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Lausitzer Rundschau: IM-Vorwürfe gegen Gysi Eine verfahrene Sache

Geschrieben am 28-05-2008

Cottbus (ots) - Der Fall Gysi ist weniger ein Lehrstück in Sachen
Diktatur und Geheimpolizei als vielmehr eine Lektion über die
verpassten Chancen der Wahrheitsfindung. Man kann dem einstigen
SED-Mitglied und dem Anwalt Gregor Gysi im Zusammenhang mit seiner
Tätigkeit für DDR-Bürgerrechtler sicher viele Fragen stellen und
seine früheren Mandanten sind bei der Beurteilung dieser Tätigkeit zu
ganz unterschiedlichen Schlussfolgerungen gekommen. Aber alles, was
wir heute wissen, spricht gegen die These vom ganz gewöhnlichen
Spitzel. Wer Gysi kennt, weiß um seine Talente und dazu zählt auch,
sich viele Optionen offen zu lassen und sich gelegentlich zu
überschätzen. Dass seine Partei, die SED, bei seiner Betreuung von
Oppositionellen immer dabei war, musste jeder Vernünftige wissen. Und
sie war ja Herr und Auftraggeber der Staatssicherheit. Die
Ohnmächtigen wie die Mächtigen waren bei ihm im Bilde und dass der
Mann ein Redetalent hat, weiß heute auch jeder.
Verwunderlich ist es, wenn für Gysi jetzt andere Maßstäbe gelten
sollen als für Sozialdemokraten beispielsweise. Immerhin ist einer
von ihnen zuerst Ministerpräsident und dann Bundesminister geworden,
bei dem die Aktenlage eine klarere Sprache spricht. Der Fall Stolpe
aber endete im Nichts, obwohl einst nicht unbedingt jeder davon
ausgehen konnte, dass der Kirchenmann sich ganz heimlich mit den
Genossen von der Sicherheit verabredete.
Die Sache Gysi riecht auf diesem Hintergrund und zu diesem Zeitpunkt
allzu sehr nach Parteipolitik. Man redet vom Spitzel und meint die
Linke, die als Fremdkörper stört. Damit ist der Aufarbeitung der
Vergangenheit aber genauso wenig gedient wie damals mit der schnellen
Absolution für Stolpe, bei der sich übrigens der Hilfe der damaligen
PDS bediente wurde. Es wäre ja gut, wenn überall alles ans Licht
kommt - aber dann bitte überall gleichermaßen. So aber ist das alles
eine verfahrene, eine traurig durchsichtige Angelegenheit.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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