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Lausitzer Rundschau: zu: 57. Treffen der Sudetendeutschen in Nürnberg beendet

Geschrieben am 05-06-2006

Cottbus (ots) - Zwischen Hoffnung, Skepsis und Ratlosigkeit hin-
und hergerissen waren die Besucher des 57. Sudetendeutschen Tages in
Nürnberg. Einerseits waren in den vergangenen Wochen durchaus
bemerkenswerte Töne aus Prag gekommen, was das schwierige Verhältnis
zu den Sudetendeutschen angeht. Andererseits hat just zum
Pfingsttreffen jener tschechische Politiker, der Anlass zur Hoffnung
auf eine Entkrampfung gegeben hatte, die Parlamentswahl verloren: Der
Sozialdemokrat Jiri Paroubek, der von den überwiegend konservativen
sudetendeutschen Funktionären gelobt wurde, wird wahrscheinlich dem
Konservativen Mirek Topolank weichen müssen. Und von dessen Partei
hat man selten milde Töne zur sudetendeutschen Frage vernommen.
Es blieb den Sudetendeutschen und ihrem Schirmherr Edmund Stoiber
nichts anderes übrig, als der Hoffnung Ausdruck zu geben, der "neue
Ton" aus Prag ist eine grundlegende Melodie der gesamten
tschechischen Politik geworden und nicht nur das Pfeifen eines
Politikers, der jetzt eine Niederlage erlitten hat.
In der Tat wäre die Zeit 60 Jahre nach der Vertreibung der
Sudetendeutschen überreif, dass beide Seiten über ihre Schatten
springen und einen Ausgleich schaffen. Ziel der tschechischen Seite,
die sudetendeutsche Frage mit der dahinter lauernden Gefahr der
"materiellen Restitution" auszusitzen, bis niemand mehr da ist, der
Ansprüche erhebt, ist nur zum Teil erreicht worden. Tatsächlich gibt
es wahrscheinlich nur noch eine ganz kleine Minderheit der
Sudetendeutschen, die tatsächlich nach einer vollen Rehabilitierung
in ihre Heimat zurückkehren würden.
Andererseits ist es Prag nicht gelungen, den Mantel der Geschichte
oder den Schleier des Vergessens über die menschenrechtswidrige, zum
Teil sehr brutale Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg zu decken.
Hatten die Schlussstrich-Zieher in Prag in der früheren rot-grünen
Bundesregierung noch einen mehr oder weniger willigen Mitspieler,
weht jetzt unter Kanzlerin Merkel ein etwas anderer Wind aus Berlin.
Beide Seiten hätten jetzt also allen Grund, die leidigen "Barrieren"
(Stoiber) endlich durch eine beherzte Politik des Ausgleichs
abzutragen. Scharfe Töne von beiden Seiten sind dabei
kontraproduktiv. Mit dem Motto "Vertreibung ist Völkermord" für den
57. Sudetendeutschen Tag haben die Funktionäre etwas daneben
gegriffen. Man mag das Motto unter Zuhilfenahme von völkerrechtlichen
Gutachten juristisch rechtfertigen können, beim Normalbürger kommt es
so an, als ob die Sudetendeutschen ihr Schicksal mit dem der Juden
vergleichen wollten. Und das wäre sicher genauso neben der Sache wie
es pauschale Beschimpfungen der Sudetendeutschen als "fünfte Kolonne
Hitlers" waren, die tschechischen Spitzenpolitikern noch vor Kurzem
über die Lippen gekommen sind.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Rückfragen bitte an:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
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