(Registrieren)

LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Telekom-Skandal

Geschrieben am 02-06-2008

Leipzig (ots) - Unternehmen haben durchaus das Recht
herauszufinden, wer Betriebsgeheimnisse und interne Informationen an
Journalisten oder Konkurrenten verrät. Auch müssen Firmen
nachforschen dürfen, wenn sie von Mitarbeitern bestohlen werden. Doch
das ist nicht zu allerletzt, sondern zu allererst eine Frage der
eingesetzten Mittel, des rechtlich Erlaubten - und dann eine der
Moral und der Unternehmenskultur. So betrachtet ist das unakzeptable
Ausspionieren von Mitarbeitern durch den Lebensmittelkonzern Lidl bis
hin zum stillen Örtchen eine Lappalie im Vergleich zum
Spitzel-Skandal der Telekom. Und dass sich Top-Manager des Konzerns
dabei wohl auch der Hilfe einschlägig vorbelasteter
Überwachungsexperten der abgewickelten DDR-Firma Horch & Guck
bedienten, macht die Sache strafrechtlich nicht schlimmer, gibt ihr
aber eine zusätzlich üble Geruchsnote: Alte Genossen und
Spitzenkapitalisten vereint im Untergraben von Pressefreiheit und
Bürgerrechten. Armes, überwachtes Deutschland.
Zur fundamentalen Kritik an Marktwirtschaft und Demokratie taugen die
unappetitlichen Schnüffeleien dennoch nicht, genauso wenig wie andere
Manager-Fehltritte aus jüngster Zeit. Denn in anderen,
nicht-demokratischen Systemen wären die Skandale erst gar nicht
aufgeflogen. Nach den Taten einzelner nun alle Unternehmer und
Manager in öffentliche Sippenhaft zu nehmen, ist unangemessen und
ungerechtfertigt. Gefragt sind jetzt wieder einmal die
marktwirtschaftlichen und demokratischen Selbstheilungskräfte.
Irrwege müssen korrigiert werden. Nach restloser Aufklärung müssen
möglicherweise Strafgerichte Urteile fällen. Wo genügend kriminelle
Energie vorhanden ist, wird sich auch in Zukunft Datenmissbrauch
nicht verhindern lassen. Wie aber kann das Ausspionierungs-Risiko für
die Bürger verringert werden? Zunächst muss der Staat in Zukunft
daran gehindert werden, immer größere Mengen von persönlichen Daten
immer länger zu speichern. Die Vorratsdatensspeicherung, wie sie die
große Koalition gesetzlich verankert hat, ist mit dem notwendig
harten und in Grenzbereiche des Legalen vorstoßenden Kampf gegen
Terroristen nicht zu rechtfertigen und schränkt die Freiheitsrechte
unschuldiger Bürger gefährlich ein. Wenn Innenminister Schäuble die
Verantwortung für das Gesetz auf EU-Recht abschiebt, muss sich die
Bundesregierung eben in Straßburg und Brüssel für eine Korrektur
einsetzen, falls sie den Bürgern überhaupt Freiheit zurückgeben will.
Ansonsten gilt: Gelegenheit macht Diebe - auch beim Datenmissbrauch.
Während Politiker mit weitgehend sinnfreien und teilboykottierten
Schön-das-wir-mal-drüber-gesprochen-haben-Gipfeln, Rufen nach
Strafrechtsverschärfungen oder ulkigen
Selbstverpflichtungserklärungen der Unternehmen, sich an Gesetze zu
halten, sowie nach technischer Aufrüstung das Hamsterrad der
Skandalbewältigung in Fahrt bringen, geraten die Chefs der Stasikom
in immer größere Not. Nach Aktien-Absturz, Kundenflucht,
einbrechenden Gewinnmargen, Service-Desastern und Auslagerungs- und
Entlassungswellen ist nun das Kundenvertrauen ganz im Keller.
Konzern-Chef Obermann muss eiligst die große Rettungsaktion
einleiten. Für die Telekom - und sich selbst.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

140549

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Klatsche fürs Land Kommentar VON DETLEV HÜWEL Düsseldorf (ots) - Der neueste Prüfbericht des Landesrechnungshofs ist eine Ohrfeige für die Regierung Rüttgers. Der laxe Umgang des Landes mit Steuergeld, den CDU und FDP früher als Oppositionsparteien stets beanstandetet haben, setzt sich offenbar ungebremst fort. Dem Steuerzahler müssen die Haare zu Berge stehen, wenn er hört, wie "großzügig" Fördergelder vergeben werden, ohne dass dafür stets die Voraussetzungen vorliegen. Ein wenig hoffnungsvoll stimmt immerhin, dass das Wirtschaftsministerium mit seinen vielen Fördertöpfen jetzt mehr...

  • Rheinische Post: Terror gegen Dänen Kommentar VON GODEHARD UHLEMANN Düsseldorf (ots) - Der Terroranschlag auf die dänische Botschaft im pakistanischen Islamabad ist keine Überraschung. Die Frage war nicht, ob, sondern wann ein solcher Schlag erfolgen werde. Nun ist wohl allen klar, dass islamistischer Terror längst nicht besiegt ist. Terroristen können warten, weil sie wissen, dass die potentiell Bedrohten irgendwann in ihrer Wachsamkeit nachlassen. Hinzu kommt, dass der Anschlag nicht in westlichen Städten erfolgte, wo Sicherheit durch Überwachung in einem höheren Maße gewährleistet werden kann. Der Anschlag mehr...

  • Der neue Tag: Kommentarauszug zu Spritpreise: Weiden (ots) - "Tatsache ist ..., dass Rohöl gefragter ist denn je. Und dass nur ein paar Länder nennenswerte Mengen liefern können. Ein Zustand, der nicht besser, sondern eher schlimmer werden dürfte. Wer in dieser Situation nur Steuern drückt, hat wenig Spielraum, wenn es noch dicker kommt. Deutschland muss seine Abhängigkeit vom Öl verringern. Das klappt nicht mit Steuersenkungen, sondern mit Verzicht und moderner Technik." Originaltext: Der neue Tag Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/70539 Pressemappe via RSS mehr...

  • Rheinische Post: Mehr Urlaubsgeld Düsseldorf (ots) - Das Urlaubsgeld liefert ein gutes Spiegelbild der wirtschaftlichen Lage in Deutschland. Der Maschinenbau etwa hat im Mai 35 Prozent mehr Aufträge erhalten als vor einem Jahr. Die Beschäftigten hier können sich über vier Prozent mehr Urlaubsgeld freuen. Und selbst im Handel, lange das Sorgenkind, fällt nun wieder mehr Geld für die Mitarbeiter ab. Zugleich räumt der Vergleich mit Vorurteilen auf: Entgegen der Meinung an den Stammtischen sahnen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst nicht ab. Im Gegenteil, nach den Sparrunden mehr...

  • Rheinische Post: Grünen-Politikerin Göring-Eckardt schließt Koalition mit den Linken aus Düsseldorf (ots) - Die Vizepräsidentin des Bundestags, die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt, sieht keine Chance für ein Bündnis mit der Linkspartei. "Das geht auf Bundesebene aus meiner Sicht nicht", sagte die Grünen-Politikerin der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstagsausgabe). Gleichwohl schließt Göring-Eckardt nicht aus, die SPD-Kandidatin für das Bundespräsidentenamt, Gesine Schwan, zu wählen. "Ich habe sie schon einmal gewählt und damals als Fraktionsvorsitzende mitnominiert", sagte die Grünen-Politikerin. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht