(Registrieren)

Kurier am Sonntag: Studie: Jeder dritte Deutsche zweifelt an der Demokratie

Geschrieben am 28-06-2008

Bremen (ots) - BREMEN/BONN. Jeder dritte Bundesbürger glaubt nicht
mehr daran, dass Demokratie Probleme löst und fast jeder Zweite kann
sich vorstellen, bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr nicht
abzustimmen. Nach einer neuen Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung
(FES) verlangen sogar 57 Prozent der Deutschen mindestens eine
Reformpause, wenn nicht sogar die Rücknahme der Veränderungen. Das
berichtet der in Bremen erscheinende "Kurier am Sonntag" in seiner
aktuellen Ausgabe.
Das Münchener Institut Polis/Sinus hatte 2500 Bundesbürger für die
SPD-nahe FES befragt und die Erkenntnisse geliefert. Eigentlich
hatten die Initiatoren der Studie nur Zahlen über die zunehmende
Wahlenthaltung gesucht, bericchtet das Bremer Blatt.
"Publikumsbeschimpfungen helfen da nicht weiter, deshalb wollten wir
es genauer wissen", umschreibt Frank Karl von der FES den
Arbeitsauftrag für die Forscher.
Doch eine so große Distanz zum politischen Geschehen hatte man trotz
der wachsenden Armut nicht erwartet. "Ich fürchte, rund ein Drittel
der Menschen hat sich schon von der Demokratie verabschiedet",
urteilt Karl angesichts des Befundes. Während im gesamten
Bundesgebiet jeder Dritte glaubt, dass Demokratie keine Probleme mehr
löst, sind in Ostdeutschland sogar 53 Prozent der Menschen dieser
Ansicht. Vier von zehn Deutschen zweifeln demnach insgesamt, dass die
Demokratie überhaupt noch funktioniert.
Die Forscher hat bei ihren Interviews mit den repräsentativ
ausgewählten Bürgern überrascht, dass sich nicht nur wirtschaftlich
schwächere Schichten demokratie-kritisch äußern, sondern die Glaube
an das politische System offenbar insgesamt dramatisch zurückgegangen
ist. Zuerst entfernen sich zwar jene Schichten, die sich selbst als
abgehängt oder arm betrachten, die Distanz zur Demokratie reicht aber
weit über diese Gruppe hinaus.
"Das deutet darauf hin, dass viele Menschen fürchten, demnächst
abzurutschen und sie machen das System dafür verantwortlich",
analysiert Karl. Die Befragung hat ergeben, dass sich nur noch 62
Prozent der Bürger gerecht behandelt fühlen, während jeder Vierte
sich ausdrücklich beklagt und angibt "ungerecht" behandelt zu werden.
Doch nicht nur diese Menschen haben den Glauben an eine bessere
Zukunft verloren: Nur noch jeder Dritte (31 Prozent) geht
optimistisch in die kommenden Jahre; der große Rest befürchtet
Einschränkungen oder sieht die Gefahr, gesellschaftlich und/oder
finanziell abzurutschen. Natürlich finden sich unter den
demokratiefernen Schichten besonders viele Arbeitslose und Hartz IV
Empfänger. "Aus persönlichem Misserfolg wird Staatsferne", urteilt
Frank Karl gegenüber ddem "Kurier am Sonntag".
Die Volksparteien leiden natürlich besonders stark unter diesem
Vertrauensverlust: "Die müssen Loyalität zum System organisieren und
erreichen mindestens ein Drittel der Bevölkerung nicht mehr". Die
gegenwärtige Politik überzeugt offenbar gerade die Verlierer der
Gesellschaft nicht und weil deren Zahl zunimmt, wächst die Gefahr für
die Demokratie insgesamt. "Die Menschen glauben nicht mehr an den
Aufstieg", fürchtet Karl.

