Opfer mahnen zur Achtung vor dem Leben / Zum Gedenktag am 27. Januar: Lebenshilfe erinnert an die "Euthanasie"-Morde der Nationalsozialisten
Geschrieben am 26-01-2009 |
Marburg (ots) - Zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar erinnert die Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung an die vielen Tausend behinderten Menschen, die als angeblich "lebensunwertes Leben" vernichtet wurden. Sie fanden zwischen 1939 und 1945 einen grausamen Tod in Gaskammern, wurden vergiftet oder mussten langsam verhungern.
Etwa 15.000 behinderte und psychisch kranke Menschen wurden allein in der hessischen Landesheilanstalt Hadamar ermordet. Heute ist Hadamar eine Gedenkstätte, die sich der Aufgabe gestellt hat, auch geistig behinderten Besuchern die Gräueltaten der Nazis mit Führungen in leichter Sprache zu vermitteln. Sonja Schäfer war mit einer Gruppe der Lebenshilfe Dillenburg vor Ort. Sie hat die Duschen, aus denen nicht Wasser, sondern Gas strömte, die Seziertische und den Verbrennungsofen mit eigenen Augen gesehen: "Wie man Menschen so wertlos finden kann, wie sie überhaupt keine Rechte haben, kann man sich sonst nicht vorstellen."
Viele der Familien, die ihre behinderten Angehörigen in Heimen oder Anstalten in sicherer Obhut glaubten, erhielten zunächst die Mitteilung über eine überraschende "Verlegung". Wenig später kam die Nachricht, der Angehörige sei an irgendeiner - erfundenen - Krankheit verstorben, und die Leiche habe wegen Seuchengefahr sofort eingeäschert werden müssen. Niemand wusste genau, was die Urnen, die manchmal in die Heimat geschickt wurden, enthielten.
"Aus der Vergangenheit müssen wir lernen, wachsam zu sein und das Lebensrecht behinderter Menschen zu verteidigen", so der Lebenshilfe-Bundesvorsitzende Robert Antretter. Besonderes Gewicht gewinnt diese Mahnung in der aktuellen Diskussion über Sterbehilfe oder Spätabtreibungen nach vorgeburtlicher Diagnostik.
In diesem Zusammenhang unterstützen die Bundesvereinigung und der Lebenshilfe-Landesverband Berlin das Anliegen eines Symposiums, das auf Initiative des "Runden Tisch T4" am 20. Januar stattfand. Die mehr als 200 Teilnehmer appellierten an Bundesregierung und Berliner Senat, auf dem Gelände der "Tiergartenstr 4" - dort war unter den Nazis die Zentrale der so genannten Aktion T4, die den als "Euthanasie" bekannten Massenmord an behinderten Menschen organisierte - eine Stätte des Gedenkens, der Information und der Mahnung zu errichten.
In der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung mit Sitz in Marburg haben sich bundesweit 135.000 Mitglieder in 527 Ortsvereinigungen und 16 Landesverbänden zusammengeschlossen. 170.000 behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden in rund 3200 Einrichtungen und Diensten der Lebenshilfe begleitet und betreut.
Originaltext: Bundesvereinigung Lebenshilfe Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59287 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59287.rss2
Pressekontakt: Peer Brocke Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e. V. Raiffeisenstraße 18, 35043 Marburg Tel. 06421/491-129, E-Mail: presse@lebenshilfe.de
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