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Deutsche Umwelthilfe wirft Autoindustrie "Tricksereien gegen die Umwelt" bei Pkw-Klimaanlagen vor

Geschrieben am 12-06-2008

Berlin (ots) - Im Herbst 2007 angekündigte Umstellung auf
natürliches Kältemittel Kohlendioxid wird nicht umgesetzt -
Autohersteller arbeiten nach DUH-Recherchen trotz eines gegenteiligen
Beschlusses des Verbands der Automobilindustrie (VDA) an
herkömmlicher Fahrzeugkältetechnik auf Basis chemischer Kältemittel -
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch warnt Autobauer vor
"endgültigem Offenbarungseid beim Klimaschutz"

Berlin, 12. Juni 2008: Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) hat
die Autohersteller in Deutschland aufgefordert, nicht schon wieder
wortbrüchig zu werden und weitere Klimaschutzzusagen mutwillig und
gezielt zu unterlaufen. Hintergrund ist die im September 2007 bekannt
gemachte Entscheidung des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), zur
Einhaltung ab 2011 geltender EU-Vorgaben in Pkw-Klimaanlagen nur noch
das Umwelt und Klima am wenigsten belastende natürliche Kältemittel
Kohlendioxid (R744) einzusetzen.

"Der Einsatz der bisher bekannten neuen chemischen Kältemittel
wird nach gründlicher Untersuchung nicht weiter als eine Alternative
verfolgt. Deutsche Hersteller und Zulieferer haben vereinbart, in
Zukunft bei Klimaanlagen nur noch natürliche Kältemittel einzusetzen,
die für die Umwelt die geringste Belastung bedeuten und alle
künftigen europäischen Grenzwerte deutlich unterbieten", hatte
VDA-Präsident Matthias Wissmann pünktlich zur Internationalen
Automobilausstellung (IAA) im Herbst 2007 in der Presse verkündet und
erklärt, damit schiebe sich die deutsche Autoindustrie auf diesem
"ökologisch bedeutsamen Feld an die Weltspitze". Er gehe davon aus,
sagte Wissmann weiter, "dass zu Beginn des nächsten Jahrzehnts diese
Klimaanlagen in der Großserie zum Einsatz kommen". Dafür spricht im
Moment fast nichts. Im Gegenteil, nach Recherchen der DUH arbeiten
deutsche Hersteller stattdessen unter Hochdruck an einer chemischen
Alternative mit der Bezeichnung 1234yf, die von den beiden
Weltkonzernen Honeywell und Dupont in den Führungsetagen der
Automobilhersteller angepriesen wird.

"Wir sind fassungslos, dass die deutschen Autohersteller schon
wieder drauf und dran sind, klare Zusagen für den Verbraucher- und
Klimaschutz zu brechen. Zuletzt hatten sie den für dieses Jahr
verbindlich vereinbarten CO2-Zielwert von 140g/km für Pkw-Neuwagen
weit verfehlt. Aktuell kämpfen sie - tatkräftig unterstützt von
Kanzlerin und Umweltminister - gegen die von der EU geplanten
Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrssektor ab 2012. Wenn nun bei den
Pkw-Klimaanlagen die Verlässlichkeit klarer Zusagen auf die Frist
einer angeblich ´grünen´ Automobilmesse zusammenschrumpft, droht der
endgültige Offenbarungseid", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen
Resch. Die DUH hatte die VDA-Entscheidung im vergangenen September
als ersten Schritt zur Wiederherstellung der klimapolitischen
Glaubwürdigkeit der deutschen Autohersteller begrüßt.

