(Registrieren)

WAZ: Kabinett billigt Haushalt 2009 - Viel Glück, kaum Anstrengung. Leitartikel von Andreas Abs

Geschrieben am 02-07-2008

Essen (ots) - Peer Steinbrück hat ordentliche Arbeit abgeliefert.
Der Haushalt 2009 bleibt im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung,
die 2011 einen ausgeglichenen Haushalt vorsieht. Das war nicht
selbstverständlich. Wir erinnern uns: Lauthals hatten einige Minister
kräftige Zuschläge für ihre Etats gefordert - als gäbe es die
Verabredung in der Großen Koalition nicht mehr, dass bald Schluss mit
dem Schuldenmachen sein muss.

Geschickt hatte der Bundesfinanzminister deshalb vor einigen
Wochen einen wuchtigen Theaterdonner inszeniert. Falls keine Einsicht
bei den Ministern einkehre, kündigte er an, werde er deren Haushalte
in Eigenregie aufstellen. Diese Drohung wirkte, auch weil die
Kanzlerin Steinbrück unterstützte. Der Haushalt 2009 ist aber leider
doch nicht mehr als ein wichtiger Schritt in Richtung auf einen
ausgeglichenen Haushalt. Denn immer noch plant Steinbrück trotz der
sprudelnden Steuerquellen für das nächste Jahr mehr als zehn
Milliarden Euro neuer Schulden ein - nur 1,4 Milliarden Euro weniger
als in diesem Jahr. Grund sind zahlreiche politische Wohltaten, die
im Einzelnen gut begründet sein mögen wie höheres Wohngeld oder mehr
Bafög.

Die Koalition hätte aber die Gunst der Stunde schon jetzt für den
Haushaltsausgleich nutzen können. Erst 2012 peilt Steinbrück einen
wirklich ausgeglichenen Haushalt ein, ohne Schulden und ohne Verkauf
von Tafelsilber. Das ist ein bisschen so, als würde ein Süchtiger
sagen: Ja, morgen, da höre ich auf mit dem Schnaps. Mal sehen.

Wenn sich Steinbrück jetzt schon als der Zampano der
Finanzpolitik aufführt, so ist das nur insoweit berechtigt, als er
erfolgreich noch höhere Mehrausgaben verhindert hat. Dafür verdient
er Lob. Früher wäre die Politik bei soviel Mehreinnahmen in die
Vollen gegangen. Gespart aber hat Steinbrück bis auf Kleckerbeträge
gar nichts. Er hat einfach nur unverschämt viel Glück gehabt.

Diese Feststellung ist wichtig beim Blick in die Zukunft. Denn
damit steht der Test auf den Sparwillen der Koalition noch aus. Der
könnte auf Grund des Ölpreis-Schocks und der abflauenden Konjunktur
im Wahljahr 2009 unerwartet deutlich ausfallen. Erst im kommenden
Jahr wird sich zeigen, ob die Große Koalition wirklich vom Irrglauben
abgelassen hat, dass nur derjenige, der viel Geld verteilt, gute
Politik vertritt. Sehr hilfreich wäre es, wenn sich die Politiker
verpflichten würden, wie bei der Föderalismus-Reform geplant, nur
noch in echten Not-Zeiten Schulden aufzunehmen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

146236

weitere Artikel:
  • WAZ: CDU: Oswald Metzger gestoppt - Abwehrreaktion. Kommentar von Norbert Robers Essen (ots) - Man kann Oswald Metzger vieles vorwerfen - aber nicht, dass er nicht darum bemüht gewesen wäre, im Kampf um das Biberacher Direktmandat auf die dortigen CDU-Mitglieder offensiv zuzugehen. In einem Bewerbungs-Brief hob er auf seine christlich-sozialen Wurzeln ab, lobte die katholische Soziallehre und unterstrich seine Wertschätzung der Familie als Keimzelle der Gesellschaft. Was sollte nach dieser Vorrede noch schief gehen? Metzger hat unterschätzt, dass gerade in Oberschwaben Geradlinigkeit über allem steht. Überläufer wie mehr...

  • WAZ: Vorteil für alle Patienten. Kommentar von Katrin Teschner Essen (ots) - Für Patienten bieten die Pläne der EU nur Vorteile: Sie dürfen wählen, ob sie sich in Deutschland oder von einem Spezialisten im Ausland behandeln lassen wollen - ohne ihre Krankenkasse vorher zu fragen. Und sie bleiben nicht auf den Kosten sitzen. Der Europäische Gerichtshof hatte die Patientenrechte zwar angemahnt, tatsächlich aber haben viele EU-Bürger nach wie vor große Mühe, diese Rechte bei ihren Kassen durchzusetzen. Statt die Vorschläge als große Chance für alle zu begreifen, mosern viele Mitgliedsstaaten rum. mehr...

  • Weser-Kurier: Ehemaliger Senatssprecher soll neuer Radio Bremen Intendant werden Bremen (ots) - Klaus Sondergeld, Geschäftsführer der Bremen Marketing GmbH, wird nach Informationen des Bremer Weser-Kurier als künftiger Intendant von Radio Bremen gehandelt. Der ehemalige Sprecher des Bremer Senats würde damit die Nachfolge von Radio-Bremern-Intendant Heinz Glässgen antreten. Stabwechsel wäre im Herbst kommenden Jahres, wenn der Vertrag des amtierenden Intendanten ausläuft. Ein Auswahlverfahren ist noch nicht eingeleitet. Der 55-jährige Sondergeld leitet die Bremen Marketing GmbH seit 1999. Nach seinem Studium in mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu Bildungspolitik Stuttgart (ots) - Die Landesregierung tut gut daran, ihre seit Monaten versprochene Bildungsoffensive endlich zu starten. Lange genug haben Lehrer, Eltern und Schüler klargemacht, wo es klemmt. Lange genug hat sich Kultusminister Helmut Rau als Feuerwehrmann betätigt und mal dahinsiechenden Hauptschulen geholfen, mal überforderte Gymnasien gestützt. Doch vieles ist Stückwerk geblieben. Der Ministerpräsident und sein Kultusminister sollten das Thema deshalb nicht mehr auf die lange Bank schieben, sondern konkrete Konzepte vorlegen und mehr...

  • Rheinische Post: Alkoholverbot an Tankstellen nach 22 Uhr Drogenbeauftragte unterstützt Vorstoß aus Baden-Württemberg Düsseldorf (ots) - Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), hat den Vorstoß aus Baden-Württemberg begrüßt, ein nächtliches Alkoholverbot an Tankstellen von 22 Uhr bis 6 Uhr einzuführen. "Ein solches nächtliches Verkaufsverbot kann eine von vielen denkbaren Maßnahmen sein", sagte Bätzing der "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). Der Drogen- und Suchtrat empfehle die Beschränkung der Verkaufszeiten an Verkaufsstellen sowie die Untersagung des Verkaufs an Tankstellen und Autobahnraststätten zu bestimmten Tageszeiten, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht