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Westdeutsche Zeitung: Krise und Karneval = von Alexander Marinos

Geschrieben am 23-02-2009

Düsseldorf (ots) - Als der bayerische Räuber Mathias Kneißl an
einem Montag im Jahr 1901 zum Tode verurteilt wurde, da soll er
gesagt haben: "De Woch fangt scho guat o". Das ist sicher ein
extremes Beispiel für Galgenhumor in einer aussichtslosen Situation.
Ganz so schlimm geht es uns noch nicht mit der Wirtschafts- und
Finanzkrise, auch wenn bedeutende Chefanalysten noch bedeutenderer
Banken die Apokalypse geradezu herbeiprognostizieren wollen. Umso
wichtiger ist es, dass wir den Frohsinn Aschermittwoch angesichts der
vielen Probleme nicht komplett ablegen. Wir sollten es mit Sigmund
Freud halten: Der Humor ist nicht resigniert, er ist
lustvoll-trotzig. Kurz: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Nun wird ja den Deutschen gerne unterstellt, sie seien bierernste
Typen, neigten zum Pessimismus und hätten einen Hang, Probleme zu
übertreiben. Nicht ohne Grund hat sich das deutsche Wort
"Weltschmerz" international etabliert - ebenso wie "German Angst".
Tatsache aber ist, dass sich Deutschland während der Konjunkturflaute
zu Beginn des Jahrzehnts deutlich besser aufgestellt hat als andere
Nationen. Mit einer generellen Veränderungsfeindlichkeit als Folge
einer ängstlichen Haltung ist das kaum vereinbar. Und humorlos sind
wir schon gar nicht. Wir müssen uns nur trauen!
Guter Humor befreit. Er deeskaliert. Er hilft uns, unangenehme
Situationen durchzustehen. Guter Humor verstellt nicht den Blick auf
die Realität, er zeichnet sie - etwa mit Hilfe der Ironie - klarer
konturiert. Der Spott freilich ist eine besondere Form des Humors.
Hier kommt ein aggressives Element dazu, das sich gegen andere
richtet, aktuell zum Beispiel gegen raffgierige Bonus-Banker. Ist das
nun verwerflich? Im Gegenteil: Es ist dringend nötig.
Seit Jahr und Tag gehört der Spott zum närrischen Treiben im
Karneval. Diesmal ist diese Ventil-Funktion besonders wichtig. Wie
anders sollte man es sonst aushalten, dass einige superreiche
Investment-Schnösel die Weltwirtschaft ruiniert und die
Staatshaushalte geplündert haben, als darüber herzhaft zu lachen?
Halten wir es also wie die Gekreuzigten in Monty Pythons "Das Leben
des Brian" und pfeifen: "Always look on the bright side of life"
(Schau immer auf die Sonnenseite des Lebens). Gerade jetzt.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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