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WAZ: Vorwahlkampf in den USA - Hillary Clinton wird zur tragischen Figur - Leitartikel von Markus Günther

Geschrieben am 08-06-2008

Essen (ots) - Am Ende des amerikanischen Vorwahlkampfes ist
Hillary Clinton eine tragische Figur. Man kann ihre Bitterkeit
verstehen: Sie hätte unter allen normalen Umständen und gegen jeden
anderen Konkurrenten die Kandidatur ihrer Partei gewonnen und wäre
jetzt auf dem besten Wege gewesen, die erste Präsidentin der
Vereinigten Staaten zu werden. Nie zuvor hat ein Kandidat im
Vorwahlkampf so viele Stimmen bekommen wie sie: fast 18 Millionen.
Das allein zeigt, wie stark und erfolgreich sie war. Nur gegen das
politische Epochen-Phänomen Barack Obama, der eine machtvolle, junge
Bewegung in Gang gesetzt hat, konnte Hillary Clinton nicht gewinnen.

Es ist ihr nicht leicht gefallen, den Kampf um die
Präsidentschafts-Kandidatur aufzugeben. In der vergangenen Woche
wollte sie noch weiterkämpfen, als es längst aussichtslos geworden
war. Jetzt, mit ein paar Tagen Verzögerung (und unter erheblichem
Druck von Parteifreunden und Finanziers) hat sie es doch getan. Und
wie von ihr nicht anders zu erwarten war, hat sie auch das bravourös
gemacht, mit tadelloser Rhetorik, mit Leidenschaft, aber ohne
Selbstmitleid.

Wieviel von diesem Versöhnungsgestus von Herzen kommt, und
wieviel kaltes politisches Kalkül ist - darüber kann man nur
spekulieren. Richtig ist, dass es für sie keine Alternative mehr gab.
Hätte sie Obama die Unterstützung verweigert und - auf welche Weise
auch immer - versucht, den Kampf fortzusetzen, wären auch viele ihrer
treusten Anhänger von der Fahne gegangen.
Und für die vertiefte Spaltung der Partei, vielleicht auch für die
Niederlage Obamas im November, hätte man immer sie verantwortlich
gemacht. So aber kann sie nun für sich in Anspruch nehmen, alles für
die Partei gegeben zu haben. Das kann ihr in Zukunft noch nützen.

Bleibt die Frage: Wird Hillary Clinton nun
Vizepräsidenten-Kandidatin? Schon seit Monaten gibt es dazu
Falschmeldungen aller Art. Mal hieß es, sie habe ihre Zusammenarbeit
angeboten - was Nonsens ist, da die Verliererin nichts anzubieten
hat. Mal hieß es, sie wolle gar nicht Vizepräsidentin werden - was
sie so nie gesagt hat.

Richtig ist: Die Frage ist offen, und nur Barack Obama kann sie
beantworten. Er wird sich bewusst sein, dass Clinton ein großes
Wählerpotenzial mitbringen würde; und er wird wissen, dass er sich
eine ehrgeizige Frau zur Seite stellt, die nach wie vor Präsidentin
werden will. So gesehen, spricht mindestens soviel gegen Hillary
Clinton als Vizepräsidentin wie für sie sprechen mag.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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