicht veranlasst. Ein so genanntes 'Ärztehopping' -
Hauptbegründung für die Einführung der Praxisgebühr außerhalb der
Gefängnismauern - ist daher überhaupt nicht möglich und auch nicht
gegeben."

"Ausgerechnet an dieser Stelle wird mit dem Äquivalenzprinzip
argumentiert, obwohl sich die Justizminister seit Jahrzehnten
erfolgreich gegen die Angleichung der medizinischen Standards und
Präventionsmöglichkeiten wehren, die außerhalb des Vollzuges
bestünden", erläutert Bärbel Knorr, DAH-Mitarbeiterin Drogen &
Menschen in Haft. "Mit einer wirklichen Angleichung würde der
Justizvollzug seiner Verantwortung allerdings gerecht werden, weil
den Gefangenen dadurch eine Chance geboten würde, Eigenverantwortung
für ihre Gesundheit zu übernehmen. Diese Angleichung ist aber nicht
gegeben. Der bayerische Vollzug erfüllt nicht einmal die
Minimalstandards der Suchtmedizin, wie zum Beispiel die Substitution
und Infektionsprophylaxe bei Drogengebrauchern in Haft", so Knorr.

Das Bayerische Staatsministerium der Justiz und für
Verbraucherschutz, das die Kostenbeteiligung seit dem 1.1.2009
eingeführt hat, verweist auf die "seit 2001 kontinuierlich
gestiegenen Kosten der ärztlichen Behandlung sowie der Versorgung mit
Arznei- und Hilfsmitteln". Dazu meint Winfried Holz von der DAH:
"Wenn Bayern das Äquivalenzprinzip ernst nähme, dann dürfte z.B. von
HIV-Infizierten Gefangenen, die nur über ein Taschengeld von 30,- EUR
im Monat verfügen, nur 0,90 EUR im Quartal an Zuzahlung verlangt
werden (also auf den Monat umgerechnet 0,30 EUR). Die
Verwaltungskosten für diese Praxis dürften den scheinbaren
Einspareffekt bei weitem überschreiten."

Weitere Informationen:
Bärbel Knorr,
Drogen & Menschen in Haft
E-Mail: baerbel.knorr@dah.aidshilfe.de
Tel. 030/690087-45
Fax: 030/690087-42

Originaltext: Deutsche AIDS-Hilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/14407
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_14407.rss2

Pressekontakt:
Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH)
Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
Jörg Litwinschuh
Pressesprecher
Wilhelmstr. 138
D-10963 Berlin
Tel.: +49.30.69 00 87 - 81/-16
Fax: +49.30.69 00 87 - 42
Mobil: +49.177.28 22 58 1
E-Mail: presse@dah.aidshilfe.de
Internet: www.aidshilfe.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

187919

weitere Artikel:
  • Industrie und Schule: Politik bestätigt Ausbildungskonzept der SAE Institute München (ots) - Bundesbildungsministerin Schavan ruft zu mehr Engagement der Industrie an den Schulen auf und möchte Experten aus der Wirtschaft als Lehrer eingesetzt sehen. Mit dieser Forderung sieht sich das SAE Institute ( www.sae.edu ) in seinem Ausbildungskonzept bestätigt: Jugendliche werden hier in einer engen Kooperation zwischen Schule und Industrie für zukunftsträchtige Berufe in den Bereichen Audio, Digitalfilm & Animation, Webdesign & Development praxisnah ausgebildet. Dozenten aus der Industrie gehören ebenso zum Ausbildungsprogramm mehr...

  • Wolfgang Gehrcke: Deutsches Waffenembargo für Nahost ist überfällig Berlin (ots) - Wolfgang Gehrcke begrüßt die Aufforderung von Amnesty International an den Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen, ein Waffenembargo gegen Israel und gegen die Hamas zu verhängen. "Dass sowohl Israel als auch die Hamas die Forderung von Amnesty International zurückgewiesen haben, unterstreicht aus meiner Sicht nur die Sinnhaftigkeit des Vorstoßes. Der Nahostkonflikt ist weder militärisch noch anders gewaltsam zu lösen", sagt der Sprecher der Fraktion DIE LINKE für internationale Beziehungen. Gehrcke hält darüber hinaus mehr...

  • Termininformation: Arbeitsmarkt im Februar 2009 - Pressestatement am 26.02.2009, 11.00 Uhr Berlin (ots) - Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, am kommenden Donnerstag gibt die Bundesagentur für Arbeit die aktuellen Zahlen ihrer Arbeitsmarktstatistik bekannt. Immer deutlicher wird, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise mittlerweile voll auf den Arbeitsmarkt durchschlägt. Die Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung erweist sich mehr und mehr als Bumerang, der die Handlungsfähigkeit der Arbeitsagentur einschränkt. Dietmar Bartsch, Mitglied der Fraktion und Bundesgeschäftsführer der Partei DIE LINKE möchten Sie mehr...

  • "Nicht jeder kann und darf Lehrer werden!" / Philologenverband fordert Eignungsfeststellungsverfahren für angehende Lehrerinnen und Lehrer Berlin (ots) - "Es geht nicht darum, genügend Lehrkräfte in Deutschland zu rekrutieren, sondern es geht darum, genügend geeignete für diesen Beruf zu interessieren!", betonte der DPhV-Vorsitzende Heinz-Peter Meidinger in Berlin. Als Ursachen des massiven Lehrermangels in Deutschland benannte der Verbandschef in erster Linie das von der Politik und einigen Medien mitverschuldete miserable Lehrerimage in Deutschland, welches viele leistungsbereite, hochqualifizierte Abiturientinnen und Abiturienten davon abhalte, diesen Studienweg einzuschlagen. mehr...

  • Philippinen: Radiojournalist erschossen Berlin (ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilt den Mord an dem philippinischen Radiojournalisten Ernesto Rollin gestern in Ozamiz City in der Provinz Misamis Occidental auf der südlichen Insel Mindanao. Zwei unbekannte Männer auf einem Motorrad erschossen den Moderator des Lokalsenders "DxSY-AM" morgens auf dessen Weg zur Arbeit. Die Täter kannten offensichtlich Rollins Gewohnheit, sein Auto an einer Tankstelle in der Nähe der Stadt Oroquieta zu parken und dann den Bus zu nehmen. Die Männer erschossen den Journalisten aus nächster mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht