(Registrieren)

Verwaltungsgerichtshof verpflichtet Bayern zu Feinstaub-Aktionsplan

Geschrieben am 23-05-2006

Berlin (ots) - Der Freistaat muss "unverzüglich" einen Plan zur
Eindämmung der Feinstaubbelastungen vorlegen - Deutsche Umwelthilfe:
"Die Gnadenfrist ist abgelaufen, Bund und Länder müssen sich nun
endlich über eine Förderung des Rußfilters einigen"

Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat dem Freistaat Bayern
wegen fortgesetzter Untätigkeit bei der Feinstaubbekämpfung eine
schwere Rüge erteilt und gleichzeitig Bund und Länder indirekt
aufgefordert, sich endlich auf wirksame gesetzliche Regelungen gegen
die großräumige Luftverschmutzung zu verständigen. In dem am Dienstag
veröffentlichten Urteil gibt der Verwaltungsgerichtshof einem
Anwohner der Landshuter Allee Recht, der angesichts der ständigen
Überschreitungen der Feinstaubgrenzwerte an seinem Wohnort die
Aufstellung eines Aktionsplans zur Eindämmung der Misere durch den
Freistaat Bayern verlangt hatte. 16 Monate nach dem Inkraftreten der
Grenzwertregelung sei es "als nicht (mehr) rechtmäßig anzusehen, wenn
die zuständige Behörde trotz von Anfang an evidenter
Überschreitungsgefahr noch immer keinen Aktionsplan vorlegen kann."
Dies sei "unverzüglich nachzuholen". Die Deutsche Umwelthilfe e. V.
(DUH) hatte den Kläger in München, wie andere von hohen
Feinstaubbelastungen betroffene Bürger in anderen Städten, bei seinem
Gang vor die Gerichte unterstützt.

"Die Gnadenfrist für alle Feinstaub-Ignoranten ist abgelaufen",
kommentierte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch das Urteil. "Der
Verwaltungsgerichtshof hat in dankenswerter Klarheit allen
Verantwortlichen ins Stammbuch geschrieben, dass niemand geltendes
Recht einfach ignorieren kann. Das Urteil ist auch eine Warnung an
alle, die derzeit glauben machen wollen, das drängendste
Luftreinhalteproblem in Deutschland könne durch die Aufweichung und
Anhebung von Grenzwerten gelöst werden. Wir fordern Bund und Länder
auf, endlich eine wirksame Förderung rußfreier Dieselfahrzeuge zu
beschließen und sich endlich gegen die Automobilindustrie
durchzusetzen."

Das Gericht entschied, dass der Freistaat Bayern selbst dann zur
Aufstellung des Aktionsplans verpflichtet sei, wenn "entgegen dem
gesetzlichen Regelfall" auch danach die Einhaltung der Grenzwerte
nicht sicher gewährleistet sei. Bayern sei nämlich nicht allein
verantwortlich dafür, dass sich Bund und Länder immer noch nicht auf
wirksame Maßnahmen zur Eindämmung der großräumigen Luftverschmutzung
haben verständigen können. Tatsächlich hatten sich Bund und Länder
jahrelang bei der Verabschiedung einer Kennzeichnungsverordnung für
Dieselstinker und den Modalitäten zur Förderung des
Dieselpartikelfilters in Neu- und Altfahrzeugen gegenseitig
blockiert.

DUH-Anwalt Remo Klinger erwartet, dass das Münchner Urteil auf
andere Ballungszentren mit ebenfalls regelmäßig überhöhten
Feinstaubbelastungen ausstrahlt. Klinger: "Dieses Urteil hat
bundesweite Bedeutung. Zum ersten Mal hat in Deutschland ein
Obergericht über die Feinstaubproblematik entschieden und den
Betroffenen ein Recht auf saubere Luft zugesprochen." Dass die
Verwaltungsrichter gleichzeitig mit dem Finger auf die Versäumnisse
der Bundes- und Landespolitik zeigten, werde dort hoffentlich richtig
verstanden. Die DUH werde deshalb weiter auch vor den Gerichten für
die Einhaltung der Grenzwerte streiten und behalte sich vor, dazu
Revision zum Bundesverwaltungsgericht einzulegen. Auf Dauer könne
nicht akzeptiert werden, dass geltende Grenzwerte überschritten
werden dürfen, weil lokale und regionale Behörden bei ihren
Bemühungen um Abhilfe von Bund und Ländern nicht ausreichend
unterstützt würden.

