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Westdeutsche Zeitung: Selbstdemontage eines Altkanzlers = von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 02-09-2008

Düsseldorf (ots) - Da hat einer offenbar immer noch nicht
überwunden, dass er die Führung des Landes in andere Hände legen
musste. Gerhard Schröder lässt kaum eine Gelegenheit aus, Angela
Merkel grundlegende Fehler in der Amtsführung zu bescheinigen. Das
überhebliche "die kann es nicht", mit der Schröders Weggefährte Franz
Müntefering die einstige Konkurrentin wegbeißen wollte, muss sich
doch beweisen lassen.
Mit seinen Belehrungen zum Kaukasus-Konflikt ist Schröder aber nicht
nur als der notorische Besserwisser am Werk. Obwohl sich der
ehemalige Kanzler einer persönlichen Freundschaft zum heutigen
Ministerpräsidenten Putin rühmt und auf der Gehaltsliste des
russischen Staatskonzerns Gasprom steht, gibt er ungerührt den elder
statesmen. Dazu fehlt Schröder eben nicht nur die Weisheit des
Alters, sondern jegliche Distanz zu einer der beiden Konfliktparteien
im Kaukasus. Mit seinen unmittelbarem Wechsel vom Kanzleramt in die
Lobbyisten-Dienste des russischen Staatskonzerns hatte Schröder
nachhaltig die Würde seines ehemaligen Amtes beschädigt. Wennsich der
hochdotierte Lobbyist jetzt als nüchterner politischer Beobachter
aufspielt, demontiert er nur noch sein persönliches Ansehen.
All dies sagt allerdings noch nichts darüber aus, ob Schröder richtig
oder falsch liegt. Dass die Vereinigten Staaten und in ihrem
Schlepptau die NATO nach dem Zerfall des sowjetischen Reiches den
schwächelnden russischen Bären allzu sehr in die Enge getrieben
haben, schwant mittlerweile auch Anderen. Und dass es ein Fehler der
Kanzlerin war, ausgerechnet dem georgischen Staatspräsidenten
Saakaschwili die NATO-Mitgliedschaft zu versprechen, nachdem er die
Kaukasus-Krise mit seinem gewaltsamen Einmarsch in Südossetien
losgetreten hatte, ist längst Mehrheitsmeinung.
Gerhard Schröder hätte die eiskalte Berechnung bewundern können, mit
der die russische Regierung die Krise für sich ausgenutzt hat. Er
hätte die Chuzpe würdigen mögen, mit der Russland den Friedensplan
nur Millimeter für Millimeter umgesetzt hat. Wenn er aber die
Menschen, die in diesem Krieg durch die russische Armee getötet
worden sind, mit dem verniedlichenden Begriff der "überzogenen
Gegenmaßnahme" abtut, verletzt er bewusst die Würde der Opfer.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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