Hintergrund für die Entscheidung der Autohersteller, ein
alternatives Kältemittel in ihren Fahrzeugen einzusetzen, ist eine
EU-Verordnung, die ab 2011 ein Verbot des derzeitigen Kältemittels
R134a bedeutet. Fahrzeugklimaanlagen dürfen dann nur noch mit einem
Kältemittel befüllt werden, das ein Treibhauspotenzial von maximal
150 hat. Mit der EU-Verordnung soll die Verwendung der massiv
klimaschädlichen sogenannten F-Gase eingedämmt werden. Das
Treibhauspotenzial von R134a beträgt 1.300, das natürliche
Kältemittel R744 (CO2) hat lediglich ein Treibhauspotenzial von 1.

In einem Schreiben an die Vorstandsvorsitzenden der im VDA
organisierten, deutschen Autohersteller erinnert Resch daran, dass
die Toxizität des neuen chemischen Kältemittels 1234yf und seiner
Reaktionsprodukte noch weitgehend unbekannt sei. Neben der
ungeklärten Toxizität des chemischen Mittels sowie vor allem seiner
Abbauprodukte hat es einen ganz besonders bedrohlichen Nebeneffekt:
Im Gegensatz zum bisherigen Kältemittel und zu CO2 kann es sich
entzünden. Die Brennbarkeit von 1234yf müsste nach Überzeugung der
DUH ein absoluter Ausschlussgrund für den Einsatz in Pkw-Klimaanlagen
sein. "Bei Unfällen und Zusammenstößen bei denen die Klimaanlage Leck
schlägt oder ganz zerstört wird, gerät das Leben der Autoinsassen in
Gefahr. Es ist völlig unverständlich, dass ein brennbares Kältemittel
überhaupt ernsthaft als Alternativlösung diskutiert wird", sagte
Resch.

1234yf wird zudem um ein Vielfaches teurer sein als das derzeitige
Kältemittel R134a, so dass zu befürchten ist, dass R134a weiterhin in
vielen Ländern außerhalb und innerhalb der EU weiter zum Einsatz
kommen wird. Die klimaschädlichen F-Gase würden weiter in die
Atmosphäre gelangen können. Mit R744-(CO2)Anlagen wären diese
kontraproduktiven Effekte ausgeschlossen, eine Fehlbefüllung mit
R134a ist in diesen anders konstruierten Anlagen, die zudem mit einem
höheren Druck arbeiten, nicht möglich. Der erwünschte
klimaentlastende Effekt würde also in diesem Fall sicher eintreten,
vor allem wenn ab 2011 - wie angekündigt und zugesagt - alle
Pkw-Neuwagen deutscher Hersteller mit CO2-Klimaanlagen zum Einsatz
kämen. Nicht zuletzt deshalb empfehlen auch das Umweltbundesamt und
das Bundesumweltministerium den Einsatz von CO2 als Pkw-Kältemittel
der Zukunft.

Resch rief die Unternehmen dazu auf, ihrer Verantwortung für Klima
und Umwelt gerecht zu werden und die im VDA-Vorstand von den
Spitzenmanagern der fünf größten deutschen Pkw-Hersteller persönlich
getroffene Entscheidung für den Einsatz von CO2 als natürliches
Kältemittel und den Stopp an der Arbeit an chemischen Alternativen
endlich umzusetzen. "Bisher vermissen wir jegliches Anzeichen, dass
die Hersteller den gesetzlichen und klimapolitischen EU-Anforderungen
entsprechen wollen", sagte Resch "Die EU-Verordnung gilt bereits ab
2011, die technischen Entscheidungen über die zukünftigen
Fahrzeugmodelle werden in diesem Moment getroffen. Was wir jetzt
brauchen ist ein klares Signal für den Klimaschutz und kein neues
Glaubwürdigkeitsdebakel."

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Mobil.: 0171 3649170, Fax.: 030 2400 867 -19, E-Mail: resch@duh.de

Eva Lauer, Projektleiterin "Klimafreundliche Kühlung", Hackescher
Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400 867 -76, E-Mail lauer@duh.de,

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik & Presse, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, Tel.: 030 2400 867-0, Fax: 030 2400 867-19,
Mobil: 0171 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de


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