 Allg. Zeitung Mainz: Genug Macht vorhanden (Kommentar zum Streit um Milch)
Geschrieben am 23-04-2008 |
Mainz (ots) - Milch ist ein wichtiges, weil gesundes
Nahrungsmittel, aber es ist ein Produkt wie jedes andere auch. Das
bedeutet, der Preis wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Kommt
mehr auf den Markt als verzehrt wird, wird die Ware zwangsläufig
billiger. Genau das passiert derzeit. Die Verbraucher kann das nur
freuen, denn sie müssen seit geraumer Zeit einen deutlich höheren
Anteil ihres verfügbaren Einkommens für Essen und Trinken ausgeben.
Zum Teil erhebliche Kaufzurückhaltung ist die logische Folge. Das
spürt der Handel an seinen Umsätzen und weit mehr noch an seinen
Margen. Die sind hierzulande - gemessen an dem, was in anderen
Branchen verdient wird - nicht sonderlich hoch. Dass dennoch
ordentlich was in der Kasse bleibt, liegt auch und vor allem am
knallharten Einkauf, bei dem um jeden Cent gefeilscht wird. Derzeit
trifft das leider die Milcherzeuger, denn der Konsum war wegen der
steil gestiegenen Preise in den vergangenen Monaten deutlich
gesunken. Da nimmt es nicht Wunder, dass der Handel die Gelegenheit
nutzt, mit einem so symbolträchtigen Produkt beim Kunden zu punkten.
Dass das die großen Anbieter derzeit alle gleichzeitig machen, mag
die Bauern in Zorn versetzen, aber ihr Ruf nach dem Kartellamt wird
ihnen kaum helfen, denn Absprachen sind extrem schwer nachzuweisen.
Überdies sind ihre unmittelbaren Partner die rund 120 Molkereien in
Deutschland und nicht der Handel. Da 75 Prozent aller Molkereien
Genossenschaften sind, gehören sie den Bauern selbst. Wer über so
hohe Produktionskapazitäten verfügt, hat in der Regel auch genug
Macht, dem Handel Paroli zu bieten. Statt also voller Wut auf die
großen Discounter einzudreschen, sollten die Bauern erst einmal mit
ihrem eigenen Management ein deutliches Wort reden.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
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Allgemeine Zeitung Mainz
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