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Westdeutsche Zeitung: Mit einem Paukenschlag befreit sich die SPD von Kurt Beck - Personelle und programmatische Klarheit = Von Alexander Marinos

Geschrieben am 07-09-2008

Düsseldorf (ots) - Den Kanzlerkandidaten noch vor der bayerischen
Landtagswahl in drei Wochen zu benennen, war an sich eine gute
Entscheidung. Die SPD wollte mit Frank-Walter Steinmeier, ihrem
zurzeit beliebtesten Politiker, ein positives Signal senden, um der
CSU noch die entscheidenden Prozentpünktchen abzujagen. Verlieren die
Christsozialen am 28. September ihre absolute Mehrheit, dann schwächt
das die Union bundesweit.

Geschwächt erscheinen nun jedoch auf den ersten Blick die
Sozialdemokraten. Die Beantwortung der K-Frage mit einem
De-facto-Putsch gegen Parteichef Kurt Beck zu verbinden, hinterlässt
zunächst den Eindruck von Chaos. Und Chaos mögen die Wähler
normalerweise gar nicht.

Bei der SPD jedoch, die sich seit Monaten im freien Fall befindet,
könnte aus dem Scherbenhaufen etwas Neues entstehen. Vom Schwielowsee
geht aus zwei Gründen eher ein Aufbruch- denn ein Abbruchsignal aus.
Erstens: Steinmeier garantiert bis zur Bundestagswahl und darüber
hinaus personelle Kontinuität. Zweitens: Zusammen mit dem neuen alten
Parteichef Franz Müntefering wird er keine Zweifel über den künftigen
Kurs zulassen. Die SPD wird weiterhin für eine Reformpolitik stehen,
die von Gerhard Schröder begonnen wurde. Insofern ist seit gestern
auch dies geklärt: Schröder ist zwar nicht mehr da, aber auch noch
lange nicht weg.

Auf seine Nachlassverwalter wartet nun eine Menge Arbeit.
Steinmeier kann sich nicht länger wie eine geschmeidige Katze durch
die politische Landschaft bewegen. Er muss nun brüllen wie ein Löwe,
um sich Gehör zu verschaffen. Dass er das kann, hat er bei vielen
Parteiveranstaltungen bewiesen - zuletzt eindrucksvoll beim
Oberbürgermeister-Wahlkampf in Düsseldorf. Das nötige Charisma, das
er braucht, um dabei nicht unsympathisch zu wirken, besitzt er.

Müntefering muss vor allem die Flügel zusammenhalten. Die
Parteilinke wird sich nicht so leicht an den Rand drängen lassen. Die
Gefahr, dass der SPD die Basis wegbricht, ist real. Schließlich waren
es die Landesverbände, auf die sich Beck bis zuletzt stützen konnte.
Allein die Wirkungsmacht des "Münte-Effekts" kann nur vorläufig für
den nötigen Kitt sorgen. Denn als Hoffnungsträger eignet sich der
68-Jährige langfristig nicht.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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