AZ. 22 BV 05.2461 und 22 BV 05.2462

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=22521
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Für Rückfragen:
Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, (www.duh.de), Tel.: Mobil.: 0171/ 3649170,
Fax.: 0 77 32/ 9995-77, E-Mail: resch@duh.de

Dr. Remo Klinger, Rechtsanwaltskanzlei Geulen-Klinger,
Schaperstr. 15, 10719 Berlin, Tel.: 030/88472-80, Fax: 03088472-810,
E-Mail: klinger@geulen.com

Dr. Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, Tel.: 030/ 25 89 86-15, mobil 0171/ 56 60 577,
E-Mail: rosenkranz@duh.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

13876

weitere Artikel:
  • Greenpeace legt neuen Bericht zur Verstrahlung in La Hague vor: Grundwasser in der Normandie radioaktiv verseucht La Hague (ots) - Eine Halde mit radioaktivem Atommüll auch aus Deutschland verseucht Grundwasser in der Normandie in Frankreich. Das französische Labor ACRO legte heute in der Normandie im Auftrag von Greenpeace einen Bericht über die radioaktive Situation um die Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague in der Normandie vor. Die Wasserproben weisen Tritiumwerte von 750 Becquerel pro Liter auf und übersteigen damit die europäischen Grenzwerte von 100 Becquerel pro Liter für die radioaktive Belastung von Wasser um mehr als das Siebenfache. mehr...

  • Terminhinweis: Bundespressekonferenz zur humanitären Lage im Kongo Bonn (ots) - Liebe Kollegen und Kolleginnen, wir möchten Sie gerne auf einen Termin hinweisen: Der Vorstandsvorsitzende von CARE International Deutschland, Staatsekretär a.D. Heribert Scharrenbroich informiert in der Bundespressekonferenz Berlin über die Humanitäre Lage im Kongo vor den Wahlen Freitag, 26. Mai 2006 um 10:30 Konferenzsaal Haus der Bundespressekonferenz Schiffbauerdamm 40, 10117 Berlin (Ecke Reinhardtstr.) CARE ist seit 1994 im Kongo tätig. Bis 1998 versorgte CARE Flüchtlinge aus dem Nachbarland mehr...

  • Weniger Konfrontation / Kolpingwerk begrüßt die Wahl Ingrid Sehrbrocks als DGB-Vize Köln (ots) - "Es ist wichtig, dass der christliche Arbeitnehmerflügel in der Spitze des Deutschen Gewerkschaftsbundes vertreten ist." So begrüßte der Bundesvorsitzende des Kolpingwerkes Deutschland, Thomas Dörflinger (MdB), in Berlin die Wahl von Ingrid Sehrbrock als stellvertretende DGB-Bundesvorsitzende. Sehrbrock hatte sich in einer Kampfabstimmung gegen die bisherige Amtsinhaberin Ursula Engelen-Kefer durchgesetzt, die an ihrem Amt festhalten wollte. In der Wahl Ingrid Sehrbrocks sieht das Kolpingwerk eine Stärkung des DGB und damit der mehr...

  • Bleser: Verlässlichkeit schafft Vertrauen Berlin (ots) - Zur Bilanz des ersten halben Regierungsjahres von Bundesminister Seehofer erklärt der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Bleser MdB: Die Verlässlichkeit des Handelns des von Verbraucherschutzminister Seehofer geführten Ministeriums hat zu einem Klima des Vertrauens in die Agrar- und Verbraucherpolitik der neuen Bundesregierung geführt. Die aktuellen Probleme und grundsätzlichen Fragen werden konzentriert und zielgerichtet abgearbeitet. Dies mehr...

  • Der Tagesspiegel: Botschaften warnen WM-Gäste Berlin (ots) - Berlin - Angesichts der Häufung rassistischer Angriffe auf dunkelhäutige Menschen in Deutschland haben einige Botschaften der WM-Teilnehmerländer ihre Teams und Fans zur Vorsicht gemahnt. Die Botschaft Ghanas will dem Team den Rat mitgeben, "vor allem abends nicht mehr alleine auszugehen". Allerdings, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel, werde der Trainer den Spielern das eh nicht erlauben: "Er ist sehr streng." Ansonsten bete man, "dass nichts passiert". Rund 2500 Ghanaer erwartet die Botschaft, die meisten lebten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht