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LVZ: zu: Aktionsplan für gesunde Ernährung Bescheidener Effekt

Geschrieben am 25-06-2008

Leipzig (ots) - Von Simone Liss

Wer traurig ist, bekommt Schokolade, wer beim Zahnarzt nicht
heult, ein Eis, wer im Geschäft nicht herumhampelt, einen Keks.
Süßigkeiten sind zur Pauschalantwort auf negative Gefühle geworden.
Und Kinder zu Meistern dessen, was Soziologen kognitive Dissonanz
nennen: Ihr Wissen und ihr Handeln driften auseinander. Sie essen am
liebsten Süßes, Bratwurst und Pommes. Auf die Frage, was zu einer
gesunden Ernährung gehört, antworten alle überzeugt: "Viel Obst!"
Mittlerweile ist jedes fünfte Kind in Deutschland übergewichtig.
Kinder mit Fettleber, Gallensteinen und Altersdiabetes - die Ursache
liegt nicht in den Genen, denn die haben sich in den vergangenen
hundert Jahren nicht geändert. Geändert haben sich aber die
Lebensbedingungen. Wer satt werden will, muss heute nicht mehr säen
und ernten, sondern Packungen aufreißen und Mikrowellen einschalten.
Der Hunger ist in den westlichen Industrienationen besiegt. Geblieben
aber ist die Angst vor dem Hunger. Und so wird pausenlos gegessen.
Die Folge: Zwei Drittel der deutschen Männer und die Hälfte der
Frauen bringen zu viel auf die Waage. Die Politiker reagieren darauf,
als seien ihnen kollektiv die Hosennähte geplatzt. Seehofers und
Schmidts Aktionsplan "In Form" hat nur eine bescheidene Aussicht auf
Erfolg. Wenn die Fettleibigkeit samt den damit verbundenen
gesundheitlichen Folgen ernsthaft bekämpft werden soll, dann greift
ein nationaler Diätplan zu kurz. Für eine nachhaltige Veränderung
wären radikale Eingriffe in die freie Marktwirtschaft und unsere
gesamte Lebenswelt notwendig.
Ob beim Kampf gegen Alkohol, Nikotin oder Karies - der Effekt von
Druck und Aufklärung ist stets bescheiden, solange die äußeren
Umstände unverändert bleiben. Echte Erfolge stellen sich erst dann
ein, wenn man aktiv in den Konsumzusammenhang eingreift, etwa durch
Reglementierung der Abgabe von Alkohol und Zigaretten, Werbeverbote
und die Fluoridisierung von Zahnpasta. Wer wirklich das dicke Problem
der Deutschen lösen will, müsste die Werbung für Snickers und Co.
verbieten, Lebensmittelverpackungen mit Warnhinweisen versehen und
Süßigkeiten mit höheren Steuern belegen. Solange Haribo nicht nur
Kinder froh macht, solange der Nestlé-Konzern mit Smarties, Kitkat
und After Eight jährlich Milliarden umsetzt, solange Eltern den
Sirenengesängen der Fast-Food-Produzenten nicht standhalten, solange
werden viele Kinder weiterhin mehr in die Breite als in die Höhe
wachsen. Wirklich geholfen wäre ihnen, wenn die Gesellschaft als
Ganzes wieder ins kalorische Gleichgewicht fände. Übergewicht und
Fettleibigkeit sind die Kehrseite von Wohlstand und
Wirtschaftswachstum.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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