Originaltext: Kurier am Sonntag
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66590
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66590.rss2

Pressekontakt:
Kurier am Sonntag
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@btag.info


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

145423

weitere Artikel:
  • LVZ: Böhmer erwartet von großer Koalition im Bund für den Osten noch klare Vorfahrtsregeln für eine besondere Innovations- und Forschungsförderung Leipzig (ots) - Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer (CDU), erwartet noch in dieser Legislaturperiode von der großen Koalition im Bund, dass sie die notwendigen gesetzlichen Voraussetzungen schafft, um "die besondere Unterstützung der Innovations- und Forschungsförderung in den neuen Bundesländern" auf eine gesicherte und dauerhafte Grundlage zu stellen. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Montag-Ausgabe) sagte Böhmer: "Wir haben noch nicht gelöste Probleme. 2010 werden wir 20 Jahre deutsche Einheit mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: Grüne kritisieren Haushaltsentwurf der Bundesregierung Berlin / Saarbrücken (ots) - Der haushaltspolitische Sprecher der Grünen, Alexander Bonde, hat den Etatentwurf der Bundesregierung für 2009 als zu wenig ambitioniert kritisiert. "Es ist noch kein Erfolg, wenn die Wunschtüten der Ministerien kleiner geworden sind und der Finanzminister deshalb weniger oben drauf legen muss als befürchtet", sagte Bonde der "Saarbrücker Zeitung" (Montagausgabe). In den Planungen würden viele Risiken einschließlich der wirtschaftlichen Eintrübung ignoriert. "Andererseits kalkuliert die Regierung mit Steuereinnahmen, mehr...

  • Der Tagesspiegel: Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD): "Längere Laufzeiten erhöhen Gewinne der Konzerne" Berlin (ots) - Berlin. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat Forderungen aus der Union nach einer Verlängerung der Laufzeiten für Atommeiler zurück. Dem "Tagesspiegel" (Montagsausgabe) sagte Gabriel, längere Laufzeiten von Atomkraftwerken würden "ganz sicher zu höheren Gewinnen bei den Energieversorgern führen. Aber nicht zu sinkenden Strompreisen". Dies könne man bereits jetzt daran sehen, dass die Anlagen laufen, "wenn sie nicht gerade durch Brände oder falsch montierte Dübel still stehen", und die Strompreise trotzdem steigen. mehr...

  • Der Tagesspiegel: Isaf-Kommandeur Dammjacob: Teil unseres Auftrags ist es, kampfbereit zu sein / Der deutsche Brigadegeneral Dammjacob zur Übernahme der schnellen Eingreiftruppe QRF am 1. Juli durch B Berlin (ots) - Berlin - Der deutsche Brigadegeneral und Isaf-Kommandeur Dieter Dammjacob tritt Einschätzungen entgegen, mit der Übernahme der schnellen Eingreiftruppe oder Quick Reaction Force (QRF) ab dem 1. Juli gebe es zum ersten Mal eine deutsche Kampftruppe in Afghanistan. Im Blick auf den gesamten Bundeswehreinsatz sagte er dem Tagesspiegel: "Teil unseres Auftrags ist es, kampfbereit zu sein. Ich sehe da qualitativ keinen Unterschied". Er räumte allerdings ein, dass es für den "einzelnen Betroffenen" so sein möge, "dass die Soldaten mehr...

  • Der Tagesspiegel: Generalsekretär Stephan Kramer: Befremdung und Unverständnis über Entlassung des Leiters des Essener Zentrums für Türkeistudien. "Sen ist seit Jahrzehnten ein Freund der jüdischen Ge Berlin (ots) - Berlin. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat sich in einem Brief an den nordrhein-westfälischen Integrationsminister Armin Laschet (CDU) bestürzt gezeigt, über die Entlassung von Faruk Sen, dem bisherigen Leiter des Essener Zentrums für Türkeistudien. In dem Brief, der dem "Tagesspiegel" (Montagausgabe) vorliegt, schreibt der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer: "Faruk Sen ist seit Jahrzehnten ein Freund der jüdischen Gemeinschaft nicht nur in Deutschland. Faruk Sen ist weder ein Holocaustrelativierer mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht