(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Zu SED-Opfer/Entschädigung: Das schwere Mitleid

Geschrieben am 16-06-2006

Cottbus (ots) - Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu
SED-Opfer/Entschädigung:

Über so viele Jahre hinweg haben weder CDU noch SPD eine wirkliche
Entschädigung für die Opfer der SED-Herrschaft zu Stande bekommen.
Jetzt endlich, zum 53. Jahrestag des 17. Juni, kommt Bewegung ein die
Diskussion. Bald werden politische Häftlinge der DDR mit einer
dauerhaften Pension rechnen können.
Dies ist ein wichtiger, ein folgenreicher Schritt für Deutschland.
Ein Schritt, der - auch wenn dies zunächst paradox klingen mag -
erstaunlich früh kommt. Denn mit der Opferpension verbunden ist etwas
sehr Bestimmtes in der Diskussion um die DDR. Mit ihr verbunden ist
die Bekundung des Respekts, auch des Mitleids, den die Gesellschaft
denen schuldet, die von der SED verfolgt wurden. Selbstverständlich
ist dies keinesfalls. Die SED-Opfer stören in Ost und West
gleichermaßen. Sie sind das schlechte Gewissen nicht nur der Täter,
sondern auch der Ignoranten und Gleichgültigen. Sie verkörpern die
nicht einfach zu beantwortende Frage nach der eigenen Verantwortung.
Dass Menschen großes Unrecht geschieht in der DDR, war in Ost und
West gleichermaßen leicht zu erkennen. Wer zuhören und hinschauen
wollte, der wusste nur zu genau, mit welcher Rücksichtslosigkeit die
SED ihre Diktatur verteidigte. Den Menschen, die dabei im Wege
standen, wurde ihre Würde geraubt und das war tatsächlich ganz
einfach zu erkennen.
Damit aber wurden sie auch zur Anklage für jeden, der aus durchaus
nachvollziehbaren Gründen wegsehen wollte. Denn das wirklich
schreckliche einer Diktatur ist ja nicht nur ihre unmittelbare
Grausamkeit. Ihr stetiger Versuch, die Menschen zur Gleichgültigkeit,
zur Mitleidlosigkeit zu zwingen, hat am Ende die verheerende,
nachhaltige Wirkung.
Die alte Bundesrepublik war, ist bis heute keine große Hilfe im
Umgang mit solchem Erbe. Sie ist belastet aus der Zeit ihrer
scheinbar besten Jahre, in denen sie die Wiederkehr der Verbrecher
zuließ. Sie hat das Selbstmitleid der NS-Mitläufer vorgelebt, die
keine Zeit zu haben schienen für das große Leid, das zwölf Jahre auch
in ihrem Namen angerichtet geworden war.
So gesehen ist dieser 17. Juni des Jahres 2006 eine große Hoffnung.
Wir kommen spät zwar und doch erfreulich schnell dazu, denen in Würde
zu begegnen, die für den Anspruch auf die Freiheit ihren Preis
bezahlt haben.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Rückfragen bitte an:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

17417

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Der Unmut der Bürgerlichen - Von SVEN GÖSMANN Düsseldorf (ots) - Es braut sich was zusammen. Ob man Mittelständler, Unternehmer, Handwerker oder Händler zur großen Koalition befragt, die Skala der Antworten reicht vom depressiven Moll-Ton bis zu in Wut umgeschlagener Ernüchterung. Dafür braucht es nicht mal mehr den einzigen Superlativ, den das Bündnis aus Union und SPD bisher produziert hat die größte Steuererhöhung seit 1949. Die höhere Mehrwertsteuer haben die meisten eingepreist, da drohen die nächsten Schläge: Die Gesundheitsreform dürfte sich nach aktuellem Beratungsstand mehr...

  • Rheinische Post: GEW-Quälgeister - Von REINHOLD MICHELS Düsseldorf (ots) - Goethe sagte: "Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen." Man könnte glauben, der große Weimarer habe geahnt, dass es einmal eine Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) geben werde. Aus deren Ideenschmiede kommt in diesen schönen Tagen eines schwarz-rot-gold beschwingten Fußballfest-Gastgeberlandes der Vorstoß gegen die deutsche Hymne. Wie absurd. Welch ein trostloser Beleg für ewiggestrige Teutonen-Art, noch in der köstlichsten Suppe nach einem Haar zu suchen. Deutschland wird allseits mehr...

  • Rheinische Post: Zu späte Einigung - Von ANTJE HÖNING Düsseldorf (ots) - Der Marburger Bund hat sich mit der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) geeinigt. Patienten können aufatmen. Auch Assistenzärzte können zufrieden sein, sie werden nun angemessen bezahlt. Das sind die guten Nachrichten. Die schlechten: Die Verhandlungen haben viel zu lange gedauert. Patienten mussten unnötig lange leiden, die Unikliniken häuften Millionen-Verluste an. An der Verzögerung sind vor allem die Verhandlungsführer schuld. TdL-Chef Möllring hat nicht für alle Länder verhandelt, sondern vor allem für sein Land mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Mehrwertsteuererhöhung / Rürup: Das kleinere Übel Halle (ots) - Nach Angaben des Vorsitzenden des Sachverständigenrates, Bert Rürup, ist trotz Mehrwertsteuererhöhung nicht sicher, dass die von Grundgesetz-Artikel 115 vorgeschriebene Verschuldungsgrenze im nächsten Jahr unterschritten werden kann; demzufolge dürfen die Schulden nicht höher sein als die Investitionen."Für mich ist die Verwendung eines großen Teils der Mehrwertsteuererhöhung zu Konsolidierungszwecken das kleinere Übel im Vergleich zur nochmaligen Verletzung der verfassungsmäßigen Verschuldungsgrenze", sagte Rürup der in mehr...

  • LVZ: Beck: Keine Mitgliederbefragung zur Frage des nächsten SPD-Kanzlerkandidaten / Der Vorsitzende macht einen Vorschlag / SPD arbeitet geschlossener und disziplinierter in der großen Koalition Leipzig (ots) - SPD-Chef Kurt Beck lehnt einen Mitgliedsentscheid über den nächsten Kanzlerkandidaten der Sozialdemokraten ab. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe) sagte Beck: "Das sehe ich nicht. Ich sehe auch nicht, dass es in dieser Frage zu einem Streit kommen wird. Es ist, in Rückkoppelung mit den Parteigremien, die Aufgabe des Parteivorsitzenden, für die Kanzlerkandidatur einen Vorschlag zu unterbreiten." In der Sache selbst meinte Beck: "Das ist eine Frage, die jetzt nicht ansteht. Sie wird Ende mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht