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Bildung für alle - oder nur für die, die sehen können? / Im Vorfeld des nationalen Bildungsgipfels macht die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe auf Missstände aufmerksam

Geschrieben am 14-10-2008

Berlin (ots) - Bildung für alle - Bundeskanzlerin Angela Merkel
hat dieses Thema zur Chefsache erklärt und für den 22. Oktober zu
einem nationalen Bildungsgipfel nach Dresden geladen. Sieben Tage
vorher, am 15. Oktober, findet traditionell der "Tag des weißen
Stockes" statt, an dem weltweit blinde Menschen auf ihre Situation
aufmerksam machen. Zeit für eine Bestandsaufnahme zur Situation der
blinden und sehbehinderten Schüler in Deutschland. Bildung für alle -
oder nur für die, die sehen können?

Laut Kultusministerkonferenz besuchen 7.000 Kinder mit dem
Förderschwerpunkt "Sehen" die deutschen Schulen, der Deutsche
Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) schätzt aber, dass es
mindestens 14.000 blinde und sehbehinderte Schüler gibt. Das sind nur
0,1% bzw. 0,2 % aller Schüler in Deutschland, eine kleine Gruppe, die
bei großen Würfen in der Bildungspolitik leicht vergessen werden
kann. Genau das ist schon viel zu oft passiert - so jedenfalls der
Eindruck des DBSV und des Deutschen Vereins der Blinden und
Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS). Beide Organisationen
haben deshalb für die diesjährige Woche des Sehens, siehe unten, ein
provokatives Motto gewählt: "Blindes Kind - dunkle Zukunft?"

Die optimale Förderung in der Schulzeit ist entscheidend für die
Chance auf Integration in unserer Gesellschaft. Für blinde Schüler
stehen heute ausgereifte pädagogische Konzepte zur Verfügung, durch
die sie genau so lernen können wie Kinder mit vollem Sehvermögen.
Doch die Errungenschaften in der Förderung und Bildung junger blinder
und sehbehinderter Menschen werden durch Einsparungen und das
Zurückfahren spezieller Förderangebote bedroht.

Ein großes Problem ist die föderale Struktur der deutschen
Bildungslandschaft, sie führt zu einem Flickenteppich von
Landesregelungen und in der Folge zu Bildungsangeboten
unterschiedlichster Qualität. In dem einen Bundesland wird die
Internatsunterbringung nicht finanziert, im zweiten fehlt es an
Unterrichtsmaterialien, während am anderen Ende der Republik mit den
Betreuungsstunden gegeizt wird. "Es gibt Eltern, die ihren Wohnsitz
in ein anderes Bundesland verlegen, damit ihr blindes Kind eine
ordentliche Schulbildung bekommt", verdeutlicht DBSV-Präsidentin
Renate Reymann die Situation.

Häufig leidet die Qualität der Schulbildung aufgrund finanzieller
Aspekte. Ungefähr 27 Prozent der blinden und sehbehinderten Schüler
werden an allgemeinen Schulen unterrichtet und sind
selbstverständlich auch dort auf spezielle Materialien und Förderung
angewiesen. Die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Karin
Evers-Meyer, fordert grundsätzlich den gemeinsamen Schulbesuch von
Kindern mit und ohne Behinderungen. Evers-Meyer: "Leider ist es aber
heute noch nicht jeder Regelschule möglich, einem betroffenen Kind
das sonderpädagogische Know-how und all die Unterrichtsmaterialien
zur Verfügung zu stellen, die es braucht. Deshalb brauchen wir noch
auf lange Sicht die Option einer speziellen Förderschule. Die
Qualität der Ausbildung und das Wahlrecht des Kindes und seiner
Eltern müssen an erster Stelle stehen." Auch die Selbsthilfeverbände
machen sich für das Wahlrecht stark, die Eltern sollen aus ihrer
individuellen Situation heraus entscheiden können, ob ihr Kind besser
in der allgemeinen Schule vor Ort oder in einer speziellen
Förderschule aufgehoben ist. "Voraussetzung für ein echtes Wahlrecht
ist aber, dass an beiden Schulformen genügend qualifizierte Blinden-
und Sehbehindertenpädagogen zur Verfügung stehen", bemerkt der
DVBS-Vorsitzende Uwe Boysen und fordert eine bessere Ausstattung der
vier deutschen Ausbildungsstandorte.

Höchste Zeit also, dass die Bildungsoffensive der Kanzlerin auch
bei den blinden und sehbehinderten Schülern ankommt. Zahlreiche
Eltern betroffener Kinder wollten nicht länger warten und haben sich
auf Initiative des DBSV in einem "Netzwerk Elternberatung"
zusammengeschlossen. Das Beratungsangebot von Betroffenen für
Betroffene startete zu Beginn der diesjährigen Woche des Sehens, mehr
Infos unter: www.dbsv.org/elternberatung

Woche des Sehens: Kinderblindheit verstehen und verhüten Der "Tag
des weißen Stockes" am 15. Oktober bildet traditionell den Abschluss
der Woche des Sehens, die bundesweit auf die Bedeutung guten
Sehvermögens, die Ursachen vermeidbarer Blindheit sowie die Situation
blinder und sehbehinderter Menschen in Deutschland und in den
Entwicklungsländern aufmerksam macht. Die Partner der
Aufklärungskampagne haben in diesem Jahr gemeinsam den Schwerpunkt
"Blinde und sehbehinderte Kinder" gewählt. Getragen wird die
Aktionswoche (9.-15. Oktober 2008) von der CBM
(Christoffel-Blindenmission), dem Deutschen Blinden- und
Sehbehindertenverband, dem Berufsverband der Augenärzte, dem
Deutschen Komitee zur Verhütung von Blindheit, der Deutschen
Ophthalmologischen Gesellschaft, dem Deutschen Verein der Blinden und
Sehbehinderten in Studium und Beruf sowie dem Hilfswerk der Deutschen
Lions. Unterstützt wird die Woche des Sehens von der Aktion Mensch
und der Carl Zeiss Meditec AG.

www.woche-des-sehens.de

!Hinweis für die Redaktionen! Weitere Informationen,
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www.woche-des-sehens.de/presse/

Originaltext: Woche des Sehens
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/63695
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Pressekontakt:
Volker Lenk, Tel. (0 30) 28 53 87-140
E-Mail: presse@woche-des-sehens.de


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