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Westfalenpost: Ordentlicher Schluck Der Abschluss kommt teuer

Geschrieben am 31-03-2008

Hagen (ots) - Von Lorenz Redicker

Es geht doch. Busse und Straßenbahnen fahren weiter, Kindergärten
bleiben geöffnet, der Müll wird abgeholt. Weil Gewerkschaften und
Arbeitgeber sich doch noch geeinigt haben, in der Verlängerung ihrer
letzten Verhandlungsrunde.
Als Sieger in dieser Tarifauseinandersetzung dürfen sich die
Gewerkschaften fühlen. Sie haben geschafft, was ihnen lange nicht
gelungen ist: Nämlich viel herauszuholen für die Beschäftigten,
deutlich mehr als die Arbeitgeber und auch der Schlichter ihnen
zugestehen wollte.
An der grundsätzlichen Schwäche der Gewerkschaften ändert auch
dieser Abschluss nichts. Nur haben Verdi und die DBB-Tarifunion die
Chance genutzt, die sich ihnen bot. Weil die öffentliche Meinung
ihnen gewogen war; weil die Arbeitgeber angesichts der Haushaltslage
bereit waren für mehr als wieder nur eine neuerliche Nullrunde; weil
sie, die Gewerkschaften, zuletzt jahrelang klein beigegeben hatten,
klein beigeben mussten. Schon bei der nächsten Tarifrunde in zwei
Jahren, wenn die Umstände andere sind, dürfte sich der Wind jedoch
wieder drehen.
Sicher ist: Dieser Tarifabschluss kommt teuer. Die Kommunen, den
Bund - und damit die Bürger. 9,5 Milliarden Euro haben allein Städte
und Gemeinden in diesem und dem nächsten Jahr an Mehrausgaben zu
schultern. Das sorgte schon gestern für deutliches Murren bei den
kommunalen Arbeitgebern. Zugestimmt haben sie trotzdem - und
angekündigt, Gebühren und Beiträge zu erhöhen.
Das ist Krux im öffentlichen Dienst. Jedes noch so verdiente
Lohnplus für die Beschäftigten muss erwirtschaftet werden - von den
Bürger, über Steuern, Abgaben und Gebühren. Arbeitgeber sind wir
alle.
Diese Frage müssen deshalb wir alle beantworten: Was ist uns ein
funktionierender öffentlicher Dienst wert? Gute Erzieherinnen,
zuverlässige Busfahrer gibt es nicht zum Billigtarif; für ordentliche
Arbeit wollen sie ordentlich bezahlt werden. Zu Recht. Auch deshalb
ist ihnen der ordentliche Schluck aus der Lohnpulle, der ihnen mit
diesem Abschluss gewährt wird, zu gönnen. Obwohl wir alle dafür
bezahlen müssen.

Originaltext: Westfalenpost
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Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160


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